Filmautorin Ilka aus der Mark ist am Freitag im Rahmen der Hauptversammlung des Hartmannbundes mit dem diesjährigen Film- und Fernsehpreis für „Der Bluttest: Entscheidungsdrama vor der Geburt“ (WDR) ausgezeichnet worden. Aus 29 eingesandten Beiträgen ist die bemerkenswerte Dokumentation von einer Fachjury ausgewählt worden.

Die Begründung der Jury:

„Der Bluttest: Entscheidungsdrama vor der Geburt“ legt den Finger in die Wunde: Seit kurzem werden die Kosten für Pränataltests auf Trisomie von den gesetzlichen Kassen übernommen. Doch sind wir darauf vorbereitet? Was ist nötig, um dieser neuen Dimension der Schwangerschaftsvorsorge gerecht zu werden? Filmautorin Ilka aus der Mark zeigt in ihrer Dokumentation schonungslos, woran es fehlt – an allem: an intensiver Aufklärung, einer adäquaten Zusammenarbeit der unterschiedlichen Professionen, einer ernsthaften Diskussion über Inklusion und auch an einer angemessenen Vergütung von Beratungsleistungen.

Dabei nähert sie sich mit äußerster Behutsamkeit der komplexen Thematik an. Ilka aus der Mark rückt die werdenden Eltern in den Fokus und lässt Ihnen dabei trotzdem genügend Freiraum. Sie erzählt unaufgeregt und empathisch. Der Zuschauer spürt die innere Zerrissenheit, das Hadern mit der anstehenden Entscheidung, das Gefühl des Alleingelassen-Seins. Sollen sie ein Kind mit Behinderung bekommen oder nicht? Dabei werden die persönlichen Geschichten immer wieder durch wichtige Aspekte ergänzt: Wie reagiert die Gesellschaft? An welcher Stelle muss nachjustiert werden? Die Unsicherheiten sind groß, auf allen Seiten. Das wird auch in den Gesprächen mit Ärzten, Ethikern und Politikern deutlich – fernab von vorformulierten Statements gelingt es, die ehrlichen Zweifel der Beteiligten in den Interviews einzufangen.

An dieser Stelle enden manche Formate – ein Dilemma ohne Perspektive. „Bluttest“ zeigt hingegen, wie es anders gehen kann, so zum Beispiel in den Niederlanden. Hier wird auf mehr interprofessionelle Beratung gesetzt. Die Autorin belässt es nicht bei einem Off-Text, sondern schaut sich mit ihrem Team vor Ort um. Und auch in Deutschland findet in einigen Kliniken ein Umdenken statt – ein Silberstreif am Horizont. Die Art und Weise, wie eine Protagonistin mit Down-Syndrom eingeführt wird, ist erfrischend. Sie ist eine weitsichtige Streiterin für ihre eigene Sache. Damit geht es letztendlich in der Dokumentation vielmehr um die gesellschaftliche Akzeptanz von Menschen mit Behinderung und weniger um die befürchtete Suche nach dem perfekten Kind.

Ilka aus der Mark leistet einen wichtigen, unvoreingenommenen Beitrag zur Meinungsbildung und wirft Fragestellungen auf, die in Zukunft immens an Relevanz gewinnen. Der medizinische Fortschritt hat den gesellschaftlichen Diskurs längst eingeholt, wenn nicht sogar überholt. Heute fahndet man nach Menschen mit Trisomien. Wonach fahndet man morgen? Der für den WDR produzierte 44-Minüter der Längengrad Filmproduktion bietet einen Vorgeschmack auf das, was uns möglicherweise mit bereits in Zulassung befindlichen Tests (Gensequenzierung, Disease Interception etc.) bevorsteht.

Der Film- und Fernsehpreis des Hartmannbundes wurde 1966 als ideeller Preis gestiftet. Er soll einen Ansporn setzen, dass die großen, mit dem lebenden Bild arbeitenden Massenmedien in ihrer Darstellung der Wirklichkeit ärztlichen Handelns Rechnung tragen. Der Jury gehören an: Renate Werner – Filmemacherin und Autorin, Carl Gierstorfer – Regisseur und Grimme-Preisträger, Wolfgang van den Bergh – Herausgeber der ÄrzteZeitung, Bas Kast – Wissenschaftsjournalist und Bestsellerautor und Prof. Dr. Markus Lehmkuhl – Experte für Wissenschaftskommunikation in digitalen Medien

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