„Das Gesamtprojekt Oberbillwerder ist ein gravierender Eingriff in Natur und Landschaft. Für eine ansatzweise naturverträgliche Realisierung des Projektes braucht es zahlreiche Nachbesserungen in der Planung. Durch 7.000 Wohneinheiten und rund 15.000 neue Bewohner*innen in Oberbillwerder wird der Nutzungsdruck auf die naheliegenden Naturschutzgebiete Allermöher Wiesen und Boberger Dünen, die heute schon stark beansprucht sind, immens zunehmen. Es muss unbedingt sichergestellt werden, dass diese Naturschutzgebiete angesichts einer wahrscheinlichen Übernutzung ihrem Namen perspektivisch überhaupt noch gerecht werden können. Entsprechende Maßnahmen im Sinne eines wirkungsvollen Naturschutzes, der seinen Namen verdient, müssen von Beginn an konzeptionell mitgedacht werden“, sagt Malte Siegert, Vorsitzender des NABU Hamburg.
Den Planungsunterlagen fehlt es an einer Bilanzierung der sogenannten „grauen Energie“. Das sind Emissionen, die bei der Herstellung und dem Transport der umfangreich benötigten Baustoffe anfallen. Ebenfalls nicht bilanziert sind die zahlreichen Transporte der Lkw, die die benötigte Menge von fast einer Millionen Kubikmeter Sand für Aufschüttungen zur Baustelle bringen und leer wieder zurückfahren. Den Unterlagen ist zwar zu entnehmen, dass Oberbillwerder als Beispiel für einen klima- und ressourcenschonenden Stadtteil entwickelt werden soll – wie das genau erreicht werden soll, wird jedoch nicht erwähnt.
In der zusammenfassenden Betrachtung der Klimaschutzaspekte lässt sich den Planungsunterlagen entnehmen, dass sich für das Schutzgut Klima bei Umsetzung der Maßnahmen zur Vermeidung und Minimierung keine erheblichen Umweltauswirkungen ergäben. „In Anbetracht der vielfältigen klimatologischen Aspekte in Bezug auf zusätzliche baulich bedingte CO2-Emissionen, Einschränkung der CO2– Speicherfunktion des Bodens und der durch Versiegelung erzeugten Wärmeinseln ist diese Schlussfolgerung in keiner Weise nachvollziehbar“, sagt Dr. Christian Gerbich, Referent für Naturschutz beim NABU Hamburg.
Der NABU kritisiert zudem eine unzureichende Berücksichtigung des Artenschutzes. Durch die Neuversiegelung von 80 Hektar Boden gehen zwangsläufig Lebensräume verloren und biotopverbindende Strukturen werden zerstört. „Ob die teilweise bis zu 30 Kilometer entfernten Ausgleichs- und Artenschutzmaßnahmen die Verluste der Natur und die Bestände der betroffenen Arten tatsächlich nachhaltig kompensieren können, ist fraglich. Ein derartiges Experiment können wir uns angesichts des Artensterbens nicht leisten“, so Gerbich.
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