Das Dresdner Abwassersystem ist in den vergangenen Jahren noch leistungsfähiger und auch umweltfreundlicher geworden. Dafür wurden allein in diesem Jahr 21 Millionen Euro investiert, erklärt der Technische Geschäftsführer Ralf Strothteicher. Davon flossen rund 13 Millionen Euro in die Kanalsanierung, so in Gruna und Seidnitz in das Gebiet zwischen der Winterbergstraße sowie der Bodenbacher Straße und der Gasanstaltstraße und der Winterbergstraße. Zudem konnten im Klärwerk moderne Abluftbehandlungsanlagen an der Klärschlammverladung sowie in der Schlammbehandlung in Betrieb genommen werden, verweist Strothteicher auf ein weiteres Beispiel. „Damit ist dieses Problem gelöst. Bisher gab es keine weiteren Beschwerden von Anwohnern.“

Das Großprojekt: Besserer Anschluss für Mikrochipfabriken

2023 wird die Stadtentwässerung mit rund 29 Millionen Euro deutlich mehr als in diesem Jahr investieren. Mit etwa 22 Millionen Euro fließt der größte Teil ins Kanalnetz. Das ist auch dringend nötig, wie am größten Projekt deutlich wird. Denn die Halbleiter-Industrie wächst rasant. Allein die Werke von Globalfoundries, Infineon, Bosch und X-Fab leiten schon jetzt mit ihren knapp 8,7 Millionen Kubikmetern 93 Prozent der Dresdner Industrie-Abwässer ein. Jetzt will Infineon noch seinen Dresdner Standort kräftig ausbauen. An der Südostecke des Werks an der Königsbrücker Straße ist ein Neubau für rund 1.000 zusätzliche Jobs geplant, der 2026 fertig werden soll. 

Damit wäre das vorhandene Kanalnetz überlastet. „Deshalb planen wir den Industriesammler Nord“, erklärt Strothteicher. „Das Projekt hat bei uns höchste Priorität. Die Planung ist weit fortgeschritten.“ Der Hauptkanal für die Abwässer der Mikroelektronik-Betriebe soll rund zehn Kilometer lang werden. Mit dem insgesamt rund 47 Millionen Euro teuren Großprojekt sollen das rechtselbische Kanalnetz entlastet und die Möglichkeiten für die weitere industrielle Entwicklung geschaffen werden. Künftig wird das Abwasser direkt von den Gewerbegebieten zur Kläranlage geleitet.

Ab dem Frühjahr werden die Bauleistungen europaweit ausgeschrieben. Im dritten Quartal dieses Jahres soll der Bau beginnen, der spätestens 2027 abgeschlossen wird.

Die Kanalsanierung: Rund 100 Projekte 2023

Die Stadtentwässerung hat eine langfristige Strategie für die Sanierung des rund 1.800 Kilometer langen Dresdner Kanalnetzes. „in diesem Jahr haben wir rund 100 einzelne Baumaßnahmen geplant“, kündigt der Geschäftsführer an. Im Zuge der grundhaften Erneuerung der Neuländer Straße in Trachau werden Kanäle für gemischtes Ab- und Regenwasser erneuert. Die bis zu 40 Zentimeter starken Rohre werden auf einer Länge von 750 Metern eingebaut.

Zudem sollen Mischwasserkanäle in Löbtau auf der Frankenbergstraße (500 Meter) sowie auf der Wernerstraße (400 Meter) saniert werden.

Die Energieerzeugung: Neuer Gasspeicher für Blockheizkraftwerke

Hoch empor ragen seit zehn Jahren die Faultürme im Kaditzer Klärwerk. Aus dem dort entstehenden Klärgas wird in den benachbarten drei Blockheizkraftwerken (BHKW) umweltfreundlich Strom und Wärme gewonnen.  Jährlich entstehen in den Faultürmen über sieben Millionen Kubikmeter Klärgas. Stündlich sind es etwa 1.000 Kubikmeter, erklärt Strothteicher.

Da die Faultürme immer besser arbeiten und mehr Biogas erzeugen, soll bis 2024 ein zweiter 5.000 Kubikmeter fassender Gasspeicher errichtet werden. Das Klärgas in den Faultürmen wird gleichmäßig erzeugt. Ein weiterer Gasometer ist nötig, damit auch in Spitzenzeiten immer genügend Gas für die BHKW’s zur Verfügung steht. Wird hingegen nicht viel Strom benötigt oder müssen die Kraftwerke für Wartungsarbeiten abgeschaltet werden, ist genügend Speicherkapazität da. „Wir wollen verhindern, dass Klärgas abgefackelt werden muss“, erläutert Strothteicher. Denn es soll effizient zur Strom- und Wärmeerzeugung eingesetzt werden. 

Die Investition von rund 2,4 Millionen Euro für den neuen Speicher soll sich durch die Energieerzeugung bereits nach wenigen Jahren amortisieren. Schon jetzt werden durch die Blockheizkraftwerke und andere Anlagen jährlich rund 18 Millionen Kilowattstunden 85 Prozent der Energie fürs Klärwerk Kaditz selbst erzeugt.

Die Optimierung: Neue Rührwerke für Belebungsbecken

Kräftig investiert die Stadtentwässerung, um die Kläranlage zu optimieren. Dafür waren zwischen 2015 und 2018 auch zwei neue Belebungsbecken der biologischen Reinigungsstufe für rund 25 Millionen Euro gebaut worden. Dort leisten Mikroorganismen die Hauptarbeit bei der Abwasserreinigung. Der Ammoniumstickstoff wird dabei in Nitrat umgewandelt.

Das geschieht auch in den sechs 18 Jahre alten Belebungsbecken, die rund 96.000 Kubikmeter fassen. Durch die Becken strömt das Abwasser 20 Stunden lang. Dafür sorgen 24 Rührwerke. Sie werden jetzt durch kleinere, energiesparende Rührwerke ersetzt, die den gleichen Effekt haben.

Die Sicherheit: Neue Entlüftung für Bauwerke am Kaditzer Zulauf

Bei den Investitionen geht es aber nicht nur darum, das Klärwerk effektiv, sondern auch sicher zu betreiben. Deshalb werden ab kommendem Jahr bis 2026 rund 3,2 Millionen für neue Lüftungsanlagen in den Gebäuden am Einlaufbereich der Kläranlage investiert. Dazu gehören die Gebäude mit den Grob- und Feinrechen, dem Sandfang und dem Hauptpumpwerk. Die rund 20 Jahre alten Anlagen werden ersetzt, um Gesundheitsgefahren für Beschäftigte sowie Explosionsgefahren durch entstehende Gase auszuschließen.

Insgesamt rund vier Millionen Euro investiert die Stadtentwässerung im kommenden Jahr im Klärwerk, weitere drei Millionen für weitere Projekte. Dazu zählt ein neues Saug- und Spülfahrzeug für die Kanalreinigung.

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