Laut Definition ist die Parkinson-Komplexbehandlung auch kurz PKB genannt, eine multimodale, interdisziplinäre und stationäre Behandlung von Patienten und Patientinnen mit Parkinson-Syndromen.

Ich hatte mich vor fast genau einem Jahr einer solchen Parkinson-Komplexbehandlung in der Passauer Wolf Fachklinik in Bad Gögging mit durchschlagendem Erfolg unterzogen. Dabei durchlief ich das komplette Programm von der Optimierung der medikamentösen Einstellung, einer speziell auf meine Sprachproblematik ausgerichteten Logopädie, einer neuropsychologischen Analyse, einer Ergotherapie mit dem Schwerpunkt Verbesserung meines Schriftbildes, Rehasport in allen Facetten zur Verbesserung meines Gangbildes und des Gleichgewichtsinns und last but not least kognitive Tests, Übungen und Workarounds zur Aufrechterhaltung der mentalen bzw intellektuellen Kompetenz.

Wen der Ablauf einer solchen Komplexbehandlung im Detail interessiert, dann empfehle ich das ausführliche Tagebuch meiner Komplexbehandlung hier im Parkinson Journal nachzulesen.

War ich nun ein Einzelfall, bei dem Behandlungsmethode und Symptomatik, mehr oder weniger zufällig passgenau waren oder gibt es einen Beweis für die grundsätzliche Wirksamkeit der PKB?

Diese Frage haben sich nun auch Forscher der Kliniken Schmieder Allensbach und der Medizinischen Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg gestellt. So entstand eine Studie, die untersuchte, ob und wie die Patientinnen und Patienten von der PKP profitieren und ob es Faktoren gibt, die das jeweilige Ergebnis beeinflussen.

Dazu wurden die Daten von fünfzig Patienten und Patientinnen, die 2019 im Rahmen einer Parkinson Komplexbehandlung behandelt wurden, analysiert.

Die Forscher erfassten die Daten zum Erkrankungs-Stadium und sowohl bei Aufnahme als auch bei der Entlassung den UPDRS-Wert. Der UPDRS-Wert ist eine Skala zur Verlaufsbeobachtung bei Morbus Parkinson. Die Erhebung erfolgte per Interview. Maximal sind 199 Punkte, minimal 0 Punkte erreichbar, wobei 199 Punkte das schlechteste Ergebnis darstellt und 0 Punkte keinerlei Behinderung bedeutet. Zusätzlich wurden noch das Vorhandensein von Hyperkinesien, Halluzinationen und starken Fluktuationen erfasst.

Falls bei der Entlassung der UPDRS-Wert geringer war als bei der Aufnahme oder einer der anderen Faktoren schlichtweg nicht mehr vorhanden war, wurde der Zustand der Patienten und Patientinnen als gebessert definiert. Jetzt brauchte man nur noch die Patienten in zwei Gruppen aufzuteilen, diejenigen die nach genannter Definition eine Besserung erfahren haben und diejenigen bei denen keine Besserung festgestellt werden konnte. Danach galt es mit den üblichen statistischen Methoden herauszufinden, ob es einen signifikanten Unterschied zwischen beiden Gruppen gab.

Anlässlich der Neurowoche berichteten die Wissenschaftler nun, dass sich bei 88 % der Patienten Verbesserungen zeigten. So veränderte sich z.B. der UPDRS-Wert im Durchschnitt um 6 Punkte. Erwartungsgemäß führte das Vorhandensein eines atypischen Parkinson-Syndroms zu einem schlechteren Ergebnis bzw. einer schlechteren Chance auf eine Besserung durch die Komplexbehandlung.

In einer ähnlichen Untersuchung, die sich allerdings gezielt auf den Einfluss der PKB auf das Gangbild und die Lebensqualität bei Patienten mit ausschließlich idiopathischen Parkinson Syndrom fokussierte, stellte eine Arbeitsgruppe aus Bochum und Kiel ebenfalls positive Effekte der PKB fest. Signifikante Verbesserungen zeigten sich bei der Lebensqualität, bei den motorischen Parametern und bei Alltags Funktionen.

Fazit: Meine erfolgreiche Komplexbehandlung war nicht zufällig passgenau, sondern sie war die Folge einer grundsätzlichen Wirksamkeit der PKB. Für mich persönlich gilt, dass ich im kommenden Jahr wieder eine Komplexbehandlung anstrebe, um meinen jetzigen Zustand stabil zu halten oder vielleicht sogar eine kleine Verbesserung herbeiführen zu können. Nebenbei bemerkt ist der Zugang zur Parkinson Komplexbehandlung wesentlich einfacher zu erlangen, als eine Reha-Maßnahme, denn die Komplexbehandlung wird in einer Klinik und nicht in einem Rehabilitationszentrum durchgeführt. Dies bedeutet konkret, dass eine Verordnung bzw. Einweisung zur Komplexbehandlung in eine Fachklinik vom Neurologen völlig ausreicht und die Kosten von den Krankenkassen problemlos übernommen werden.

Autor: Jürgen Zender
Quelle: Abstracts der Neurowoche 2022

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Es wird geschätzt, dass in Deutschland etwa 10 % der Parkinson-Kranken in Selbsthilfegruppen organisiert sind oder zumindest gelegentlich deren Angebote nutzen.

Das sind 40.000 von 400.000 Erkrankten. Es ist eines unserer Ziele, diese Zahl dauerhaft und stetig zu erhöhen, denn der Austausch mit „Leidensgenossen“, das reichhaltige Informationsangebot, die neu entstehenden Freundschaften, Sportarten, die man plötzlich (wieder) für sich entdeckt, die selbstgewählte Isolation, die man verlässt … all das sind gute Gründe, sich einer der zahlreichen Selbsthilfegruppen anzuschließen. Neben Beiträgen aus und über die Szene hilft uns dabei maßgeblich unser Verzeichnis der Parkinson-Selbsthilfegruppen und der Parkinson-Event-Kalender.

Für alle anderen, die noch nicht bereit sind, sich zu öffnen, wollen wir weiterhin ein Fenster zur Parkinson-Welt sein, deren Bewohner sie ohne eigenes Zutun geworden sind, und sie mit Wertschätzung und mit Herz und Verstand informieren.

Das zweite Ziel, das uns sehr am Herzen liegt, ist das Bewusstsein für Bewegung als eine der wenigen erfolgversprechenden, nicht medikamentösen Therapien zu schärfen. Immer mehr Studien zeigen, dass Sportarten wie Tischtennis, Nordic Walking, selbst Boxen einen positiven Einfluß auf die Symptomatik und Progredienz der bisher unheilbaren Krankheit haben.

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