Damit ist die historische Anbauentwicklung der Anbaubiomasse berücksichtigt, betont die UFOP. Nachhaltig zertifizierte Biokraftstoffe aus Anbaubiomasse übernehmen bei der Dekarbonisierung des Verkehrssektors eine wichtige Brückenfunktion. Insofern ist von besonderer Bedeutung, dass die gesetzlichen Anforderungen zum Nachweis der Nachhaltigkeit und der THG-Minderung auch in Drittstaaten umgesetzt werden müssen. Ein analoges internationales “level-playing-field” wird 12 Jahre später aktuell mit der EU-Verordnung über entwaldungsfreie Produkte für Soja, Rindfleisch, Palmöl, Holz, Kakao und Kaffee eingeführt. Diese Verordnung sieht ebenfalls die Pflicht eines datierten Nachweises in Bezug auf die Anbaufläche vor (Bezugsjahr 2020). Bei der Biokraftstoffzertifizierung ist das Referenzjahr 2008 zu beachten sowie der ökologische Zustand der Flächen zur Sicherung der Biodiversität.
In der EU-Richtlinie zur Förderung der Nutzung der Erneuerbaren Energien 2018/2001/EU (RED II) wurde festgeschrieben, dass die Entwicklung indirekter Landnutzungsänderungen (iLUC) fortlaufend zu beobachten ist. Die weltweite Ausdehnung der Produktionsflächen für Nahrungs- und Futtermittelpflanzen auf Flächen mit hohem Kohlenstoffbestand soll mit Hilfe der einschlägigen wissenschaftlichen Informationen und Studien regelmäßig erfasst und überprüft werden. So sieht es die Delegierte EU-Verordnung 2019/807 vor. Die von der UFOP geförderte Studie „Entwicklung eines Monitoringkonzeptes zur Bewertung von iLUC“ des Autorenteams um Prof. Dr. Rainer Kühl von der Universität Gießen greift diese Zielsetzung auf.
Die Studie kommt zum Ergebnis, dass die umfassend ausgewerteten wissenschaftlichen Veröffentlichungen uneinig sind in der Bewertung der Ursache-Wirkungszusammenhänge zwischen den Biokraftstoffpolitiken der Verbrauchsländer und den konkret zu quantifizierenden Effekten durch indirekte Landnutzungsänderungen. Deshalb werden sowohl für Südamerika (Soja) als auch für den südostasiatischen Raum (Palmöl) zusätzliche auslösende Effekte diskutiert. Ein starkes Bevölkerungswachstum, die damit einhergehende Verstädterung ländlicher Regionen und die Versorgung der einheimischen Bevölkerung mit Nahrungs-, Energie- und Rohstoffprodukten (Holz und Kautschuk) bestimmen bspw. zunehmend die Landnutzung. Die vorgelegte Analyse der bisher entwickelten methodischen Ansätze zeigt, dass die Modelle zur ursächlichen Ermittlung indirekter Landnutzungsänderungen (Biokraftstoffverbrauch) als globalen und regionalen Effekt und die Ableitung hochaggregierter Steuerungsfaktoren zur ILUC-Bekämpfung aus wissenschaftlicher Sicht nicht ausreichend belastbar sind.
Die Bewertung der Ursachen direkter und indirekter Landnutzungsänderungen hängt auch von den in den Studien verwendeten Untersuchungsmethoden zur Analyse von Landnutzungseffekten ab, so ein weiteres Ergebnis der Studie. Hier zeigt sich ein großer Interpretationsspielraum infolge der häufig in wissenschaftlichen Arbeiten verwendeten ökonometrisch basierten Wirkungsanalysemodelle als auch für die vermehrt genutzten Geo-Informationssysteme. Oft kommen die Modellberechnungen für die gleichen Fragestellungen zu unterschiedlichen Ergebnissen. Selbst bei vergleichbaren zugrundeliegenden Sachverhalten ergeben sich große Ergebnisunterschiede. Folglich ist nach wie vor der eindeutige Nachweis eines kausalen Wirkungszusammenhangs zwischen dem Verbrauch von Bioenergie und indirekten Landnutzungseffekten und damit der Höhe oder Bedeutung des als zusätzliche Anbaufläche nachzuweisenden iLUC-Effektes schwierig zu erbringen. Der Rapsanbau hingegen ist in den einschlägigen wissenschaftlichen Journalen in Bezug auf indirekte Landnutzungsänderungen nicht Gegenstand der Untersuchungen. Schwerpunkte diesbezüglicher Studien sind vor allem Lebenszyklusanalysen (LCA) und die Bewertung der Konsequenzen des Rapsanbaus für die Treibhausgasbilanzen.
Zur Studie:
Auf Grundlage der aktuellen wissenschaftlichen Literatur wurde der Zusammenhang zwischen der Biokraftstoffverwendung und deren Ausgangsprodukte Sojabohnen, Ölpalmen und Raps auf indirekte Landnutzungsänderungen (iLUC) in drei Schritten untersucht und bewertet. Um eine dem EU-Kommissionsbericht anschlussfähige Fortschreibung der Entwicklung der wissenschaftlichen Erkenntnisse konzeptionell und inhaltlich zu gewährleisten, wurde die themenbezogene Fachliteratur aus insgesamt 87 nationalen und internationalen Fachzeitschriften der vergangenen 5 Jahre (2018 – 2022) systematisch ausgewertet. Aus insgesamt 326 wissenschaftlichen Beiträgen wurden letztendlich 92 Publikationen für die vorliegende Studie herangezogen.
Die Studie steht als Download zur Verfügung:
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