Netze sind ihr Markenzeichen. Mal feinmaschig, mal grobmaschig, mal schwarzweiß, mal bunt, mal verspielt, mal streng strukturiert. Aber immer von einer Leichtigkeit und Originalität, die einzigartig sind. Ulrike Isensee gehört fraglos zu den besten Textilkünstlerinnen der Gegenwart. Und das impliziert auch, dass sie zu den kreativsten und experimentierfreudigsten gehört.
Die Grundlage für die Lust am Experiment legte das Kunststudium an der Hochschule für bildende Künste Hamburg. Hier lernte Ulrike Isensee, wie wichtig der freie, unkonventionelle Umgang mit Materialien ist. Sie wollte sich ganz der Textilkunst verschreiben. Um ihrer Begabung eine solide Grundlage zu verschaffen, schloss sie eine Ausbildung zur Handweberin an.
Auf die Meisterprüfung 1992 folgte gleich die erste Auszeichnung, der Förderpreis der Handwerkskammer Hamburg, und im Laufe der Jahre noch viele weitere Preise – u.a. der Hessische Staatspreis, der Justus-Brinckmann-Preis und der Lotte Hofmann Gedächtnispreis. Stets wurde dabei die technische Raffinesse, die Experimentierfreudigkeit und die außerordentliche Bandbreite an Ausdrucksmöglichkeiten betont.
Entgegen der traditionellen Webart schafft Ulrike Isensee in der Tat Grenzgänger zwischen freier und angewandter Kunst: Transparente, überaus poetisch anmutende Gewebe aus flottierenden, beweglichen Fäden. Die so entstandenen Fadennetze werden mit allen möglichen Stoffteilen und Stoffresten, auch Leder oder Plastikelemente, belegt und anschließend vernäht. Dabei entstehen immer wieder kühne Materialmixturen und Farbkombinationen, die als Schals getragen werden können. Ob verspielt, zart, opulent oder geometrisch streng – es sind in jedem Fall tragbare Kunstwerke.
Mitunter vergrößert Ulrike Isensee ihre Objekte auch zu riesigen Wandbehängen. Eine große Auswahl ihres Oeuvres wird in dieser Ausstellung gezeigt. Raumgreifende Arbeiten sind die große Leidenschaft der Hamburgerin, und sie sind keine Grenzgänger mehr, sondern eindeutig der freien Kunst zuzuordnen.
Als „Hommage à Niki de Saint Phalle“ und „Hommage à Sonia Delaunay“ stellte sie Textilobjekte her, die eine besondere Mischung aus anarchisch bunt-gemusterten Textilelementen aus Baumwolle, Seide und Leinen einerseits und strengen geometrischen Formen aus Pongéseide und Mikrofasergewebe andererseits, darstellen.
Bei dem Projekt „Erinnerungen“ hat sie sich mit Alltagserinnerungen auseinandergesetzt und angelehnt an diese, die Objekte wie „Silvester“, oder „Einkaufstour“ kreiert. Sie bestehen aus verschiedenen Materialien, die in ihrer Gestalt als Träger von Erinnerungen betrachtet werden können und von ihr in textile Flächen eingewebt und eingenäht wurden. Ihre Absicht war es, Erinnerungsobjekte zu erschaffen, mit denen BetrachterInnen sich identifizieren können und die sie zusätzlich mit eigenen individuellen Erinnerungen füllen können.
Anlässlich des hundertsten Bauhaus Jubiläums entstand ihre Hommage an die legendären Bauhaus-Künstlerinnen Anni Albers und Gunta Stölzl. Grandiose, geometrische Assemblagen, Raumteiler und Wandobjekte – allesamt innovative Werk-Interpretationen der hochbegabten und selbstbewussten „Weber-Weiber“, die selbst heute noch weit weniger bekannt sind als ihre männlichen Kollegen um Gropius, Kandinsky, Breuer und Co. Dabei waren es auch die Textilkünstlerinnen mit ihren revolutionären Entwürfen, die dem Bauhaus in seiner kurzen Blütezeit erhebliche Aufmerksamkeit einbrachten.
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