Aktuelle Herausforderungen in der medizinischen Versorgung standen im Mittelpunkt des Jahresauftaktgesprächs der Ärztekammer Niedersachsen und der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen mit Daniela Behrens, der Niedersächsischen Ministerin für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung. Das konstruktive Treffen stand unter dem Eindruck der anhaltenden erheblichen Belastung und teilweise auch Überlastung der medizinischen Versorgung in Niedersachsen durch die heftigen Infektionswellen – einschließlich Corona – sowie durch Arzneimittelknappheit und Fachkräftemangel. Vereinbart wurden vor diesem Hintergrund unter anderem gemeinsame Anstrengungen, um Ärztinnen und Ärzte von überbordenden bürokratischen Aufgaben zu entlasten, damit sie sich künftig wieder verstärkt auf die Patientenversorgung konzentrieren können. Hierzu zählt unter anderem die Umstellung auf aufwandsarme digitale Prozesse."Die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung ist elementarer Bestandteil staatlicher Daseinsvorsorge und dient nicht dazu, eine überbordende Kontrollbürokratie oder die Kapitalinteressen renditeorientierter Finanzinvestoren zufriedenzustellen", beschreibt Dr. med. Martina Wenker, Präsidentin der Ärztekammer Niedersachsen, den Konsens des Gesprächs. Man sei sich zudem einig gewesen über vermehrte staatliche Anstrengungen zur Sicherstellung einer ausreichenden Ausbildung und Weiterbildung von Ärztinnen und Ärzten und der Gesundheitsfachberufe, also der Medizinischen Fachangestellten und Pflegefachkräfte.Gesundheitsministerin Daniela Behrens erklärt: "Das Gesundheitssystem steht vor großen Herausforderungen. Viele Fachkräfte werden sich in den nächsten Jahren in den Ruhestand verabschieden, gleichzeitig wird der Anteil der Bevölkerung, welcher auf medizinische Versorgung angewiesen ist, steigen. Diese Lage werden wir nur durch eine enge und konstruktive Zusammenarbeit aller Akteure bewältigen können. Ich freue mich daher, dass die Vertreterinnen und Vertreter der Ärztekammer und der Kassenärztlichen Vereinigung eng mit dem Ministerium an diesen Themen zusammenarbeiten. Gesundheitspolitik und Selbstverwaltung sind gemeinsam gefordert. Wir haben vereinbart, den engen Austausch, der in der Corona-Pandemiezeit entstanden ist, beizubehalten." Ziel der Landesregierung sei es, die Gesundheitsversorgung aus der Sicht der Patientinnen und Patienten zu denken und strukturelle Hürden zu überwinden.Zum gemeinsamen Ziel aller Beteiligten, Bürokratieregeln zu hinterfragen und zu reduzieren, sagt Ministerin Behrens: "Ich freue mich dazu auf praxisorientierte Vorschläge aus der Selbstverwaltung. Die Landesregierung wird jede Chance auf Landesebene nutzen, um die Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten in der Medizin und der Pflege zu verbessern."
"Die Ärzteschaft arbeitet am Limit. Das Arbeitspensum, das die Ärztinnen und Ärzte mit ihren Praxisteams derzeit stemmen müssen, ist vergleichbar mit dem während der Hochzeiten der Corona-Pandemie", sagt Mark Barjenbruch, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen. "Vor dem Hintergrund eines zunehmenden Fachkräftemangels in Praxen, Kliniken und der Kranken- und Altenpflege muss die Versorgung der Patienten effizient organisiert werden. Das gilt erst recht für die knapper werdende Arztzeit. Wir dürfen keine Zeit mehr verlieren, sonst wird es immer schwieriger, eine gute medizinische Versorgung aufrechtzuerhalten. Daher begrüßen wir die gemeinsamen Anstrengungen ", so der KVN-Vorsitzende.

Ein besonderes Anliegen war es den Teilnehmenden schließlich, allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der direkten Patientenversorgung für ihren außerordentlichen Einsatz seit Beginn der Pandemie zu danken. Umso mehr gelte es nun, den Schutz des Gesundheitspersonals vor weiterer Überlastung, aber auch vor verbalen und physischen Übergriffen sicherzustellen. 

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