Welche Faktoren beeinflussen die Entscheidung für eine Corona-Auffrischungsimpfung (Booster-Impfung)? Wie eine experimentelle Online-Studie des ZEW Mannheim gemeinsam mit der Cornell University und der Indiana University (beide USA) zeigt, sind insbesondere die Wirksamkeit und der Hersteller des Impfstoffs sowie die Höhe eines potenziellen finanziellen Anreizes bei der Entscheidung ausschlaggebend. „Am größten ist die Booster-Bereitschaft beim Impfstoff von Pfizer/Biontech, gefolgt vom Moderna-Impfstoff. Beim Impfstoff von Johnson & Johnson dagegen liegt sie deutlich darunter“, sagt Prof.  Dr.  Nicolas Ziebarth, Leiter des ZEW-Forschungsbereichs „Arbeitsmärkte und Sozialversicherungen“ und einer der Studienautoren/-innen. 

Auch eine Informationskampagne, in der Gesundheitsexperten berichteten, dass die Omikron-Varianten ansteckender – aber weniger tödlich – seien als die zuvor aufgetretenen Varianten, erhöht die Bereitschaft zu Auffrischungsimpfungen signifikant. Dagegen sind die Dauer des Impfschutzes und der mögliche Schutz vor zukünftigen Virusvarianten deutlich weniger wichtig für die individuelle Bereitschaft, sich zum dritten Mal gegen Corona impfen zu lassen. Laut Ziebarth ist ein interessantes – allerdings sehr US-spezifisches – Detail, dass es zwischen den Anhängern der Demokraten und denen der Republikaner eine deutliche Kluft gibt: „Die Bereitschaft zum Boostern liegt bei Wählern der Demokraten sieben Prozentpunkte über, bei Wählern der Republikaner neun Prozentpunkte unter dem Durchschnitt.“ 

Die Ergebnisse der ZEW-Studie liefern nützliche Anhaltspunkte für künftige Impfkampagnen. So können Hinweise auf besonders ansteckende Virusvarianten die Bereitschaft zum Boostern möglicherweise steigern. Auch das Fortbestehen der Schere zwischen Anhängern der beiden politischen Parteien zeigt, dass es notwendig ist, die Bevölkerung gezielt anzusprechen, um so die Booster-Skepsis zu überwinden. Die Studie trifft indes keine konkreten Aussagen darüber, inwieweit sich die Ergebnisse auf Deutschland übertragen lassen. „Die grundlegenden Ergebnisse können aber auch für die deutsche Politik relevant sein“, so Ziebarth. „Die Booster-Bereitschaft für den Impfstoff von Biontech wird mit Blick auf die bisher verabreichten Impfungen auch hierzulande am höchsten sein. Ebenso sind solche Impfkampagnen zielführend, die den hohen Impfschutz und die hohe Ansteckungsgefahr der derzeitigen Covid-19-Variante betonen. Gerade zu Beginn der Herbstwelle 2023 ist es sinnvoll, nochmals verstärkt für Booster-Impfungen zu werben. Derzeit haben erst 63 Prozent aller Erwachsenen eine Booster-Impfung erhalten; den zweiten Booster sogar nur 12 Prozent.“

Für die Studie wurden rund 550 US-Amerikaner/innen befragt, die zu diesem Zeitpunkt mit zwei Impfungen eine Corona-Grundimmunisierung, aber keine Auffrischungsimpfung erhalten hatten. Die Befragung fand im Dezember 2021 statt, also wenige Wochen, nachdem die erste Omikron-Variante entdeckt worden war.

Impfen ist auch in den Vereinigten Staaten ein zentraler Baustein bei der Bekämpfung der Covid-19-Pandemie. Mitte Oktober 2022 waren dort laut der US-Behörde „Centers for Disease Control and Prevention“ gut 72 Prozent der Bevölkerung ab fünf Jahren grundimmunisiert, das heißt diese Personen haben zwei Corona-Impfungen erhalten. Eine dritte Impfung (Booster- oder Auffrischungsimpfung) verbessert den Impfschutz noch einmal deutlich, doch hier lag der Anteil der über 12-Jährigen mit lediglich etwa 50 Prozent deutlich darunter.

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Das ZEW in Mannheim forscht im Bereich der angewandten und politikorientierten Wirtschaftswissenschaften und stellt der nationalen und internationalen Forschung bedeutende Datensätze zur Verfügung. Das Institut unterstützt durch fundierte Beratung Politik, Unternehmen und Verwaltung auf nationaler und europäischer Ebene bei der Bewältigung wirtschaftspolitischer Herausforderungen. Zentrale Forschungsfrage des ZEW ist, wie Märkte und Institutionen gestaltet sein müssen, um eine nachhaltige und effiziente wirtschaftliche Entwicklung der wissensbasierten europäischen Volkswirtschaften zu ermöglichen. Das ZEW wurde 1991 gegründet. Es ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Derzeit arbeiten am ZEW Mannheim rund 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, von denen rund zwei Drittel wissenschaftlich tätig sind.

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