Um die hohen Kosten abzufedern, gingen die Universitäten mit ambitionierten Energiesparprogrammen bis an die Schmerzensgrenze. Der DHV-Präsident verwies beispielhaft auf die Universität Bochum. Medienberichten zufolge will sie bis zu 250 Stellen, die bis Ende Mai 2023 durch Rente oder Arbeitsplatzwechsel freiwerden, nicht nachbesetzen. "Noch bleiben in Bochum derart einschneidende Maßnahmen auf den nicht-wissenschaftlichen Bereich beschränkt", betonte Kempen. "Aber keiner kann ausschließen, dass angesichts inflationsbedingter Preissteigerungen und eng bemessener Budgets nicht bald auch im wissenschaftlichen Bereich Einstellungsstopps verhängt werden. Die Fortführung exzellenter Forschung, vor allem aber die Zukunftschancen junger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler stehen auf dem Spiel. Mehr Unterstützung und Verlässlichkeit bei der Finanzierung sind daher dringend nötig."
Umso enttäuschter zeigte sich der DHV-Präsident, dass nicht alle Länder für ihre Hochschulen Energie-Hilfspakete schnürten. Länder wie Sachsen, in dem die steigenden Energiekosten vollständig übernommen werden sollen, oder Baden-Württemberg, das eine Inflationsrücklage in Höhe von einer Milliarden Euro für die Landesliegenschaften und damit vornehmlich für die Hochschulen in den nächsten beiden Jahren bereithält, gehen mit gutem Beispiel voran" so Kempen weiter. In Bayern, Hessen, Nordrhein-Westfalen und dem Saarland sei hingegen unklar, ob es landeseigene Energiehilfen vom Land überhaupt geben werde. Unzufriedenstellend sei auch die Lage in Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen, deren Etats durch zusätzlich auferlegte globale Minderausgaben gar schrumpfen sollen.
"Alle Länder müssen mit offenen Karten spielen. Jedes weitere Hinauszögern nährt Misstrauen und bestätigt den Verdacht, dass sich die Länder hinter dem Bund als Zahlmeister verstecken, ihrer eigentlichen Verantwortung für die Hochschulen aber nur unzureichend gerecht werden", ergänzte der DHV-Präsident. "Dadurch nimmt der Bildungsföderalismus weiter Schaden, aber vor allem auch eine Generation junger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die durch die Corona-Krise ohnehin schon stark gelitten hat. Bund und Länder müssen alles tun, um sie zukunftssicher im System zu halten."
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