Wie führen wir am besten digitale Elemente in den Unterricht ein? Was müssen wir beachten, wenn es um die IT-Infrastruktur unserer Schule geht und wie kann die Technik die Pädagogik unterstützen? Wenn es darum geht, Lehrkräften und Schulleitungen Schul-IT zu erklären und sie auf dem Weg der Digitalisierung zu begleiten, sind Thomas Kadenbach und sein Team erfahrene Experten. Der Schulungsleiter bei AixConcept erzählt im Interview mit dem Online-Magazin Einfach.digital.lernen aus seinem Traineralltag und erklärt, was bei der IT-Weiterbildung wichtig ist.

Einfach.Digital.Lernen.: Wieviel Schulung braucht eine Lehrkraft, um mit MNSpro Cloud arbeiten zu können?

Kadenbach: Wir kommen zunächst an die Schule, erklären die Grundlagen des Systems und geben die Möglichkeit, schon einmal die Grundfunktionen auszuprobieren. Danach empfiehlt es sich, in regelmäßigen Abständen Workshops zu den für die Schule wichtigen Themen durchzuführen.

EDL: Und wie lange dauert es dann, um selbständig mit dem System zu arbeiten und damit guten digitalen Unterricht zu machen?

Kadenbach: Das kann man so pauschal nicht sagen. Das kommt ganz darauf an, wie computeraffin jemand ist. Wir fangen immer erst einmal damit an, die nicht-computeraffinen Kolleg:innen abzuholen. Zum Beispiel indem man einen digitalen Kollegiumskalender erstellt, in den dann regelmäßig die Termine eingetragen werden, oder die Kurse im Kurssystem anlegt. So fällt die Umstellung leicht und die Lehrkräfte erkennen direkt den Nutzen, den beispielsweise so ein digitaler Kalender bietet.

Aber einige Kollegien sind da schon recht fit. Was ich immer empfehle, ist, Workshops anzubieten. Das kann man einmal für die Einsteiger und einmal für die Fortgeschrittenen machen, so dass man wirklich das gesamte Kollegium abholt. Das ist ein ganz wichtiger Punkt.

Wir führen auch oft Pädagogische Tage an den Schulen durch. Im Vorfeld machen wir dann gegebenenfalls noch eine Fortgeschrittenen-Schulung, damit die computeraffinen Kolleg:innen an dem Tag unterstützen können. Wir richten dann zum Beispiel zu verschiedenen Themen Arbeitsstationen ein, an denen die Lehrkräfte lernen und üben können. Sie können zum Beispiel eine kleine Präsentation erstellen, die Grundlagen von OneNote ausprobieren oder mit Kursen in MNSpro Cloud arbeiten und so weiter.

EDL: Learning by Doing also?

Kadenbach: Selbstverständlich. Über den Anfängermodus kommt man nur hinaus, indem man so ein System auch nutzt. Aber das wissen die Lehrkräfte ja aus ihrem Fachunterricht und von den Schülern: Wird eine mathematische Regel oder das Vokabular lange nicht verwendet, gerät der Stoff unter Umständen in Vergessenheit. Wichtig ist natürlich, dass die kontinuierliche Weiterbildung auch von der Schulleitung getragen werden und dass die Fachschaften eingebunden sind, wenn es um die konkrete Anwendung geht. Gut ist zum Beispiel, wenn die Fachlehrer gemeinsam entscheiden, wie genau MNSpro Cloud genutzt werden soll oder welche Lern-Apps im Unterricht eingesetzt werden sollen. Dann gibt es auch keine Probleme, wenn mal eine Unterrichtsstunde vertreten werden muss.

EDL: Wie stellt man das denn fest, ob jemand „computeraffin“ ist? Müssen die Lehrer:innen erst einmal einen Test schreiben?

Kadenbach (Lacht): Nein, ich glaube das wäre auch gar nicht so aussagekräftig. Wenn ich eine Schulung mache, dann verwende ich die ersten fünf bis zehn Minuten erst einmal darauf, im Gespräch zu verstehen, wo die Teilnehmer:innen stehen, welche Themen gefragt sind. Und darauf baue ich meine Schulung auf.

