Die Deutsche Krebshilfe verleiht heute im Rahmen eines Festakts im Alten Rathaus in Bonn die Deutsche Krebshilfe Preise für die Jahre 2020, 2021 und 2022. Die Preisträgerin für das Jahr 2020 ist Dr. Agnes Glaus. Sie hat maßgebliche Beiträge zur Entwicklung der onkologischen Pflege und Betreuung krebskranker Menschen im deutschsprachigen Raum geleistet. Den Preis für das Jahr 2021 erhält Professor Dr. Claus Rödel für seine – auch international – herausragenden Leistungen auf dem Gebiet der Strahlentherapie. Diese haben zu einer deutlichen Verbesserung der Therapieoptionen bei Enddarmkrebs geführt. Für das Jahr 2022 zeichnet die Deutsche Krebshilfe Dr. Martina Pötschke-Langer (posthum) und Professor Dr. Hermann Brenner für ihre wichtigen Beiträge im Bereich der Krebsprävention sowohl in der Forschung als auch auf gesundheitspolitischer und öffentlicher Ebene aus. Die Auszeichnungen sind mit jeweils 15.000 Euro dotiert.

Deutsche Krebshilfe Preis 2020 für Dr. Agnes Glaus

„Mit der Vergabe des Deutsche Krebshilfe Preis 2020 an Dr. Agnes Glaus möchte die Deutsche Krebshilfe auch ein Zeichen für die Bedeutung der Pflege in der Versorgung von Krebspatienten setzen“, so die Präsidentin der Deutschen Krebshilfe, Anne-Sophie Mutter. „Wir zeichnen Dr. Glaus für ihr wegweisendes und nachhaltiges Engagement im deutschsprachigen Raum auf diesem Gebiet aus. Das Thema Pflege ist in unserer alternden Gesellschaft wichtiger denn je, und doch wird es immer noch zu sehr vernachlässigt.“

Die Preisträgerin, die für die Stiftung für Onkologische Fortbildung und Kongresse (SONK) in St. Gallen/Schweiz tätig ist, hat bereits vor 40 Jahren den Grundstein für die Weiterbildung von diplomiertem Pflegefachpersonal in der Onkologie gelegt. Ihr Standardwerk ‘Onkologie für Pflegeberufe’ war das erste Fachbuch für die onkologische Pflege in deutscher Sprache.

„Dr. Agnes Glaus setzt sich in besonderem Maße für die professionelle Pflege von krebskranken Menschen und ihren Angehörigen ein und hat damit eine Entwicklung angestoßen und vorangebracht, die bis heute anhält“, so die Laudatorin Dr. Anke Jähnke, Pflegefachfrau Onkologie in Stuttgart. Elke Wimmer, Leiterin des Studiengangs Oncological Care an der Careum Hochschule Gesundheit in Zürich unterstreicht als weitere Laudatorin: „Dr. Agnes Glaus nimmt bei dem Thema Pflege in der Onkologie eine Vorreiterrolle ein. Sie hat mit ihrer Arbeit zahlreiche Menschen inspiriert und ihr Wirken maßgeblich geprägt und beeinflusst.“

Deutsche Krebshilfe Preis 2021 für Professor Dr. Claus Rödel

Preisträger des Jahres 2021 ist Professor Dr. Claus Rödel, Direktor der Klinik für Strahlentherapie und Onkologie des Universitätsklinikums Frankfurt am Main. Professor Rödel ist langjähriger Sprecher der German Rectal Cancer Study Group (GRCSG)und ein international anerkannter Experte für die interdisziplinäre Behandlung des Rektumkarzinoms. In den vergangenen 25 Jahren hat er – auch mit finanzieller Unterstützung der Deutschen Krebshilfe – eine Vielzahl von Studien zur Therapie des Rektumkarzinoms durchgeführt und publiziert, die weltweit Beachtung fanden. „Professor Claus Rödel hat mit seiner Arbeit die Therapieoptionen des Rektumkarzinoms entscheidend weiterentwickelt. Er hat sich mit seinen herausragenden Leistungen in der klinischen Forschung überaus verdient gemacht“, ehrt Anne-Sophie Mutter den Preisträger.

Mehr als 25.000 Menschen in Deutschland erkranken jährlich an Enddarmkrebs. Die Studienergebnisse von Professor Dr. Claus Rödel führten im Jahre 2004 zunächst zu einer Veränderung des Therapiestandards beim Rektumkarzinom. So wurde aufgrund seiner Studien die neoadjuvante (vor Operation) anstelle der adjuvanten (nach Operation) Radiochemotherapie etabliert. „Professor Rödel hat die deutsche Rektumkarzinomstudiengruppe immer stringent und kollegial geführt. Er hat eine extrem erfolgreiche Rekrutierung in den Studien erreicht, die Therapieregime kontinuierlich weiterentwickelt und weist darüber hinaus seit über 15 Jahren eine international sichtbare Publikationstätigkeit auf“, so Professor Dr. Michael Ghadimi, Direktor der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Kinderchirurgie der Universitätsmedizin Göttingen in seiner Laudatio auf den Preisträger.

