Um Näheres über die Bedeutung Indiens als Absatzregion für die erfolgreiche Unternehmensgruppe zu erfahren, sprach my TEXTILE NEWS-Chefredakteurin Ulrike Schlenker mit Kevin Socha, Managing Director der KARL MAYER (H.K.) Ltd.

Wie schätzen Sie die Bedeutung des indischen Marktes für die KARL MAYER GROUP ein?

Indien spielt eine große Rolle für die KARL MAYER GROUP, wie für alle internationalen Textilmaschinenhersteller, allein schon wegen der zahlreichen Bevölkerung. Zudem stimmen die Randbedingungen. In dem Land mit der langen Textiltradition gibt es große Baumwoll- und Polyesterlieferanten und es mangelt nicht an Arbeitskräften. Das Textilbusiness könnte allerdings schneller wachsen, wenn sich die Branche, gefördert durch die Regierung, stärker auf den Export orientieren würde.

Dennoch gewinnt Indien für die gesamte KARL MAYER GROUP seit einigen Jahren an Bedeutung, insbesondere für ihr Geschäft mit Wirkmaschinen, die im Bekleidungssektor eingesetzt werden. Hier werden zunehmend synthetische Filamente verwendet. Für deren Verarbeitung sind Wirkmaschinen prädestiniert. Mit Anreizsystemen und einer gezielten Supportpolitik will die indische Regierung den Markt für synthetische Stoffe der indischen Bekleidungsindustrie weiter ausbauen.

Diese Entwicklung wird durch die aktuelle globale Situation begünstigt. Multinationale Marken suchen nach kosteneffizienten und hochwertigen Angeboten und können bei indischen Lieferanten von Qualitätswirkwaren fündig werden. Um das Nachfrageplus zu decken, lassen sich die derzeit installierten Kapazitäten durch Investitionen in Kettenwirkmaschinen verschiedener Baureihen diversifizieren und erweitern.

Auch die Kettvorbereitungsanlagen der KARL MAYER GROUP profitieren von einer Aufbruchstimmung und einem guten Investitionsklima, obwohl sie sich bereits seit Langem bestens in Indien verkaufen. Gründe für das Nachfrageplus sind ebenfalls Veränderungen des Sourcing-Verhaltens innerhalb der Wertschöpfungskette – weg von China, hin zu alternativen Lieferanten – und Supportprogramme des Staats sowie lokaler Regierungen.

Für das STOLL-Flachstrickmaschinen-Business der KARL MAYER GROUP ist Indien eine wichtige Absatzregion, aber kein klassischer Volumenmarkt wie beispielsweise die Türkei. Gegenüber einem starken Wettbewerb wird eine klare Strategie verfolgt: STOLL punktet durch Maschinen mit ausgezeichnetem Preis-Leistungs-Verhältnis und Rundumservice für seine Kunden. Neben technischer Unterstützung gibt es Schulungen, textiltechnologische Beratung und einen Showroom mit Maschinen bei KARL MAYER STOLL India mit seinen verschiedenen Standorten.

Wie wird die KARL MAYER GROUP dieser Bedeutung des indischen Marktes gerecht?

Wir haben eine starke Vor-Ort-Präsenz mit zwei Tochterunternehmen. Die KARL MAYER STOLL India Private Limited operiert mit Standorten in Mumbai, Ludhiana, Tiruppur und Surat und bietet den Kunden Serviceleistungen, schnelle Ersatzteillieferungen, Schulungen durch die Academy und Maschinenpräsentationen in Showrooms in einigen dieser Locations. In Ahmedabad unterhält die KARL MAYER GROUP mit der KARL MAYER Textile Machinery India Private Limited zudem einen eigenen Fertigungsstandort. Hier wird die Sektionalschärmaschine ISOWARP für den indischen Markt gebaut. Die Kunden profitieren von der hohen Qualität aller Produkte made by KARL MAYER, zudem von den Vorteilen von Investitionen in nationaler Währung und von Zuverlässigkeit bei der Ersatzteilversorgung und beim Support.

Für kompetente und schnelle Unterstützung kann die KARL MAYER GROUP darüber hinaus auf ein engmaschiges Servicenetzwerk für all ihre Business Units bauen. Gerade haben wir unser Webshop-Angebot für die Online-Beschaffung von Ersatzteilen in Indien ausgedehnt. Nunmehr können neben den indischen Wirkereikunden auch die Kunden aus der Kettvorbereitung bei den wichtigsten Teilen per Mausklick für Nachschub sorgen.

Welches sind die vielversprechendsten Märkte in Indien?

Im Wirkerei-Business dominieren in Indien bisher Trikotwaren für Bekleidung, Moskitonetze und Schuhstoffe. In der kommenden Zeit erwarten wir eine steigende Nachfrage nach Waren für Aktiv- und Sportbekleidung und andere Gewirke wie Spitze für Lingerie, Heimtextilartikel, Jacquardstoffe sowie elastische und unelastische Bekleidungstextilien. Im Heimtextilmarkt bieten wir insbesondere im Bereich „Frottierartikel aus Baumwolle“ Alternativen in puncto Nachhaltigkeit und Effizienz gegenüber gewebten Pendants. Auch der Sektor für textile Beschattungslösungen ist vielversprechend, schon allein wegen der Klimabedingungen in Indien. Für den Strickmaschinenbereich sind die Märkte Bekleidung und Schuhstoffe ebenfalls äußerst interessant.

Zu den wichtigsten Abnehmern für Technische Gewirke zählen das Bauwesen – hier sind Geotextilien, vor allem im Straßen- und Gleisnetzbau, fest etabliert – und die Windkraftbranche. Bei der Erzeugung von Windenergie kommen Multiaxialgelege als Verstärkungen von Composites in den Flügeln von Windkraftanlagen zum Einsatz.

US: Ich danke Ihnen für die interessanten Einblicke!