Jedes Jahr im Februar operieren Kinderchirurg:innen des UKL über die "Stiftung Kinderchirurgie" von Klinikdirektor Prof. Martin Lacher und dem "ARCHE MED e.V." brandverletzte Kinder in Tansania. Anfang kommenden Jahres wird Oberärztin PD Dr. Steffi Mayer ihren Urlaub damit verbringen, tansanischen Kindern wieder ein normaleres Leben zu ermöglichen.
Die Klinik und Poliklinik für Kinderchirurgie des UKL ist neben dem Dresdner eines von zwei überregionalen Verbrennungszentren für Kinder in Sachsen. Während es hierzulande meist zu Verbrühungen durch heiße Flüssigkeiten wie frisch gekochten Kaffee oder Tee als zu echten Feuerverbrennungen kommt, ist es in einem Land wie Tansania in Ostafrika anders: "Viele Familien leben in Hütten mit offenen Kochstellen auf dem Boden", berichtet Prof. Lacher. "Oftmals laufen oder krabbeln kleine Kinder unbeaufsichtigt in die Kochstellen und ziehen sich schwere Brandverletzungen zu."
Im Februar 2022 war Prof. Lacher zum zweiten Mal mit der "Stiftung Kinderchirurgie" und zusammen mit weiteren Ärzt:innen des "ARCHE MED e.V." nach Ifunda gereist, einem kleinen Dorf rund 600 Kilometer westlich von Daressalam, Regierungssitz und größte Stadt Tansanias. Die dortige Missionsstation wird von Monika und Horst Blaser und ihrer Organisation "Klumpfuß Feuerkinder – Kinderhilfe Tansania" geleitet. Zwei OP-Säle stehen zur Verfügung. Eine Woche verbrachte der leitende UKL-Kinderchirurg dort. "Selbstverständlich alles in meiner Freizeit", wie er betont.
"Bereits vor unserer Ankunft wurde über das Kirchenradio und durch Aushänge in der ganzen Region publik gemacht, dass die Ärzt:innen für Klumpfüße und Verbrennungen kommen", erzählt Prof. Lacher. Dann machten sich viele Familien oft tagelang auf den Weg zur Missionsstation. Nach der Voruntersuchung zahlreicher Kinder wurde ein OP-Plan erstellt. "So ein Einsatz ist nie Routine, man muss immer mit allem rechnen und improvisieren können", meint er.
Die komplexesten Fälle kommen als Erstes an die Reihe, um auch noch Zeit für die Verbandswechsel Tage später haben zu können.
"Anders als bei den Kindern in Deutschland, bei denen wir mit Hautersatzmaterialen und chirurgischen Maßnahmen meist sehr gute kosmetische und funktionelle Ergebnisse erreichen können, müssen die Wunden der meist noch jungen tansanischen Kinder oft langsam von selbst zuheilen. Dadurch bilden sich bei ihnen großflächige Narben." erklärt Oberärztin Dr. Steffi Mayer. Wenn dieses Gewebe mit der Zeit verhärte und schrumpfe, führe das bei Kindern im Wachstum zu erheblichen Beschwerden und schränke deren Beweglichkeit ein, sagt sie Martin Lacher ergänzt: "Viele Mädchen und Jungen können Arme und Beine nicht mehr richtig strecken. Sie werden in ihrer Gemeinschaft häufig ausgegrenzt. Durch den chirurgischen Eingriff, die Narbenkontraktur, können wir Gelenkversteifungen beheben, und die Kinder haben wieder voll funktionsfähige Gliedmaßen." Mit "wir" meint Lacher das internationale Team vor Ort, bestehend aus Kinderchirurg:innen, Kinderanästhesist:innen, OP- und Anästhesie-Pflege. Die Expertise der UKL-Kinderchirurg:innen auf dem Gebiet der Verbrennungsmedizin sei so groß, dass die Kinder in Tansania davon profitierten und auch mit dem medizinischen Personal vor Ort geteilt werden könne, erklärt der Klinikdirektor. "Unsere Kapazitäten reichen aus, um vor Ort eine neue Generation von Chirurgen anzulernen." Zu Einschränkungen bei der Versorgung der Leipziger Patient:innen führe dies natürlich nicht, betont er.
Im Februar 2023 wird dann Privatdozentin Mayer in ihrer Freizeit nach Tansania reisen, um in Ifunda zu operieren. Dr. Mayer ist Verbrennungsexpertin und betreut am UKL die Kinder mit thermischen Verletzungen. Sie engagiert sich ebenfalls aktiv in der "Stiftung Kinderchirurgie". "Dieser Einsatz passt daher gut zu meiner Spezialisierung", sagt sie. "Solche ohne jede Behandlung geheilten Wunden haben wir ja in Deutschland praktisch nicht, das hätten wir verhindert", meint die Oberärztin. "Das Schöne an der Versorgung der Kinder in Ifunda ist, dass man die Ergebnisse seiner Bemühungen ganz direkt sieht, wenn die kleinen Patient:innen wieder beginnen, richtig zu laufen oder Bälle zu fangen – also wieder Kind sein können."
Das Universitätsklinikum Leipzig (UKL) versorgt als Klinikum der Maximalversorgung mit 1451 Betten jährlich mehr als 400.000 Patienten ambulant und stationär. Das UKL verfügt über eine der modernsten baulichen und technischen Infrastrukturen in Europa. Mehr als 6000 Beschäftigten arbeiten hier und sorgen dafür, dass die Patienten Zuwendung und eine exzellente medizinische Versorgung auf höchstem Niveau erhalten. Damit ist das UKL einer der größten Arbeitgeber der Stadt Leipzig und der Region und Garant für Spitzenmedizin für Leipzig und ganz Sachsen.
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