Deutsche Krebshilfe Preis 2022 für Dr. Martina Pötschke-Langer und Professor Dr. Hermann Brenner

Den Deutsche Krebshilfe Preis für das Jahr 2022 erhalten posthum Dr. Martina Pötschke-Langer, langjährige Leiterin der Stabsstelle Krebsprävention des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ), Heidelberg und zuletzt Vorstandsvorsitzende des Aktionsbündnis Nichtrauchen e. V. (ABNR) sowie Professor Dr. Hermann Brenner, Leiter der Abteilung Klinische Epidemiologie und Alternsforschung des DKFZ. Beide Persönlichkeiten werden für ihre wertvollen Beiträge im Bereich der Krebsprävention sowohl in der Forschung als auch auf gesundheitspolitischer und öffentlicher Ebene ausgezeichnet.

Dr. Pötschke-Langer war über 30 Jahre am DKFZ tätig. Dabei leitete sie von 1997 bis 2016 die Stabsstelle Krebsprävention und das Kollaborationszentrum für Tabakkontrolle der Weltgesundheitsorganisation WHO. Ein Hauptaugenmerk ihrer Arbeit bestand darin, wissenschaftliche Erkenntnisse zu Tabakkonsum und Tabakkontrolle in die Öffentlichkeit zu transportieren und den Diskurs mit Entscheidungsträgern aus Politik, Medien und Gesundheitsberufen zu intensivieren. 2016 übernahm sie den Vorstandsvorsitz im ABNR. Sie war an der Einführung der Nichtraucherschutzgesetze in Deutschland und an der Umsetzung der europäischen Tabakproduktrichtlinie in nationales Recht maßgeblich beteiligt. Am 13. Juni 2022 verstarb Dr. Pötschke-Langer im Alter von 71 Jahren.

„Wir sind sehr stolz darauf, Dr. Pötschke-Langer für ihr vielfältiges Engagement gegen den Tabakkonsum auszeichnen zu dürfen. Sie hat mit ihrem gesundheitspolitischen Einsatz einen wichtigen Beitrag zur Prävention von Krebserkrankungen geleistet,“ betont Anne-Sophie Mutter. „Dr. Martina Pötschke-Langer ist es zu verdanken, dass Tabakprävention in Deutschland heute ganz selbstverständlich als Krebsprävention verstanden wird. Ihr größter Verdienst ist sicherlich der Nichtraucherschutz. Die Nichtraucherschutzgesetze des Bundes und der Länder sind vor allem auch dank ihrer Arbeit und ihres Einsatzes zustande gekommen. Damit hat sie in den vergangenen 25 Jahren einen spürbaren Beitrag zum Nichtraucherschutz und damit zur Krebsprävention geleistet“, sagt Professorin Dr. Ute Mons, Leiterin der Arbeitsgruppe Kardiovaskuläre Epidemiologie des Alterns, Medizinische Fakultät und Uniklinik Köln, Universität zu Köln in ihrer Laudatio auf Dr. Pötschke-Langer.

„Wir freuen uns, für das Jahr 2022 ebenfalls den ausgewiesenen Darmkrebsexperten und international anerkannten Epidemiologen Professor Dr. Hermann Brenner für seine Leistungen auf dem Gebiet der präventiven Onkologie mit dem Deutschen Krebshilfe Preis auszuzeichnen“, so Anne-Sophie Mutter.

Professor Brenner ist Leiter der Abteilung Klinische Epidemiologie und Alternsforschung am DKFZ sowie Kommissarischer Leiter der Abteilung Präventive Onkologie am Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT), ebenfalls in Heidelberg. Er hat als einer der am häufigsten zitierten Krebsforscher weltweit zahlreiche einzigartige Studien zur Prävention und Früherkennung von Darmkrebs mit mehreren 10.000 Teilnehmern durchgeführt, die das große Potenzial und weitere erhebliche Verbesserungsmöglichkeiten der effektiven Verhütung und Früherkennung von Darmkrebs aufzeigen. Professor Brenner hat sich über viele Jahre, unter anderem im Nationalen Krebsplan des Bundesgesundheitsministeriums für Gesundheit für die Weiterentwicklung der Krebsfrüherkennung in Deutschland engagiert und koordiniert im Rahmen der Nationalen Dekade gegen Krebs des Bundesministeriums für Forschung eine Expertengruppe, die Vorschläge zukunftsweisender Forschungsprogramme für eine effektivere Krebsprävention und deren Umsetzung in Deutschland erarbeitet.

In ihrer Laudatio betont Professorin Dr. Ulrike Haug, Leiterin der Abteilung Klinische Epidemiologie, Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie, Bremen: „Der international renommierte Epidemiologe Hermann Brenner hat sich in den vergangenen Jahrzehnten mit herausragendem Einsatz dem Thema Darmkrebsfrüherkennung gewidmet und darüber hinaus maßgeblich zur Forschung rund um das Thema Krebsüberleben beigetragen.“

„Mit der Verleihung des Deutsche Krebshilfe Preises an herausragende Persönlichkeiten aus der Onkologie will die Deutsche Krebshilfe den großen Stellenwert der Krebsforschung im Kampf gegen die Krankheit zum Ausdruck bringen“, erläutert Gerd Nettekoven, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krebshilfe. „Ebenso möchte sie das Engagement von Menschen würdigen, die die Versorgung von Betroffenen entscheidend verbessert haben.“ Damit kommt sie dem letzten Wunsch von Dr. Wilhelm Hoffmann nach: Dieser hat der Deutschen Krebshilfe im Jahr 1996 eine namhafte Erbschaft hinterlassen. Die Erlöse sind zinsbringend angelegt, mithilfe der Erträge wird jährlich ein Preis für herausragende Arbeiten in der Onkologie vergeben.

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