Das Unionhilfswerk und seine Erfahrung sind gefragt
Anfang 2014 wendten sich das Berliner Landesamt für Gesundheit und Soziales und das Bezirksamt Treptow-Köpenick an das Unionhilfswerk. Sie suchten nach Unterstützung bei der Unterbringung von Flüchtlingen. Für das Jahr 2014 rechneten sie mit etwa 6.000 zusätzlichen Geflüchteten, die in Berlin untergebracht und versorgt werden müssen. Das Unionhilfswerk schien ihnen hierfür ein geeignete*r Partner*in zu sein, denn es verfügte über langjährige Erfahrung in der Arbeit mit Wohnungslosen und der Betreibung von Wohnheimen. Die Standards für die Unterbringung waren ähnlich. Das Unionhilfswerk war somit auf seine neue Aufgabe gut vorbereitet.
Fremdenhass und Willkommenskultur in Berlin-Rahnsdorf
Im Herbst 2014 begannen Umbauarbeiten an der Fürstenwalder Allee in Berlin-Rahnsdorf: In einem leerstehenden Bürogebäude soll eine Flüchtlingsunterkunft entstehen. Ihr Träger: Das Unionhilfswerk. Bald tauchten in den sozialen Medien erste Meldungen auf, mit denen versucht wurde, gegen die Flüchtlinge, die nach Rahnsdorf kommen sollen, Stimmung zu machen. Die Nachrichten stammten von einer Gruppe, die sich „Rahnsdorfer Widerstand“ nannte. Sie lud bald auch zu Informationsveranstaltungen ein, von denen sie jeden ausschloss, der nicht ihre fremdenfeindliche Haltung verrat. Viele Rahnsdorfer*innen wollten das nicht auf sich sitzen lassen: Sie gründeten den „Unterstützerkreis Rahnsdorf“ mit dem Ziel, „eine Willkommenskultur zu schaffen“, erinnert sich Bärbel Gehrlein, eines der Gründungsmitglieder. „Das hat wirklich alle unter einem Oberziel vereint, so unterschiedlich wir auch waren.“ Die örtliche Kirchengemeinde unterstützte die Initiative, indem sie Räume zur Verfügung stellte und ein Spendenkonto einrichtete.
Flüchtlinge ziehen in Rahnsdorf ein
Für das Jahr 2015 werden mittlerweile 25.000 Flüchtlinge in Berlin erwartet. 150 von ihnen zogen im September in die Rahnsdorfer Unterkunft des Unionhilfswerk ein. Hier gibt es 74 Zimmer, die zum Teil speziell für Familien und behinderte Flüchtlinge eingerichtet wurden. Das Haus verfügt außerdem über mehrere Gemeinschaftsküchen, eine Waschküche, einen Veranstaltungsraum, Spiel- und Unterrichtszimmer. Das Unionhilfswerk konnte sich über eine große Hilfsbereitschaft der Rahnsdorfer*innen freuen: Der Unterstützerkreis war mittlerweile auf über 200 Mitglieder angewachsen, von denen viele aktiv mit anpacken wollten. Das passierte auf ganz unterschiedliche Weise: Für die Kinder der Flüchtlingsunterkunft wurden Hausaufgabenhilfen angeboten, andere Freiwillige organisierten Kleiderspenden, gaben Deutschunterricht oder dolmetschten für die Flüchtlinge bei Ärzten und Behörden.
Die Flüchtlingsarbeit wird professionalisiert
Mehr als zehn Prozent der Deutschen engagierten sich während der sogenannten „Flüchtlingskrise“ in über 15.000 neu gegründeten Projekten und Initiativen. Das war insbesondere in Berlin eine große Hilfe. Hier waren die Behörden besonders stark überlastet. Das Unionhilfswerk eröffnete in der Folgezeit noch zwei weitere Gemeinschaftsunterkünfte für gefüchtete Menschen in Pankow und Lichtenberg. Mit der Zeit wurde die Arbeit des Unterstützerkreises Rahnsdorf rund um das Flüchtlingsheim, aber immer weniger gebraucht. Die Bewohner konnten nun offiziell anerkannte Sprachkurse besuchen. Manche von ihnen fanden schon bald eine Arbeit und begaben sich anschließend auf Wohnungssuche. Die Mitarbeiter*innen des Unionhilfswerk unterstützten sie dabei. Heute ist der Unterstützerkreis Rahnsdorf nicht mehr aktiv. Zwischen manchen freiwilligen Helfern und ehemaligen Bewohnern der Unterkunft haben sich aber Freundschaften entwickelt, die bis heute bestehen.
Plötzlich eine neue Unterkunft – Hilfe für Menschen aus der Ukraine
Seit der Eröffnung der Gemeinschaftsunterkünfte für geflüchtete Menschen hat sich die Arbeit des Unionhilfswerk in diesem Bereich immer weiter professionalisiert – sowohl hauptamtlich als auch ehrenamtlich. „Hier sind wir mit unseren Dienstleistungen im besten Sinne „Wegbegleiter“ und arbeiten im Verbund mit hauptamtlichen und freiwilligen Mitarbeitern am Ebnen von persönlichen Wegen“, sagt Ulrike Hinrichs, die seit 2018 den Fachbereich geschäftsführend leitet. Im Lauf der Zeit wurden die zwei Unterkünfte in Pankow und Lichtenberg an andere Träger übergeben und in diesen Fachbereich schien etwas Ruhe einzukehren – bis zum 24. Februar 2022, als Russland einen Angriffskrieg auf die Ukraine startete. Innerhalb weniger Tage wurden die Pläne für eine Notunterkunft im Rahmen der Kältehilfe in einem ehemaligen Friedrichshainer Hotel umorganisiert. Während schon tausende geflüchtete Menschen aus der Ukraine in Berlin ankamen, eröffnete das Unionhilfswerk bereits am 1. März 2022 in dem Hotel eine Erstaufnahmeeinrichtung für bis zu 300 Menschen. Ohne die professionalisierten Strukturen und die gesammelten Erfahrungen aus den vergangenen Jahren wäre dies so schnell nicht umzusetzen gewesen. Die große Solidarität mit den Ukrainern und Ukrainerinnen war auch im Unionhilfswerk spürbar. Zahlreiche Menschen meldeten sich über alle Kanäle, um freiwillig zu helfen. Auch Mitarbeiter*innen aus dem Unternehmensverbund halfen nach der Arbeit oder an den Wochenenden in der Einrichtung, um Zimmer vorzubereiten, Frühstück auszugeben oder die Ankommenden zu begrüßen. Von überall kamen Sach- und Geldspenden, um die geflüchteten Menschen zu unterstützen. Wie schon von 75 Jahren zeigte sich hier, wie wichtig die Initiative von Freiwilligen für den Zusammenhalt in der Gesellschaft gerade in Krisensituationen ist und welchen Wert dieses Engagement für das Unionhilfswerk auch in Zukunft hat.
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