Eine aktuelle Meldung des Waldrappteam Conversation & Research lässt Ornithologen aufhorchen: Der Großteil der Waldrappe aus den Kolonien des nördlichen Alpenvorlandes hat noch immer nicht die Berge Richtung Süden überquert. Nun sind die Zugvögel durch den nahenden Wintereinbruch akut gefährdet. Konkret sind es 17 Vögel aus der Kolonie Überlingen am Bodensee in Baden-Württemberg, die sich nahe der Stadt Chur im Schweizer Kanton Graubünden aufhalten, sowie 29 Vögel aus den beiden Kolonien Kuchl im Land Salzburg und Burghausen in Bayern. Die Vögel müssen nun von den Artenschützern des Waldrappteams eingefangen und mit dem Auto in den Südalpenbereich gefahren werden. Von dort aus sollen sie allein in ihr Winterquartier in die Toskana fliegen. Die Jungvögel in der Gruppe konnten somit nicht die gesamte Zugroute erlernen. Trotzdem – so hoffen die Artenschützer – werden sie als geschlechtsreife Tiere den Weg zurück in ihre Brutgebiete selbständig finden. Klappt das nicht, könnten sie in Brutkolonien südlich der Alpen integriert werden.

„Der Klimawandel bringt den Vogelzug gehörig durcheinander. Die Zugvögel müssen lernen, mit den veränderten Umweltbedingungen zurechtzukommen. Das schaffen einige Arten schnell, andere bleiben sprichwörtlich auf der Strecke“, sagt Professor Dr. Klaus Hackländer, Wildtierbiologe und Vorstand der Deutschen Wildtier Stiftung. Vor allem der ungewöhnlich milde Oktober mit Temperaturen von bis zu 26 Grad wirkte sich dieses Jahr auf die Aktivität vieler Zugvögel aus. Laut Deutschem Wetterdienst lagen die Temperaturen dabei etwa acht bis neun Grad über dem langjährigen Mittel. Das hat Folgen – auch für die Tiere. Johannes Fritz, Leiter des Waldrappteam Conservation & Research bestätigt: „Seit die Waldrappe vor rund 10 Jahren mit dem Zugverhalten begonnen haben, beobachten wir einen klaren Trend: Der Beginn der Herbstmigration wird zunehmend variabler und die Abflüge erfolgen immer später.“ Anfänglich begannen die Anflüge der Waldrappe Richtung Alpen in den ersten Oktobertagen. Im vergangenen Jahr querte ein Großteil der Vögel die Alpen erst am 26. Oktober und in diesem Jahr starteten sie erst am 31. Oktober.

Während sensible und seltene Vögel wie der Waldrapp den Abflug verpassen, fliegen opportunistisch veranlagte Vögel mit großen Populationen wie die Kraniche oder Graugänse gar nicht erst los. So platzt der Galenbecker See, ein bedeutendes Schlaf- und Rastgebiet nahe des Stiftungsgutes Klepelshagen in Mecklenburg-Vorpommern mit bis zu 25.000 Kranichen im Herbst aus allen Nähten. Ein Teil der Kraniche versucht jedes Jahr dort auch zu überwintern. „Solange die Seen nicht zufrieren, in denen die Schlafplätze der Kraniche liegen, und sie genug zu futtern finden, sehen sie keinen Grund, woanders hinzuziehen“, sagt Hackländer.

Das Zugverhalten eines Vogels liegt in seinen Genen. Wie lange einzelne Vogelarten brauchen werden, um sich an den Klimawandel anzupassen, lässt sich schwer vorhersagen. „Natürlich brauchen alle Vögel unserer Unterstützung“, sagt Hackländer. „Wollen wir aber seltene Arten retten, dann müssen wir vor allem jene Vögel im Auge haben, die sich mit der Klimaveränderung schwer tun, und ihnen helfen.“ Die Deutsche Wildtier Stiftung unterstützt das Waldrappteam Conversation & Research, indem sie GPS-Sender zur Verfügung stellt, die die Flugroute der Tiere dokumentieren. So lassen sich Zugverhalten und Gefahrenstellen schnell ermitteln.

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