Die deutschen Kliniken kämpfen Tag für Tag darum, die aktuelle multiple Krisenlage, in der sie sich befinden, zu bestehen. Gleichzeitig werden von Experten einer Regierungskommission Vorschläge für die notwendige große Krankenhausreform erarbeitet. In dieser Gemengelage tagte in dieser Woche der 45. Deutsche Krankenhaustag in Düsseldorf. Das Generalthema: „Reformpolitik quo vadis – was wird aus dem Koalitionsvertrag?

In seiner Rede zur Eröffnung des Krankenhaustages, in der er auch Bundesgesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach begrüßen konnte, verwies Kongresspräsident Dr. Josef Düllings, der auch Präsident des Verbandes der Krankenhausdirektoren Deutschlands (VKD) ist, u.a. auf die Finanzkrise der Krankenhäuser und deren Vorgeschichte. Gründe seien primär exogene Faktoren, die man durch ein noch so gutes Management nicht beheben könne.

„Wir haben eine nach politischer Aufforderung in der Corona-Pandemie ausgelöste Absenkung der Leistungen in einem leistungsorientierten Vergütungssystem, mit dem die Krankenhäuser eigentlich ihre Kosten refinanzieren müssen. Hinzu kommt eine massive Lücke zwischen Kosten und Preisen für Krankenhausleistungen.“ Das sei sozusagen ein Doppelwumms, der die Kliniken massiv nach unten ziehe und zu immer mehr Insolvenzverfahren führe. Er forderte in dieser Situation die Refinanzierung der Behandlungs- und Vorhaltekosten.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach verwies in seinem Vortrag auf die sechs Milliarden Euro Soforthilfen für die Kliniken, die zusätzlich zur Gas- und Strompreisbremse kämen. Die höheren Kosten würden bereits 2023 zum kleinen Teil, 2024 dann aber stärker in den Landesbasiswerten berücksichtigt. Er habe frühzeitig versprochen, dass kein Krankenhaus schließen müssen, weil es die Energiekosten nicht mehr bezahlten könne.

Der Minister kündigte schon für die nächsten Tage einen Vorschlag für eine große Krankenhausreform an und stellte bereits Zielmarken dafür vor. Die DRGs hätten zu Hamsterrad-ähnlichen Effekten geführt. Wichtiges Ziel der Reform sei daher, die Kliniken aus diesem Hamsterrad zu befreien, der Medizin gegenüber der Ökonomie wieder einen höheren Stellenwert zu geben.  Ziele der Reform seien außerdem eine stärkere Zentralisierung der Versorgung, um deren Qualität zu erhöhen, eine Stärkung der Ambulantisierung sowie Entbürokratisierung. Verändert werden soll auch die Krankenhausplanung – weg von der Abteilungsplanung hin zur Planung von Leistungskomplexen. Darüber werde man mit den Ländern sprechen.

Kurzfristig werde es Reformen geben, in denen es um die Vergütung der Pädiatrie und der Geburtshilfe gehe. Letztere werde an bestimmte Kriterien gebunden sein. Geplant sei auch die Einführung tagesklinischer Leistungen, die aber in ihrer vorgesehenen Umsetzung u.a. von Gerald Gaß, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krankenhausgesellschaft, und auch vom VKD kritisiert wurde.

Wichtig sei für den Verband, dass in die Erarbeitung der Reform zwingend die Erfahrungen, Erkenntnisse und Positionen der Praktiker einbezogen werden, so Dr. Düllings. Bisher finde das aus Sicht des Managements nicht statt. Der Minister erklärte dazu, das Verfahren werde in mehreren Stufen ablaufen, in denen die unterschiedlichen Beteiligten – also auch Verbände, Krankenkassen, Bundesländer – jeweils nacheinander einbezogen würden.

Dem Management fehlt bisher, das hatte Dr. Düllings bereits zuvor vor der Presse erklärt, mit Blick auf die gesundheitspolitischen Vorhaben der Ampelkoalition ein stimmiges Gesamtkonzept, ein strategisches Zielbild, an dem sich Veränderungen, ja Umwälzungen, und neue Strukturen orientieren sollten. Dabei muss es vor allem immer um die gute Versorgung der Patienten gehen.

An den vier Kongresstagen ging es den Teilnehmern immer auch darum, wie trotz Energiekrise, Teuerung und Personalknappheit die Versorgungssicherheit möglichst flächendeckend gewährleistet werden kann. In einer von Dr. Düllings moderierten Veranstaltung ging es u.a. um Krankenhausplanung und sektorenübergreifende Versorgung. Künftige Strukturen müssten die Trennung der Sektoren überwinden, zeigte die Diskussion. Ambulantisierung bisher stationär erbrachter Leistungen dürfe nicht zur Konkurrenz zwischen Kliniken und niedergelassenen Ärzten führen.

In anderen Teilveranstaltungen wurden u.a. die Rolle der Pflege, vielfältige Fragen und Probleme der Digitalisierung, Qualitätssicherung und Klimaschutz diskutiert.

Gute Gespräche am Stand des VKD

Der 45. Deutsche Krankenhaustag fand vom 14. bis zum 17. November parallel zur weltgrößten Medizinmesse Medica in Düsseldorf statt. Der VKD war wieder mit einem eigenen Stand dabei. Sehr zufrieden mit der Resonanz auf die Angebote des VKD äußerte sich VKD-Geschäftsführer Dr. Jens-Uwe Schreck. Insgesamt konnten er und seine beiden Unterstützer – Peter Förster, ehemaliger Geschäftsführer des Westpfalz-Klinikums Kaiserslautern, und seine Ehefrau Christine Förster– rund 150 Gäste zu interessanten Gesprächen begrüßen.

Mit einem deutlichen Beteiligungsplus an Ausstellern im Vergleich zum Vorjahr gingen in diesem Jahr die weltführende Medizinmesse MEDICA und die internationale Leitmesse für den Zulieferbereich der medizinischen Fertigung, die COMPAMED an den Start. Die Messe 2022 zählte eine Beteiligung von mehr als 5.000 Unternehmen aus 70 Nationen. Insgesamt wurden an den vier Messetagen 81.000 Besucher gezählt.

Veranstaltet wird der jährlich durchgeführte Deutsche Krankenhaustag von der Gesellschaft Deutscher Krankenhaustag (GDK). Der VKD ist Gesellschafter der GDK.

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