„Was gab es bei Euch in der Weihnachtszeit?“ Bei dieser Frage sprudeln die Antworten – Erinnerungen werden wach. Egal ob Mann oder Frau, ob Golden- oder Silver-Ager – der Blick zurück auf Leckeres und Lustiges – erlebt mit der Familie oder gekocht für die Lieben – fällt den Bewohner*innen des Pflegewohnheims Dr. Günter Hesse in Pankow nicht schwer. Das zeigt sich bei den kleinen Geschichten rund um die weihnachtlichen Traditionen für den Esstisch und die sehr praktischen Anleitungen zum Nachkochen. Viel Spaß bei der Lektüre und guten Appetit!

Wir bedanken uns herzlich bei den Bewohner*innen des Pflegewohnheims “Dr. Günter Hesse”, die mit uns ihre Erinnerungen geteilt haben und uns damit in friedlich-weihnachtliche Stimmung versetzen.
Allen Leserinnen und Lesern, allen Kolleg*innen und allen von uns betreuten Menschen wünschen wir besinnliche und friedvolle Weihnachten.

Glühwein á la Klaus Tyslerowicz

„Für mich ist Glühwein mit Orangen die schönste Erinnerung. Warum? Na, weil wir das immer mit den Eltern gemeinsam so gemacht haben. Wir haben dabei zusammen viel gelacht und es hat so schön nach Apfelsinen gerochen.

Meine Anleitung für den Glühwein: Ich kaufe einfach fertigen Glühwein und verfeinere ihn mit Apfelsinen und Nelken.“ Klaus Tyslerowicz

Gänsebraten mit Thüringer Klößen

„Weihnachten mit der Familie ist das Größte. Natürlich gibt es einen großen Weihnachtsbraten. Vermutlich wird es dieses Jahr einen Gänsebraten geben, wie immer. Das fühlt sich einfach gut an. Früher habe ich den Gänsebraten allerdings immer selbst gemacht.

Meine Anleitung für den Gänsebraten mit Thüringer Klößen: Das frische (nicht tiefgekühlte) Fleisch wird ordentlich gewaschen und abgetupft. Danach gut gesalzen und durch ständiges Drehen im Ofen so lange gegart, bis es von allen Seiten schön braun aussieht. Mit einem Messer wird am Ende durch einen vorsichtigen, tiefen Stich getestet, ob auch das Fleisch innen richtig durch ist. Die Soße habe ich mit Mondamin – Soßenbinder angedickt. Dazu gab es Thüringer Klöße. Ich habe Weißbrotscheiben in der Pfanne geröstet und tief in die noch rohen Klöße gedrückt. Danach wurden sie vorsichtig in siedendes Wasser gelegt und gegart. Klassischer Apfelrotkohl mit Gänseschmalz bildete als Gemüsebeilage den Abschluss.“ Klaus Türk

Wunschlos glücklich und „Manow’s Symphonie“

„Eigentlich erinnere ich mich nicht mehr. An gar nichts. Aber ich würde gerne beschreiben, was ich mir wünsche: Ich wünsche mir nichts, denn ich habe alles zum Glücklich sein. Was ich nicht habe, besorgen meine Kinder mir…
Jetzt fällt mir doch noch etwas ein. Ich erlebe die Weihnachtszeit am liebsten in der freien Natur. Es gibt mir das Gefühl von Früher, als ich noch Naturfotografien gemacht habe. Jetzt fällt mir noch ein Weihnachtsessen ein, das ich als Symphonie bezeichnen möchte.

Rezept für Manow`s ‘Symphonie’: Es werden Schweinrippen frisch gekauft, gewaschen und gegart. Die Rippchen werden so drapiert, dass man ein ‘Klavier’ daraus entstehen lassen kann. Die Knochen bilden dabei die weißen Tasten und das dazwischenliegende Fleisch bildet die schwarzen Tasten. Der dahinterliegende ‘Klavierkörper’ entsteht durch ein quadratisches Gemüsebeet.“  Norbert Manow

Weihnachtslieder im „Familien-Chor“, Brühnudeln und andere Traditionen….

