Leider wirken Gruppenausstellungen oft beliebig und lieblos zusammengestellt. Das ist bei der 3er-Schau „Uli Gsell, Jan Jansen, Cinyi Joh – Konsens“ anders! Das Stuttgarter Kuratoren-Duo und Galeristen-Paar Katrin und Marko Schacher hat jahrelange Erfahrungen mit Dialog-Präsentationen, kennt die Räume im Sulzfelder Bürgerhaus gut und fokussiert mit den genannten KünstlerInnen drei sich gegenseitig ergänzende Positionen, die aber ein inhaltliches Schwanken zwischen Figuration und Abstraktion eint.

Zur Eröffnung der zweitletzten vom Kulturkreis Sulzfeld organisierten Ausstellung am Sonntag 12. März um 11 Uhr führt Marko Schacher in die Schau ein – und wird möglicherweise auch einige Erinnerungen an die vergangenen Kooperationen in den Jahren 2013 und 2019 zum besten geben.

Die ausgewählten Exponate stellen spannende Fragen wie: Wo verläuft die Grenze zwischen geometrischer Form und Architektur? Ab wann sind gemalte Häuser-Fassaden konstruktive Kunst? Wieviel Körperlichkeit muss eine Figur noch haben, um als solche bezeichnet zu werden? Diese Fragen müssen nicht beantwortet werden, motivieren die BesucherInnen aber eventuell dazu, etwaiges Schubladen-Denken ad acta zu legen.

Während die von Jan Jansen gemalten urbanen Szenen an der Wand hängen und mit ihrer Relief-Struktur zur Skulptur tendieren, scheinen die auf dem Boden und auf Sockeln stehenden steinernen Objekte von Uli Gsell klassische Skulpturen zu sein, entwickeln aber eine enorme Dynamik im Raum. Die von der Decke hängenden Filz-Bahnen von Cinyi Joh könnten Körperfragmente aber auch Architekturbestandteile sein. Daneben präsentiert die Künstlerin Gemälde, die an organische Gebilde und tektonische Raumelemente erinnern.

Allen drei Künstlerinnen sieht man die Spielfreude und die Tendenz zum Experiment an. Alle drei motivieren uns dazu, unsere tägliche Umgebung optisch, haptisch und sinnlich genauer unter die Lupe zu nehmen. Cinyi Joh, Jan Jansen und Uli Gsell präsentieren Theaterbühnen, die uns auffordern, sie mit unserer Fantasie und eigenen Geschichten und Protagonisten zu beleben.

Alle drei thematisieren in und mit ihren Arbeiten Überschneidungen, Überlagerungen und die Auflösung im Raum bzw. die Verschmelzung mit dem Umraum. Alle drei spielen mit Leerstellen und Perspektiven, nur eben mit ganz verschiedenen Medien und mit unterschiedlichen Dynamiken im Raum: von der Wand, von der Decke und vom Boden auf uns zu kommend.

Cinyi Joh (1967 geboren in Taipeh/Taiwan, lebt in Stuttgart), Jan Jansen (1988 geboren in Köln, lebt in Stuttgart) und Uli Gsell (1967 geboren in Stuttgart, lebt in Ostfildern) haben noch nie zusammen ausgestellt und sind sich teils auch noch nicht persönlich begegnet, kennen und schätzen aber die Werke der jeweils anderen. Insofern ist dieser „Trialog“ eine reizvolle Weltpremiere und ein würdiger (vorläufiger?) Abschluss der Zusammenarbeit zwischen der Stuttgarter Galerie „Schacher – Raum für Kunst“ und dem Kulturkreis Sulzfeld.

Die Fakten:

Uli Gsell, Jan Jansen, Cinyi Joh – Konsens
(kuratiert von "Schacher – Raum für Kunst")
Galerie im Bürgerhaus, Hauptstr. 95, 75056 Sulzfeld
12.03.-02.04.2023, Di und Do 16-18 Uhr, So 14-18 Uhr

Eröffnung: So 12.03.2023, 11 Uhr, Einführung: Marko Schacher

Weitere Infos: www.kulturkreis-sulzfeld.de, www.galerie-schacher.de

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Schacher – Raum für Kunst
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