Der Zyklus in Anlehnung an die Schöpfungsgeschichte wurde von dem international renommierten Künstler Markus Lüpertz in jahrlanger Arbeit geschaffen. „Die U-Bahn ist eine Röhre und bereit für eine Fahrt durch die Unterwelt“, so Lüpertz, „eine schöpferische Reise vom Dunkel ins Licht“. An die Keramik hat ihn sein Freund Eduardo Chillida bei Hans Spinner in Südfrankreich vor vielen Jahren herangeführt. Die Möglichkeit, eine bedeutende Arbeit mit diesem Werkstoff zu erschaffen, bekam mit dem Bau der U-Bahn und der Vision, der Initiative und dem Engagement von Anton Goll ihre aktuelle Realität.

Das Gesamtwerk besteht aus 14 monumentalen Keramik-Reliefs von jeweils 4 x 2 Metern. Die neue U-Bahn in Karlsruhe wird mit allen ihren sieben Stationen zukünftig zu einer Kunstmeile mit den Werken eines Künstlers und mit einem durchgängigen Thema. Das gab es so wohl noch nie.

Dieses Leuchtturmprojekt wurde völlig ohne öffentliche Mittel durch großzügige Spenden und Sponsoring realisiert. Die Finanzierung erfolgte durch die Begeisterung von Unternehmen und privaten Förderern durch den Initiator, die alle dem Künstler Markus Lüpertz bei der Art der Ausführung, der Größe und der Wahl des Themas und damit der Ausstattung völlig freie Hand ließen. „Eine neue Form der Kunstförderung, die sich dadurch auszeichnet, dass sie Kunst und Kultur würdigt, mutig fördert und damit die Gesellschaft bereichert“, wie Goll ausführte. Das Werk wird in den nächsten Monaten sukzessive eingebaut und der Stadt Karlsruhe seitens des gemeinnützigen Vereins mindestens für sieben Jahre zur Verfügung gestellt.

Auf http://www.karlruhe-kunst-erfahren.de ist das Projekt von der Vision bis hin zu Spendenmöglichkeiten präsentiert. Und unter www.genesis-lüpertz.de gibt es weitere faszinierende Einblicke und die Möglichkeit eine exklusive GENESIS –Kunstmappe zu erwerben.

Eine Fortsetzung der Bildfindungen.

Die Grafik-Mappe „GENESIS“ von Markus Lüpertz

Zurzeit werden sie eingebaut. Des Nachts, damit der normale Fahrplan nicht zu sehr gestört wird. Doch die Arbeiten an den 14 Keramik-Bildern für die Karlsruher U-Bahn-Haltestellen zogen sich im Vorfeld hin, bedingt sowohl durch technische Verzögerungen bei der Herstellung der einzelnen Keramik-Felder als auch durch die Einschränkungen, die die Corona-Pandemie verursachte. Für einen Künstler wie Markus Lüpertz keine akzeptable Situation. Was indes den Ausschlag dafür gab, zusätzlich zu den Keramiken noch eine Grafik-Mappe mit 14 Motiven zu schaffen, bleibt ungewiss. Und ist letztlich auch nicht wesentlich. Denn dass der Künstler sich einem einmal gewählten Thema nicht nur auf eine einzelne Art und Weise nähert, ist bekannt. So paraphrasiert er in der Grafik seine skulpturalen Formfindungen nicht nur, sondern setzt diese, versehen mit neuen Dominanzen und in zwei Dimensionen fort. Und während die Zeichnung als universelles Medium jedem Thema zugeneigt ist, bleibt die Malerei als – vermeintliche – Königsdisziplin doch zumeist den großen Diskursen in seinem Schaffen vorbehalten.

Die Grafik-Mappe mit dem Titel „GENESIS“ beinhaltet 14 Motive, jeweils eine Lithografie wurde mit einem Holzschnitt überdruckt. Die Arbeiten basieren zwar kompositorisch auf den Keramik-Bildern, stellen aber keine lückenlosen Übertragungen derselben dar. Vielmehr verdichtet Lüpertz deren Bilderzählungen, ergänzt oder überschreibt sie – auch mit neuem Personal, thematischen Bezügen oder mythologischen Versatzstücken. Neben der Genesis, dem Nukleus des Werkes, sind es etwa wortgewaltige Beschreibungen aus dem Gilgamesch Epos oder Protagonisten aus der griechischen Mythologie, worauf sich der Künstler bezieht, was ihn inspiriert. Und das andererseits auch der Ort seines zeitweisen Ateliers, der Schwarzwald, als landschaftliche Formation zitiert wird, entspricht nicht weniger als der künstlerischen Tradition, die Ereignisse der Geschichte in die jeweilige Jetztzeit des Künstlers transportiert.

Technisch handelt es sich bei den in der Druckwerkstatt von Markus Gell in Rankweil, Österreich, gedruckten Blättern um aufwendige Kombinationen. Denn die doch recht robuste Linienführung des Holzschnitts muss mit dem zeichnerisch viel leichteren Habitus der Lithografie harmonieren. Wobei beiden Techniken ausreichend Raum bleiben muss [sic!]. Das funktioniert auffallend gut. So gut, dass der Künstler bereits äußerte, ein solches Experiment keinesfalls noch einmal wiederholen zu wollen.

Zu den 14 Grafiken kommen 14 frei gewählte Zitate aus dem Arbeitstagebuch, dass Markus Lüpertz während seiner Aufenthalte in der Keramik Manufaktur in Zell am Harmersbach am Rande des Schwarzwaldes führte. Wenn eingangs über die verschiedenen Möglichkeiten künstlerischer Entäußerung geschrieben wurde, die Markus Lüpertz für die Suche nach neuen Bildern für neue Themen zur Verfügung stünden, dann gehört die Poesie, dann gehört auch das Wort ausdrücklich dazu.

Die Grafik-Mappe „GENESIS“ mit ihren 14 selbstständigen Motiven, ihren kompositorischen wie poetischen Verdichtungen, stellt sich innerhalb seines grafischen Œuvres neben so herausragende Mappenwerke und Suiten wie „Mykenisches Lächeln“ (1986/2013), „Titanenschlacht“ (2001) oder auch „Arkadien“ beziehungsweise „Arkadisches Manifest“ (beide 2014) und jüngst „Tosca“ (2016) oder „Troja“ (2019).

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