Wir machen also keine „eine für alle“ Workshops. Deshalb schauen wir auch bei den weiterführenden Modulen immer schon im Vorfeld und in Absprache mit der Schule: Wo steht das Kollegium, was hat sich entwickelt, wo liegen die Schwerpunkte, wer setzt was ein? Unser Ziel ist es, genau auf die Schule zugeschnittene Angebote zu machen. Das kann man am allerbesten vor Ort.

EDL: Worauf sollten Lehrkräfte und Schulleitungen achten, wenn sie sich digital weiterbilden möchten?

Kadenbach: Man sollte nach einer Fortbildung schon etwa 3 Monate ins Land gehen lassen, bevor man ein weiteres Schulungsmodul nachschiebt. Denn die Lehrkräfte sollten Zeit haben, das Gelernte umzusetzen und auszuprobieren. Sie haben ja noch das normale Unterrichtsleben und müssen vielleicht auch versuchen, die Inhalte auf ihr Fach anzupassen.

In der Regel bietet sich der Schuljahreswechsel an, um neue digitale Tools einzuführen. Die kann man erst einmal gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern an einfachen Beispielen ausprobieren und ab dem neuen Schuljahr dann kontinuierlich in den Unterricht einbringen. Das Schöne ist, sobald die Schüler:innen merken, sie werden miteinbezogen und ihr Feedback wird gehört, kommt man auch gut weiter. Und die Kinder und Jugendlichen haben auch oft gute Ideen, wie man die Funktionen und Anwendungen in MNSpro Cloud nutzen könnte. Wenn ich dann als Lehrkraft oder Schulleitung auch noch das Feedback von Kolleg:innen einhole, kann ich digitalen Unterricht richtig lebendig gestalten und Schule entwickeln.

EDL: Vorhin fiel das Wort „computeraffin“. Wie steht es denn um die digitalen Kenntnisse der Schüler:innen?

Kadenbach: Die Schülerinnen und Schüler können sicherlich viele Ideen beisteuern, aber sie kennen sich nicht in allem so gut aus, wie man denken könnte. Für viele gilt das Motto: „Alles, was nicht auf dem Bildschirm ist, existiert nicht.“ Das heißt, sie wissen in der Regel nicht so viel über die Technik und Strukturen eines Lernsystems.

EDL: Ist das denn überhaupt wichtig in Zeiten von Smartphones?

Kadenbach: Natürlich. Das Smartphone ist schließlich auch im Berufsleben nicht das gängige Arbeitswerkzeug. Das heißt, zumindest sollten sie sich im System orientieren und organisieren können, beispielsweise Ordnerstrukturen kennenlernen. Ein einfacher Vergleich: Ikea bietet immer größere Schränke an, aber die Schubladen und Regalfächer braucht man trotzdem noch, denn sonst findet man nichts wieder.

Wir machen es den Schülerinnen und Schülern aber schon durch das ans Smartphone angelegte Kacheldesign der MNSpro Oberfläche recht einfach, solche Dinge relativ schnell und intuitiv zu erlernen. Wenn sie Aufgaben digital erledigen und abgeben oder sich selbständig mit Material zur Prüfungsvorbereitung direkt aus ihrem Kursordner versorgen, erkennen sie rasch die Systematik.

EDL: Kommen wir einmal zu etwas weniger Technischem: Was war eigentlich das schönste Erlebnis für Sie als Trainer?

Kadenbach: Ich habe viele schöne Erlebnisse. Das Schönste ist, wenn ich an Schulen komme, die ich schon seit vielen Jahren betreue. Da hat man ein herzliches Verhältnis, man arbeitet konstruktiv voran. Und wenn die Schulleitung sagt, „So haben wir uns das vorgestellt, das hat uns weitergebracht“, dann ist das für mich die Erfüllung. Von den ganzen Keksen, Kaffee und Pralinen reden wir jetzt mal nicht. (Lacht)

Die Kunden wissen auch, dass sie sich jederzeit melden können, wenn sie irgendwelche Fragen haben. Diese Kundenbindung ist wirklich schön in diesem Job. Und man lernt natürlich selbst auch immer wieder etwas Neues. Die IT entwickelt sich ja auch weiter.

Und wenn ich helfen kann, wenn jemand auf der Stelle tritt, dann macht mich das als Trainer schon glücklich. Das Schöne ist auch: Wir betreuen etwa 3.500 Schulen und dadurch haben wir für jede Schulform eine Menge an Erfahrungen sammeln können und sehen auch wie die anderen Schulen arbeiten. Deshalb können wir entsprechend Feedback geben.

