Für Mischak ist das Stipendien-Programm „eine Erfolgsgeschichte“. Seit 2016 fördert der Vogelsbergkreis angehende Mediziner in ihrem Studium, elf solcher Stipendien sind mittlerweile vergeben worden. „Die ersten Stipendiaten stehen schon im Beruf, absolvieren gerade ihre Weiterbildung zum Allgemeinmediziner“, unterstreicht der Gesundheitsdezernent. „Und die nächsten beiden beginnen im neuen Jahr mit dem stationären Abschnitt der Weiterbildung.“
Zunächst war übrigens die Förderung auf Allgemeinmediziner und Fachärzte im Öffentlichen Gesundheitsdienst begrenzt, seit 2021 ist sie geöffnet für alle Fachrichtungen der unmittelbaren Patientenversorgung, schildert Carina Diezemann, die das Projekt von Seiten des Kreises betreut, den Hintergrund. Während des Studiums erhalten die Stipendiaten, wie gesagt, 500 Euro monatlich. Dafür verpflichten sie sich, die Facharztweiterbildung, soweit dies möglich ist, im Vogelsbergkreis zu absolvieren. Danach müssen sie für mindestens drei Jahre im Kreis als Arzt tätig sein.
Bei Sophia Groß, bei Theresa List und bei Konstantin Gerk indes dürften es mehr als drei Jahre im Vogelsberg werden – die drei Stipendiaten haben sich ganz bewusst für das Stipendium und damit ganz bewusst für ihre Heimat entschieden. Das wird bei ihrer Vorstellung mehr als deutlich. „Ich möchte hier bleiben“, betont denn auch Sophia Groß, „ich bin hier aufgewachsen und sehr verwurzelt.“ Die Studentin ist sehr aktiv in den Vereinen im Dorf, vor allem im Karnevalsverein. Und sie weiß, dass Ärzte gebraucht werden im ländlichen Raum: „Ich möchte unmittelbar in der Patientenversorgung arbeiten, das ist mir wichtig.“ Groß, die im siebten Semester Medizin in Marburg studiert, möchte später als Dermatologin, als Urologin oder als Hausärztin tätig sein.
„Ich habe lange gezögert, mich für ein Stipendium zu bewerben, denn gerade am Anfang des Studiums ist es schwierig, endgültig zu sagen, wo die Reise hingeht“, erinnert sich Theresa List zurück. Nun, im zehnten Semester, hat sie sich entschieden. „Das ist eine ganz bewusste Entscheidung für den Vogelsberg“, betont die Frischbörnerin, die ebenfalls fest verwurzelt ist in der Region. „Ich komme gerne zurück“, sagt sie und freut sich darauf, wieder in ihren vielen Verein aktiv sein zu können. Solche Vereinsstrukturen und die „schöne Dorfgemeinschaft“ gilt es zu erhalten, auch deshalb ist es wichtig, dass Vogelsberger nach ihrer Ausbildung zurückkommen, betont die angehende Kinder- und Jugendärztin.
Theoretisch hätte sich Konstantin Gerk auch in seinem Heimatkreis Fulda um ein Stipendium bewerben können, aber im Vogelsbergkreis fühlt er sich wohler – und hier will er als Hausarzt arbeiten. Erste Erfahrungen hat er schon gesammelt, zwei Pflegepraktika hat er im Eichhof Krankenhaus absolviert. „Da war eine gute Atmosphäre“, erinnert er sich zurück. Auch als Helfer im Rettungsdienst hat er das Krankenhaus schon häufiger angefahren, „da fühlt man sich stets gut aufgehoben“, so sein Fazit.
Im fünften Semester ist Konstantin Gerk jetzt, die Uni-Stadt Würzburg gefällt ihm gut, aber „auf dem Land fühle ich mich wohler“, gesteht er. „Mein Herz schlägt ländlich! Hier ist meine Familie, hier sind meine Freunde, hier möchte ich sesshaft werden.“
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