Wer in Österreich ein Studio für hochwertige Aufnahmen klassischer Musik sucht, wird dem Namen „tonzauber“ begegnen. Das 1998 von Tonmeister Georg Burdicek gegründete Tonstudio mit Sitz in Wien widmet sich neben professionellen Klassikproduktionen allerdings auch anderen Musikgenres von Jazz bis Metal, für die das Unternehmen Technik und Dienstleistungen bereitstellt. Seit dem Frühjahr 2022 steht Burdicek und seinem Team ein Ton-Ü-Wagen zur Verfügung, den er mit einem Lawo mc²36 MkII ausstatten ließ.

„Einen Ü-Wagen zu bauen, war mein langgehegter Wunsch – aber ihn gerade jetzt zu bauen, lag an den Entwicklungen, die Corona ausgelöst oder beschleunigt hat. Plötzlich gab es Aufträge für viele Livestreams, die oft mit kurzen Vorlaufzeiten umgesetzt werden mussten. Das betraf selbst sehr aufwendige mobile Produktionen, die dann auch gleich fertig gemischt sein sollten“ so Burdicek. „Irgendwann habe ich mir gedacht: ich mag das jetzt nicht mehr jedes Mal alles einpacken, irgendwohin fahren, wieder auspacken, dort aufbauen und dann noch in irgendeinem Raum sitzen und mischen müssen, einer Abstellkammer oder bei Open-Air-Veranstaltungen in einem Zelt!“ Ein ganz auf seine Ansprüche ausgelegter Ton-Ü-Wagen zur Verfügung zu haben, lag auch an den fehlenden Optionen: „Ich habe gemerkt, dass bei den Kulturproduktionen, die ich in Österreich betreue, der Trend zu immer kleineren Fernseh-Ü-Wagen geht, weil man nicht mehr Budget als für fünf oder sechs Kameras hat – was heute jeder bessere Sprinter leistet, auch in 4K und HD. Einziges Problem ist, dass dort keine Tonregie eingebaut ist, jedenfalls keine, in der ich ein Orchester abmischen möchte“, so Burdicek.

Unter dem Eindruck der neuen Anforderungen und seinem professionellen Anspruch entschied sich Burdicek somit Anfang 2021 dafür, seinen Wunsch zur Wirklichkeit werden zu lassen. „Zumal die Technik bereits vorhanden war, um die herum ich nur noch den Ü-Wagen bauen musste“, schmunzelt Burdicek. Nach ersten Entwürfen im April und dem Durchspielen verschiedener Möglichkeiten – von Anhänger über Kastenwagen – ging es im August an die Detailplanung eines Ton-Ü-Wagens auf Basis eines ausgewachsenen LKWs. Bereits im Oktober 2021 ging es in die Bauphase. Hier arbeitete das firmeneigene tonzauber Team mit Kollegen des TV-Dienstleisters Euro-TV zusammen, die bereits umfangreiche Erfahrungen beim Bau von Ü-Wagen sammeln konnten.

Burdicek setzt für die Zukunft auf IP-Technologie: „Unser gesamtes Fahrzeug basiert auf RAVENNA, wodurch ich eine bisher im Broadcastbereich ungekannte Flexibilität erreiche. Meine kleinste Stagebox hat eine Höheneinheit und bietet acht Mikrofoneingänge, vier Line-Ausgänge und wird mit PoE gespeist. Damit eignet sie sich für den dezentralen Einsatz und kann lange analoge Multicores ersetzen“, so Burdicek. „Die granularen Stageboxen, aber auch zusätzliche Geräte wie der prodigy.mp von DirectOut zur Übernahme von MADI- und Dante-Signalen inklusive Taktentkopplung lassen kaum Wünsche offen.“

Der Anspruch an die Abhörumgebung war hoch: Auf einem LKW-Chassis wurde ein Aufbau mit einer sehr aufwendigen Akustik montiert, bei dem die äußere Hülle und der Innenraum komplett voneinander entkoppelt und mit einer 10cm starken Dämmung versehen wurde. Der Innenraum wurde für „Immersive Audio“ gestaltet, um im Format 7.1.4 optimal Dolby-Atmos-fähig produzieren zu können. Aufgrund seiner Erfahrung mit Mischpulten verschiedener Hersteller und seiner Arbeit mit Lawo-Pulten in den vergangenen Jahren entschied sich Burdicek für ein Lawo mc²36 MkII Produktionspult. Mit seiner A__UHD-Core Technologie bietet es 256 Processing-Kanäle, die sowohl bei 48 als auch bei 96 kHz verfügbar sind, womit auch große Orchesterproduktionen gemeistert werden können. Das All-in-One-Mischpult unterstützt nativ ST2110, AES67, RAVENNA und Ember+. Mit einer I/O-Kapazität von bis zu 864 Kanälen und seinen lokalen Anschlüssen bietet das mc²36 MkII eine weitreichende Konnektivität, darunter 3 redundante IP-Netzwerkschnittstellen, 16 Mic/Line-Eingänge in Lawo-Qualität, 16 Line-Ausgänge, 8 AES3-Ein- und Ausgänge, 8 GPIO-Anschlüsse und ein SFP-MADI-Port.

