Anders als das ifo Institut kürzlich einschätzte, könne man die Branche nicht als Inflationsgewinner darstellen – auch wenn der Umsatz 2022 nominal noch im Plus ist und das reale Minus auf überdurchschnittliche Preissteigerungen für Bauleistungen zurückzuführen ist. “Die Einschätzung ist ein Schlag ins Gesicht der Bauunternehmen, die aufgrund steigender Preise für Baumaterialien und Energie um ihre Existenz kämpfen. Schließlich konnten viele ihre gestiegenen Kosten – auch schon aufgrund langlaufender Verträge – nicht oder erst mit Zeitverzögerung an ihre Auftraggeber weitergeben.“ Dies belege eine Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages aus dem Frühsommer, dem Höhepunkt der Baumaterialpreissteigerung. Demnach hatten nur 34 Prozent der befragten Bauunternehmen angegeben, gestiegene Kosten weitergeben zu können, 16 Prozent hatten gemeldet, dass eine Weitergabe wegen langfristiger Verträge oder fehlender Kundenakzeptanz nicht möglich sei, deutlich mehr als in der Industrie (8 Prozent).
„Angesichts der ausgesprochen schwachen Auftragslage und des starken Wettbewerbs in unserer Branche wird dies 2023 auch nicht besser werden“, fasst Müller die Situation zusammen. Demnach sei der Auftragseingang1 im Bauhauptgewerbe im Vorjahresvergleich preisbereinigt um 15,2 Prozent eingebrochen (kalenderbereinigt: – 12,9 Prozent). Der einzige Lichtblick sei das (saison-, kalender- und preisbereinigte) Orderplus zum Vormonat von 7,3 Prozent. Da im Rahmen der ifo-Konjunkturumfrage Mitte Dezember aber 23 Prozent der befragten Bauunternehmen über Auftragsmangel geklagt hätten, dürfte es sich hierbei nicht um einen Turnaround, sondern um einen rein statistischen Bereinigungseffekt handeln.
Alle Angaben und Berechnungen beruhen auf Daten des Statistischen Bundesamtes, des ifo Instituts sowie des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie.
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