EDL: Gab es denn schon mal eine Schule, die erst einmal nicht besonders begeistert von der Einführung des Cloud-Systems war?

Kadenbach: Das kommt schon vor. Meistens dann wenn der Schulträger beschlossen hat, das so ein System eingeführt wird und die Schulen aber vorher mit einer anderen Lösung gearbeitet haben. Da tritt aber nach relativ kurzer Zeit der Aha-Effekt ein. „Das ist ja um einiges einfacher und gerade mit OneNote und Co. kann man so viel machen“, heißt es dann. Da haben wir oft richtig gutes Feedback nach der Schulung.

EDL: OneNote scheint ja viele zu begeistern in der praktischen Arbeit…

Kadenbach: Die Anwendung hat halt den Vorteil, dass man sie auch gut als Tafelsoftware benutzen kann. Das heißt, Tafelbilder lassen sich ganz einfach teilen. Für jede Klasse und jeden Kurs, den wir in MNSpro Cloud anlegen, wird außerdem automatisch ein Kursnotizbuch generiert, die Lehrkräfte haben also keine Arbeit damit. Das ist natürlich eine ideale Lösung.

Aber auch das neue digitale Klassenbuch mit Stundenplan ist natürlich ein enormer Mehrwert.  Oder die Mehrsprachigkeit. Wir bekommen sehr gutes Feedback von Schulen, an denen viele ukrainische Kinder lernen. Diese Schüler:innen kommen dank der digitalen Unterstützung schon einmal viel leichter im Unterricht an und können die Übersetzungstools direkt an ihrem Endgerät aktiv zur Kommunikation mit der Lehrkraft nutzen.

EDL: Noch eine letzte Frage: Wie sähe die ideale Schule für dich aus?

Kadenbach: Ideal wäre für mich, wenn die komplette IT-Struktur mit Netzwerk, WLAN und leistungsstarken Internet-Anschluss stehen würde und man sich darum keine Gedanken mehr machen müsste. Und es wäre natürlich schön, wenn die Kultur des Teilens Einzug halten würde, man also weg vom Verteilen – von Arbeitsblättern zum Beispiel – hin zu gemeinsam im Team erzielten Lernfortschritten käme. Viele Schulen gehen diesen Weg bereits und das halte ich für den richtigen Ansatz für die Digitalisierung.

Zur Person:

Thomas Kadenbach ist Schulungsleiter beim Schul-IT-Dienstleister AixConcept im nordrhein-westfälischen Stolberg. Das Unternehmen hat mit MNSpro Cloud eine IT-Plattform für die Pädagogik und Administration entwickelt, die unterschiedliche Endgeräte unabhängig vom Betriebssystem unter einer Oberfläche bündelt. Der gebürtige Vogtländer und Wahl-Rheinland-Pfälzer ist an Schulen in ganz Deutschland, in Österreich, der Schweiz und Belgien unterwegs. „In Deutschland wird die Weiterbildung der Kollegien oftmals zu wenig gefördert“, sagt Kadenbach. Deshalb freut sich der IT-Fachmann umso mehr, dass er an den von ihm betreuten Schulen trotz knapper Ressourcen eine gute Weiterentwicklung beobachten kann.

Über die AIXCONCEPT GmbH

AixConcept liefert als Experte für digitale Bildung seit 2003 schlüsselfertige IT-Lösungen für Bildungseinrichtungen. Mehr als 3500 Schulen und andere pädagogische Institutionen in Deutschland und dem deutschsprachigen Ausland erhalten Beratung, Konzeption, Umsetzung und Wartung aus einer Hand. Cloudbasierte Lösungen unterstützen die pädagogischen Anforderungen an Unterricht in der Schule oder aus der Distanz. Aus der Firmenzentrale in Stolberg bei Aachen und mit Partnern sorgt AixConcept für einen reibungslosen Betrieb der Schul-Netzwerke und ist führender Lieferant für Schul-IT im deutschen Markt. Eine eigene, leistungsfähige Cloudlösung (MNSpro Cloud) und ein betriebssystemübergreifendes Mobile Device Management (MNSpro Cloud) runden das Leistungsportfolio ab. Darüber hinaus ist die AixConcept ist mehrfach zertifizierter Microsoft Goldpartner.

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