Seinen ersten Einsatz meisterte der neue Ton-Ü-Wagen im Mai 2022 beim „Fest der Freude“, einem Open-Air-Konzert der Wiener Symphoniker, bei dem Burdicek die Live-Übertragung für den ORF produzierte. Weitere Übertragungen und Aufnahmen von Konzerten von renommierten Orchestern folgten, darunter das London Symphonic Orchestra mit Sir Simon Rattle, das Bruckner Orchester Linz beim „Gmunden Open Air“ sowie eine Fernsehübertragung der Operette „Im Weißen Rössl“ beim Sommerarena-Event aus dem Stadttheater Baden.

„Die bisher größte und aufwendigste Produktion war die Aufführung der Oper Nabucco von Guiseppe Verdi bei „Oper im Steinbruch“ in St. Margarethen im Burgenland. Dort hatte ich 128 Kanäle zu mischen – da muss ich mir schon das Pult sehr schön strukturieren können, um noch den Überblick zu behalten. Nur so weiß ich im Live-Konzert, was ich mache und wo ich im Problemfall schnell hin greifen kann, ohne nachzudenken. Das ist eben ein großer Vorteil bei Lawo, da ich alles sehr schön und einfach beschriften kann, von der Farbkodierung unterstützt werde und vom neuen mc²36 MKII auch mit Logos und Symbolen arbeiten kann. Also alles, was einfach die Übersichtlichkeit drastisch erhöht.“

Der neue tonzauber Ton-Ü-Wagen kann jedoch nicht nur Klassik. So fuhr Burdicek auch nach Wacken, um dort die Konzertproduktion für einen Kunden beim Wacken Open Air zu betreuen: „Ich habe das Fahrzeug zwar in erster Linie für Klassikaufnahmen gebaut – das heißt aber nicht, dass ich nicht auch andere Leute da hineinlasse. So ist das bei Wacken, wo ich mich darum kümmere, dass die Technik im Backend gut läuft. Der Kollege, der die Produktion mischte, kam mit eigenen vorbereiteten Plugins auf seiner eigenen Hardware, die binnen weniger Minuten in unser System integriert werden konnte. Darin zeigt sich die Flexibilität meines Ton-Ü-Wagens – audiotechnisch gibt es praktisch keine Einschränkungen.“

„Klanglich bin ich sehr glücklich mit Lawo, weil das Pult keinen Eigenklang besitzt – es liefert einfach das, was es soll und reagiert auf das, was ich will. Ich möchte keine großen Klangfärbereien, sondern das, was vor dem Mikro passiert und aus dem Mikro herauskommt soll am Ende mit meinen Vorgaben auf der Summe landen – wie beim Lawo“, so Burdicek abschließend.

tonzauber

tonzauber, 1998 in Wien gegründet, versteht sich als professioneller Komplettanbieter von Tonproduktionen akustischer Musik. Dazu zählen u.a. mobile Liveaufnahmen und CD-Produktionen, Studioproduktionen und Ton für Video/Filmproduktionen. Alle Produktionen können in klassischem Stereo, aber auch in High Definition PCM bis 24Bit / 192kHz Auflösung und natürlich auch als Mehrkanal-Surroundaufnahme realisiert werden. Für spezielle Anforderungen erarbeitet tonzauber individuelle Konzepte.

Darüber hinaus bietet das Unternehmen in seinem gut ausgestatteten Postproduktionsstudio nicht nur die Möglichkeit zur Digitalisierung und Restauration analoger Tonbänder und Schallplatten, sondern auch zur Codierung von Mehrkanalton in den derzeit gängigen Formaten Dolby Digital, Dolby E und DTS. Mit einem Angebot an CD/DVD Kleinserien bietet tonzauber zu günstigen Preisen eine hochwertige und schnelle Vervielfältigung kleiner Auflagen, bei denen eine industrielle Vervielfältigung nicht lohnt.

Über die Lawo AG

Lawo entwickelt, fertigt und vertreibt zukunftsweisende Netzwerk-, Control-, Audio- und Video-Systeme für Fernseh- und Radio-Produktionen, Postproduktion sowie Live-Events und Theateranwendungen. Das Produktportfolio umfasst Steuerungs- und Monitoring-Systeme, digitale Tonmischpulte, Kreuzschienen, Videoprozessoren sowie Lösungen für IP-basierte A/V-Infrastrukturen und Routingsysteme. Produkte werden in Deutschland entwickelt und am Hauptsitz des Unternehmens in Rastatt nach höchsten Qualitätsstandards hergestellt. Weitere Informationen erhalten Sie auf www.lawo.com.

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