­Dr. Nils Jannsen, Leiter Konjunktur Deutschland am IfW Kiel, kommentiert die aktuellen Zahlen zum Auftragsbestand im Verarbeitenden Gewerbe des Statistischen Bundesamtes, wonach dieser im September um 0,9 Prozent gesunken ist: ­­­­­

„Der Auftragsbestand im Verarbeitenden Gewerbe ist im September erstmals seit Januar gesunken. Allerdings befindet er sich weiterhin auf ausgesprochen hohem Niveau, so dass auch Rückgänge bei den Auftragseingängen oder Stornierungen von Aufträgen vorerst nicht voll auf die Industrieproduktion durchschlagen. Das gute Auftragspolster hat dazu beigetragen, dass die Industrieproduktion insgesamt trotz der deutlichen Produktionsrückgänge in den energieintensiven Industrien und den sinkenden Auftragseingängen in diesem Jahr recht stabil geblieben ist. Der hohe Auftragsbestand bleibt eine wichtige Stütze für die deutsche Konjunktur in dem rauen weltwirtschaftlichen Umfeld.

Nach der ersten Welle der Pandemie war der Auftragsbestand bis zuletzt deutlich aufwärtsgerichtet. Maßgeblich war, dass die Industrie aufgrund der massiven Lieferengpässe die neueingehenden Aufträge nicht abarbeiten konnte. Seit Jahresbeginn sind die Auftragseingänge um rund 10 Prozent zurückgegangen. Gleichzeitig haben die Lieferengpässe zumindest etwas nachgelassen. Setzt sich diese Entwicklung fort, so dürften die Auftragsbestände nun zunehmend abgearbeitet werden. Allerdings verfügt die Industrie noch über einen großen Puffer. Im September befanden sich die Bestände um mehr als 30 Prozent über dem Niveau von Ende 2019. Die Auftragsreichweite – also der Zeitraum, in dem die Auftragsbestände abgearbeitet werden könnten – ist seitdem von 5,6 auf 7,7 Monate gestiegen. Von diesem hohen Auftragspolster kann die deutsche Industrie vorerst zehren, auch wenn es zu weiteren Rückgängen bei den Auftragseingängen kommen sollte.“   

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