„Da wir nicht christlich erzogen wurden, hatte für uns Weihnachten nur eine Bedeutung, solange die Kinder noch klein waren. Wir haben Lieder gesungen und ich erinnere mich daran, dass die Kinder schon darauf gewartet haben, dass ich die Weihnachtsgesänge anstimme. Es wurde überhaupt bei uns viel gesungen. Früher habe ich im Chor gesungen, daher war das zu Weihnachten mit den Kindern immer mein kleiner Chor. Wir haben vier Kinder und mein Mann dazu, das ergab den Familienchor zu Weihnachten. Gegessen haben wir immer Geflügelklein mit Brühnudeln. Alkohol gab es eher weniger. Als ich selbst ein Kind war, hat mein Vater immer den Weihnachtsbaum geschmückt. In einem Jahr hat er sich auf den Ausziehtisch gestellt, um die Spitze auf dem Weihnachtsbaum anzubringen und ist mit dem Tisch samt Baum zusammengekracht. Der gesamte Schmuck – alles war hinüber. Diese Geschichte habe ich jedes Jahr an meine Kinder weitergegeben und wir haben immer wieder herzlich darüber gelacht. Von meinem Vater habe ich übernommen, dass der Kauf des Weihnachtsbaumes in männlicher Hand bleibt. Daher hat mein Mann jedes Weihnachtsfest die Tanne selbst und in höchster Verantwortung ausgesucht.“

Mein Brühnudel-Rezept: Hühner- oder auch Gänseklein wird zusammen mit Suppengrün, bestehend aus Porree-Gemüse, Sellerie-Gemüse, Möhrchen und Petersilie, zu einer kräftigen Brühe gegart. Die Nudeln müssen sehr fein sein, ich nenne sie ‘Fadennudeln’ und koche sie extra in stark gesalzenem Wasser und gebe sie erst am Ende in die kräftige Brühe. Ganz am Ende kommt die frisch gehackte Petersilie dazu.“ Ilse Bredow

Kaninchen und Bowle im Familienkreis

„Bei meiner Frau habe ich das Kochen gelernt und es gab jedes Jahr zu Weihnachten eine Gans, oder auch mal Kaninchen. Die Zutaten habe ich in der damaligen DDR über Beziehungen regelrecht errungen. An die Lebensmittel oder auch Geschenke kam ich durch Kollegen und Freundschaften, die sich auf der Arbeit ergaben. Wenn die Kinder da waren, haben wir eher eine Art Buffet vorbereitet. So war immer für alle alles da. Jeder hat profitiert. Getrunken wurde Bier und Bowle. Die Bowle wurde ganz klassisch, mit Schnaps und verschiedenen Früchten angesetzt und mit Wein dann aufgegossen. Dadurch, dass wir alle immer viel gearbeitet haben, gab uns das jährliche Weihnachtsfest die Möglichkeit, mit der gesamten Familie Zeit zu verbringen. Für den Kauf der Blumen war immer ich zuständig, wie auch für das Schmücken des Baumes. Währenddessen hat meine Frau alles andere vorbereitet.

Mein Kaninchen-Rezept: Das frische Kaninchenfleisch gab es nur auf dem Markt.  Spätestens nach 2 Tagen aber musste es zubereitet werden. Kaninchenfleisch wurde gesalzen und gepfeffert und zwar nicht zu früh. Kurz nach dem Würzen kommt das Kaninchen zum Braten in den Ofen. Dazu gab es Salzkartoffeln und entweder Mischgemüse oder Rosenkohl. Beide Gemüsesorten wurden immer frisch auf dem Markt gekauft, geputzt, gewaschen und eingefroren. Im Prinzip wurde das Gemüse vor dem Einfrieren so behandelt, dass man es direkt nach dem Auftauen zubereiten konnte.“ Wolfgang Palluch

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