Im Rahmen einer C.A.R.M.E.N.-WebKonferenz am 08. Februar 2023 thematisierten die Referierenden die Bedeutung von Torf für den Klimaschutz und diskutierten Ersatzsubstrate und deren Einsatzmöglichkeiten.

Unter der Überschrift „Torfersatzsubstrate – auf dem Weg zu neuen Erden!“ nahmen am 8. Februar 2023 rund 100 Expert*innen, Anwender*innen, Multiplikator*innen sowie fachlich Interessierte an einer C.A.R.M.E.N.-WebKonferenz teil. Die herausragende Bedeutung des Torfs für den Erwerbsgartenbau, aber auch die dringende Notwendigkeit zur Reduzierung des Torfverbrauchs für den Klimaschutz stellten die Referierenden allesamt eindrücklich dar.

Grußwortredner Dr. Jörg Hirsche vom Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten betonte die Bemühungen der Substrathersteller und Gärtner*innen den Einsatz des fossilen Rohstoffs Torf zu reduzieren. Es brauche jedoch verlässliche Versorgungsketten von Torfersatzsubstraten, um die gärtnerische Erzeugung nicht zu gefährden. Zudem gebe es Kulturen, die einen geringeren Torfanteil weniger gut akzeptieren als andere. Und auch bei Torfersatzsubstraten dürfe die Perspektive der Nachhaltigkeit nicht zu kurz kommen.

Im anschließenden Auftaktvortrag von Prof. Dr. Nazim Gruda, Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, stellte dieser u. a. die Torfminderungsstrategie der Bundesregierung vor. Diese strebt den vollständigen Verzicht von Torf im Freizeitgartenbau bis 2026 sowie einen weitgehenden Ersatz von Torf im Erwerbsgartenbau bis 2030 an.

Die Suche nach Ersatzsubstraten für Torf ist keineswegs neu, sondern beschäftigt den Gartenbau bereits seit 30 bis 40 Jahren mit einer intensiven Suche nach Lösungen, betonte Dr. Dieter Lohr von der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf in seinem Vortrag. Bisher könne kein Stoff Torf allein ersetzen. Stattdessen erfordern die individuellen Ansprüche der Kulturpflanzen eine intelligente Kombination von verschiedenen Torfersatzstoffen. Der Gartenbau sollte daher als Teil der Lösung verstanden werden. Dies betonte auch Julia Ostrowski von Meo Carbon Solutions, die möglichst viele Stakeholder in ihren Prozess der Nachhaltigkeitsbewertung und Zertifizierung von Torfersatzstoffen integrieren. Das Zertifizierungssystem, das ab 2024 verfügbar sein wird, betrachte u. a. ökologische, soziale und ökomische Nachhaltigkeit sowie die Treibhausgas-Bilanzierung der Torfersatzstoffe. Aktuell konzentriert sich das Projekt auf die wichtigsten Torfersatzstoffe Kokostorf und Kokosfasern, Holzhackschnitzel und Holzfasern, Rindenhumus sowie Kompost, strebt jedoch eine stetige Weitereinwicklung des Systems für internationale Anerkennung und zukünftige Anwendungsoptionen für jeden Torfersatzstoff an.

Ulrike Wegener, GGS – Gütegemeinschaft Substrate für Pflanzen e.V., konzentrierte sich in ihrem Beitrag auf Herausforderungen bei der Umsetzung einer Torfersatzstrategie. Mehr als 12 Mio. m³ Substrate pro Jahr werden in Deutschland für den professionellen Gartenbau und den Hobbybereich hergestellt. Die chemischen, biologischen, physikalischen und weiteren Anforderungen an die Kultursubstrate und Blumenerden sind dabei komplex und umfassen u. a. Aspekte wie den ph-Wert, eine geringe mikrobielle Aktivität, Porenvolumen, Benetzbarkeit und Lagerfähigkeit.

Einen Einblick in die Praxis eines Gartenbaubetriebs gewährte im Anschluss Florian Böck von der Gärtnerei Böck in Neufarn, die bereits selbst mehrere torfreduzierte Substrate eingesetzt haben. Wichtig für den Einsatz von Torfersatzsubstraten sind aus seiner Sicht vor allem eine gute Wasserführung, eine gute Lagerfähigkeit, aber auch die Verfügbarkeit sowie der Preis der Produkte.

Im anschließenden Themenblock Forschung meets Praxis wurden verschiedene aktuelle Projekte vorgestellt. Den Auftakt machte Uwe Saßmannshausen von der bionero GmbH. Aus Kohlenstoff in Form von biogenen Reststoffen (Pferdemist und Stroh) produziert sein Unternehmen im Pyrolyseverfahren Pflanzenkohle, die den Kohlenstoff für mehrere Jahrtausende fixiert. Die entstandene Terra Preta stellt, so Saßnammshausen, nachweislich eine Kohlenstoffsenke dar.

Ein Blick auf die Holzfaservergärung zur Biogas- und Torfsubstitutgewinnung warf Dr. Britt Schumacher vom Deutschen Biomassezentrum gGmbH. Aktuell seien noch viele technische, biologische und ökonomische Fragen zu beantworten. Auch Fabian Geltz von der Geltz Umwelttechnologie GmbH teilt diese Auffassung. Insbesondere hohe Nährstoff- und Salzgehalte, hohe ph-Werte sowie ggf. das Enthalten von Bakterien und Keimen aus der Biogasanlage stellen kritische Faktoren dar. Mithilfe des Pilotprojekts „UpCycling Plus“ habe man mit einer Nährstoff- und Salzentfernung sowie Hygienisierung und Stabilisierung jedoch gute Qualitäten erzielt. Das Verfahren sei auf andere Anlagen übertragbar und ermögliche die Herstellung großer Mengen Torfersatzsubstrate.

Im Rahmen des bundesweit durchgeführten Vorhabens TerZ wird in verschiedenen Modellregionen seit 2019 versucht, mit einem geringeren Torfanteil in den Substraten gute Ergebnisse zu erzielen. Wie Ronja Fritzsche von der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf zusammenfasste, kamen dabei meist nur eine geringe Anzahl von unterschiedlichen Torfersatzstoffen zum Einsatz. Die Erfahrungen zeigten, dass sich zum Teil bereits geringe Anteile von Torfersatzstoffen in chemischen Parametern bemerkbar machten.

Den Abschluss der WebKonferenz machte Ulrike Fockenberg, Gramoflor GmbH & Co. KG, mit ihrem Vortrag „Gut kombiniert – Torf reduziert“ und fasste u. a. Herausforderungen und Chancen aus Sicht der substratherstellenden Unternehmen zusammen. Die Substratindustrie müsse sich künftig darauf einstellen, dass ein Substrat aus drei bis fünf verschiedenen Rohstoffen bestehe und es eine zielgenauere Abstimmung von Rohstoffen und Dünger gebe. Eine besondere Herausforderung sieht sie in der Rohstoffbeschaffung hoher Qualität, ausreichender Menge und zu tragbaren Preisen.

Die rege Beteiligung der Teilnehmenden mit Diskussionsbeiträgen und Fragen verdeutlichte die Aktualität der angebotenen Themen. Trotz verschiedener Hintergründe bestand bei den Vortragenden Konsens darüber, dass die Reduzierung des Torfeinsatzes im Profigartenbau zwar nicht einfach, aber möglich und mit Blick auf den Moor- und Klimaschutz unumgänglich ist. Für besonders wichtig erachten sie, Gartenbaubetriebe beim Prozess der Umstellung mitzunehmen sowie eine sichere Verfügbarkeit von Torfersatzsubstraten.

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