Gut zwei Monate sind Seifeddin Miri, den alle nur Saif rufen, und Ali Chebbi jetzt in Heide. Doch die beiden Tunesier haben in Dithmarschen bereits Kontakte geknüpft. „Wir waren schon zum Essen bei jemanden privat eingeladen“, erzählt Saif Miri und Ali Chebbi ergänzt: „Die Menschen hier sind sehr freundlich und gar nicht kalt oder rassistisch, wie es bei uns in den Medien berichtet wird.“
Der 25 Jahre alte Miri und der drei Jahre älter Chebbi arbeiten gemeinsam in Heide auf der Station E2. Hier werden in erster Linie Menschen mit Herz- oder Lungenerkrankungen versorgt. Auch hier sind die beiden sehr herzlich aufgenommen worden. „Die Kolleginnen und Kollegen dort sind sehr hilfsbereit und erklären uns alles genau, wenn wir Fragen haben“, erzählt Miri.
Noch dürfen die beiden Tunesier nur Tätigkeiten eines Krankenpflegehelfers übernehmen. Bevor sie als examinierte Pflegekräfte eingesetzt werden können, müssen sie eine Gleichwertigkeitsprüfung ablegen. Der Vorbereitungslehrgang findet gemeinsam mit dem DRK im Bildungszentrum der Westküstenkliniken statt. Dabei haben die jungen Männer in ihrer nordafrikanischen Heimat ein dreijähriges Studium absolviert und in Kliniken in Tunis und Sfax Tätigkeiten übernommen, die bei uns in Deutschland in der Verantwortung der Ärzte liegen.
Dafür werden Pflegekräfte in Tunesien kaum für die Körperpflege eingesetzt. „Das machen in der Regel die Angehörigen,“ erzählt Miri. Was entspannt klingt, kann aber ziemlich anstrengend sein, weiß Chebbi und berichtet lachend: „Meist kommt die ganze Familie des Patienten und jeder erzählt uns, wie wir unsere Arbeit machen müssen. Da ist das hier doch ruhiger.“
Größere Unterschiede im Arbeitsalltag gäbe es dagegen nicht. „Mit Ausnahme der Dokumentation“, sagt Miri. „Wir hatten in Tunis zwar auch ein elektronisches KISS, aber das ist hier komplizierter.“
Für Deutschland haben sich Saif Miri und Ali Chebbi bewusst entschieden.
„Deutschland ist ein sehr modernes Land mit moderner Technologie, wo wir uns auch fachlich weiterentwickeln können,“ so die beiden Tunesier.
Neben Saif Miri und Ali Chebbi sind zwölf weitere Frauen und Männer aus Tunesien und Albanien seit einigen Wochen bei uns eingesetzt. Die Albaner hatten bereits etwas mehr Zeit, die Westküstenkliniken und die Region kennenzulernen.
Auch die neuen Kolleginnen und Kollegen vom Balkan können bislang nur Gutes über ihre neue Heimat berichten. „Die Kolleginnen und Kollegen haben mich super freundlich aufgenommen und ich konnte bereits Kontakte knüpfen“, erzählt beispielsweise Intensivpflegerin Aurela Bengaj.
Pflegedirektorin Sabine Holtorf freut sich sehr über die neuen Kolleginnen aus Nordafrika und vom Balkan. Sie unterstreicht die grundsätzliche Bedeutung von Zuwanderung für den Arbeitsmarkt.
„Angesichts des zunehmenden Fachkräftemangels im Gesundheitswesen sind auch wir in den Westküstenkliniken auf gut ausgebildete Fachkräfte aus dem Ausland angewiesen“, erklärt Sabine Holtorf und unterstreicht: „Umso mehr freue ich mich über die neuen Kolleginnen und Kollegen, die ein gutes Fachwissen mitbringen und uns in der täglichen Arbeit hervorragend unterstützen. Wir hoffen, dass sie hier in Dithmarschen warm aufgenommen und Wurzeln schlagen werden.“
Insgesamt arbeiten in den Westküstenkliniken Menschen aus fast 40 verschiedenen Ländern.
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