Der Druck, die Energiesicherheit in Europa zu erhöhen und gleichzeitig die Kohlendioxidemissionen zu reduzieren, nimmt weiter zu. Das macht 2023 zu einem entscheidenden Jahr für den Energiesektor. Dirk Kaisers, Segment Leader Distributed Energy Management EMEA beim Energiemanagementunternehmen Eaton, geht auf die fünf wichtigsten Herausforderungen ein.

1. Dezentrale Energieerzeugung

Mit der Energiewende verschwimmen die traditionellen Grenzen zwischen Erzeugern und Verbrauchern von Energie. Eine wachsende Zahl von Unternehmen und Haushalten erzeugen einen Teil ihrer Energie selbst und nutzen Energiespeichersysteme. Da sie sowohl Energie erzeugen als auch verbrauchen, werden sie als Prosumenten (engl. Prosumers) bezeichnet. Ihre zunehmende Beteiligung an den Energiemärkten gilt als wahrscheinlicher Weg in einem Energiesektor, der sich von der starken Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen lösen muss, um den Klimawandel abzuschwächen. Für die Volkswirtschaften verringert die im Inland erzeugte Energie die Abhängigkeit von Importen und erhöht damit die Energiesicherheit. Die Vorteile liegen auf der Hand, aber die Dezentralisierung stellt die Versorgungsunternehmen vor die Herausforderung, die schwankende Energiezufuhr von Prosumern und kommerziellen erneuerbaren Energien auszugleichen und gleichzeitig eine gleichmäßige Versorgung aufrechtzuerhalten. Das gilt insbesondere in Zeiten von Nachfragespitzen im Netz.

2. Flexible Laststeuerung

Es ist zu erwarten, dass die Rufe nach einer größeren Flexibilität auf der Nachfrageseite durch die Fernleitungsnetzbetreiber im Jahr 2023 lauter werden. Da Prosumer zunehmend mit der Energieerzeugung vertraut werden, werden sie erkennen, wie sie mit dem Handel von Energie über das Netz Geld verdienen können und auch ihre Energiespeicherkapazität (einschließlich der Batterien von Elektrofahrzeugen) dem Markt zur Verfügung stellen können. Die Netzbetreiber haben jedoch Schwierigkeiten, sich an die neue Realität der bidirektionalen Energieflüsse in den Netzen anzupassen, die für den Energiefluss in eine Richtung entwickelt wurden. Die Verteilernetzbetreiber müssen jedoch ebenso wie Fernleitungsnetzbetreiber agieren, um Probleme wie die Überlastung des Netzes zu bewältigen, die durch große Mengen an dezentraler Energieerzeugung entstehen könnten.

3. Digitalisierung der Netze

Ein komplexes Energiemodell, das viele Punkte variabler Versorgung und variablen Verbrauchs umfasst, muss digital verwaltet werden, aber die Versorgungsunternehmen sind hin- und hergerissen zwischen der fortschreitenden Digitalisierung ihrer Netze und der Aktualisierung ihrer bestehenden Infrastruktur. Eine internationale Studie kam zu dem Schluss, dass sich der Versorgungssektor aktuell an einem kritischen Punkt befindet. Unternehmen stehen vor der Herausforderung, die bestehenden Netze und Dienstleistungen trotz steigender Anforderungen und veralteter Infrastrukturen aufrechtzuerhalten, während sie gleichzeitig ihre Dienstleistungsmodelle ändern und Daten zur Optimierung des Betriebs nutzen müssen.

4. Cybersicherheit für Versorgungssicherheit

Dezentralisierung und Digitalisierung bringen die Verarbeitung großer Datenmengen mit sich, was zu Bedenken hinsichtlich der Cybersicherheit führt, da die Aufnahme von mehr Daten in ein System dessen Anfälligkeit erhöht. Es besteht eine kollektive Verantwortung, das Netz für die Energiewende vorzubereiten und gleichzeitig die Gefährdung durch Cyberangriffe zu verhindern. Im Jahr 2023 werden der Energie- und der Cybersicherheitssektor eng zusammenarbeiten, um das Netz zu schützen und sicherzustellen, dass die die Anstrengungen für ein sauberes Stromnetz nicht durch Cyberangriffe vereitelt werden. Auch die Regierungen müssen zu diesem Zweck eng mit dem Energiesektor zusammenarbeiten, um ein solides Gesamtkonzept zu realisieren. Dazu gehören auch private Investitionen und innovative neue Technologien, die den Weg für bessere Risikomanagementprozesse und -strukturen ebnen.

5. SF6-freie Schaltanalgen

Ab 2026 wird die EU die Verwendung des klimaschädlichen Isoliergases SF6 in Mittelspannungsschaltanlagen verbieten. Unternehmen, die noch SF6-Schaltanlagen verwenden, werden für künftige Projekte Alternativen suchen müssen. Da ein dezentralisiertes Netz mit hohem Anteil an erneuerbaren Energien häufigere Schaltvorgänge erfordert, wächst der europäische Markt für neue Schaltanlagen sowie für Ersatzanlagen. Glücklicherweise ist die SF6-freie Mittelspannungs-Schaltanlagentechnologie ausgereift und im Bereich bis einschließlich 24 kV verfügbar. Daher dürfte die Entscheidung für SF6-freie Alternativen 2023 und darüber hinaus leicht zu treffen sein.

Über die Eaton Electric GmbH

Eaton ist ein Anbieter von Energiemanagement-Lösungen. Das Unternehmen bietet energieeffiziente Lösungen, die den Kunden effektiv dabei helfen, elektrische, hydraulische und mechanische Energie effizienter, sicherer und nachhaltiger zu nutzen. Eaton hat sich dem Ziel verschrieben, durch den Einsatz von Energiemanagement-Technologien und -Dienstleistungen für mehr Lebensqualität zu sorgen und die Umwelt zu schützen.

Eaton wurde 1911 gegründet und ist seit fast einem Jahrhundert an der NYSE notiert. Im Jahr 2021 verzeichnete das Unternehmen einen Umsatz von 19,6 Milliarden US-Dollar und ist in über 170 Ländern vertreten. Weitere Informationen finden Sie unter Eaton.de. Folgen Sie uns auf Twitter und LinkedIn.

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