Kanurennsportlerin Steffi Kriegerstein hat ihre sportliche Karriere im August 2022 aufgrund der Folgen einer Long-Covid-Erkrankung beendet. Im Sporthilfe-Interview spricht sie über ihren Übergang in die zweite, berufliche Karriere, über mentale Hürden auf dem Weg dorthin und wie ihr die Sporthilfe mit gezielten Förderbausteinen helfen konnte, diese zu meistern.

Sporthilfe: Du wirst zum Jahresende 13 Jahre und 7 Monate in der Sporthilfe-Förderung gewesen sein, war Dir das bewusst?
Steffi Kriegerstein: So genau war mir das nicht bewusst, dafür aber, dass die Sporthilfe mein erster Dreh- und Angelpunkt beim Einstieg in Leistungssport war. Sie hat mir als Juniorin gezeigt, dass ich aus meinem Hobby meinen Beruf machen kann. Sie war und ist stets ein guter Unterstützer, bei Fragen zur Förderung, aber auch darüber hinaus – immer da, und schnell zu erreichen. Gerade zu Beginn als Juniorin, wenn man noch ohne Sponsoren dasteht, hat die Förderung größere Sprünge ermöglicht, so konnte ich mir bspw. auch mal dickere Winterklamotten fürs Training kaufen.

Du hast in Deiner Karriere fast alles erreicht, was man als Athletin erreichen kann. Wie blickst Du auf Deine Karriere zurück?
Es war eine geile Zeit, insbesondere mich Schritt für Schritt von der Junioren- zur A-Nationalmannschaft hochzuarbeiten. Rückblickend würde ich nichts anders machen. Klar ist aber auch, wenn Du einmal Erfolg und Olympialuft geschnuppert hast, willst Du das wieder, das ist wie eine Sucht. Auch jetzt würde ich eigentlich noch gerne weitermachen, aber mein Körper will nicht mehr. Zumindest aber konnte ich die Rahmenbedingungen für meinen letzten Wettkampf selbst mitbestimmen. Ich habe alles erreicht, was man sich wünschen kann. Eine zweite Olympiamedaille wäre schön, würde mich aber nicht zu einem besseren Menschen machen.

Welchen Stellenwert hatte die Vorbereitung der beruflichen Karriere parallel zum Sport für Dich?
Ich konnte durch die Sporthilfe, die Sportfördergruppe der Bundeswehr und weitere Sponsoren ein gutes Leben neben dem Sport führen. Dadurch habe ich jedoch nicht ausgesorgt (lacht), aber das war in einer Randsportart wie Kanurennsport auch nicht zu erwarten. Dafür arbeite ich ohnehin zu gerne und viel. Mir war von Anfang an klar, dass ich auch mit Sporthilfe und Sportfördergruppe an die zweite Karriere denken muss. Ich habe mein Abi gemacht und wollte schon immer studieren.

Wie konnte die Sporthilfe Dir dabei helfen?
2017 habe ich meinen ersten Mentor aus dem Axel-Springer-Verlag bekommen, nachdem ich von der Sporthilfe aktiv auf das Mentorenprogramm angesprochen worden war. Das hat mir sehr geholfen, meinen Werdegang zu festigen und mich selbst zu hinterfragen. Außerdem konnte ich über ihn ein Praktikum bei DIE WELT absolvieren. Und obwohl er inzwischen ausgewandert ist, steht er immer noch an meiner Seite, wenn ich Fragen habe. Mein zweiter Mentor hat mir dann ebenfalls geholfen, meine vielen beruflichen Fragen zu beantworten.

Auch aktuell beim anstehenden Übergang nutzt Du die Unterstützung der Sporthilfe. Wie sieht das aus?
Ich studiere Medienmanagement und will meinen Bachelor im Januar mit der Abgabe meiner Bachelorarbeit beenden. Ob dann noch ein Master kommt oder eine explizite Weiterbildung, ist noch offen, auch ein gutes Jobangebot liegt mir vor. Der Sporthilfe-Zukunftsworkshop #hinterderziellinie hat mir geholfen, mich mental wieder zu festigen, nachdem mein Karriereende recht abrupt kam.
Zuletzt hat mir der Sporthilfe Matchplan einen weiteren Schub gegeben, um meine Vorstellung der zweiten Karriere zu konkretisieren. Ich habe dort gelernt, welche mentalen Stärken ich habe, wofür ich wirklich brenne und wo es hingehen könnte. Denn mein Studiengang Medienmanagement ist sehr vielfältig und lässt viele Wege offen. Verschiedene Übungen haben mir aufgezeigt, dass ich im Sport, eventuell auch in der Sportveranstaltungsbranche bleiben möchte.

Du hast auch das Sporthilfe Elite-Forum besucht, das im September zum 50. Mal stattgefunden hat.
Und ich war das erste Mal dabei! (lacht) Leider hat es davor aufgrund der Saisonplanung nie richtig gepasst. Ich mag das, mich einfach reinzusetzen und mich von spannenden Persönlichkeiten inspirieren zu lassen, unabhängig vom Sport, auch aus der freien Wirtschaft, Medien, Kunst und Kultur. Das hat mir gezeigt, dass das Leben jetzt mit 30 Jahren erst richtig beginnt und mir viele Wege offenstehen.

Wirst Du den Kontakt zur Sporthilfe halten?
Unmittelbar nach meinem offiziellen Ausscheiden aus der Sporthilfe-Förderung zum Jahreswechsel möchte ich in den Sporthilfe Alumni-Club eintreten. Ich bin der Sporthilfe sowie ihren Partnern und Unterstützern sehr dankbar für all diese Möglichkeiten. Auch durch sie blicke ich sehr positiv in die Zukunft.

Steffi Kriegerstein (*1992 in Dresden)
Steffi Kriegerstein ist eine deutsche Kanurennsportlerin, die im Kajak-Zweier und -Vierer jahrelang zu Deutschlands besten Athletinnen zählte. Die 30-Jährige gewann 2016 Olympisches Silber im K4, außerdem im Zeitraum von 2015-2018 einen kompletten WM-Medaillensatz (K2 & K4). Die Olympischen Spiele in Tokio 2021 verpasste sie durch eine Corona-Infektion und beendete im August 2022 ihre Karriere aufgrund der Folgen einer Longcovid-Erkrankung. Vom 1. Juni 2009 bis zum 31.12.2022 war sie durchgehend und damit insgesamt 13 Jahre und 7 Monate in der Sporthilfe-Förderung, u.a. in der von der DFL Stiftung finanzierten Nachwuchselite-Förderung sowie im Vorfeld der Olympischen Spiele in Tokio in der Mercedes-Benz Elite-Förderung. Zudem hat sie zahlreiche nicht-monetäre Förderangebote der Sporthilfe wahrgenommen, unter anderem:

  • Medien-Training, 2015
  • Mentorenprogramm, seit 2017
  • Bewerbertraining 2021
  • Zukunftsworkshop #hinterderziellinie 2021
  • Sporthilfe Elite-Forum 2022
  • Sporthilfe Matchplan 2022
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