Zu einem pragmatischen und fairen Umgang mit Mehrkosten auch in bestehenden Verträgen hat die Bundesvereinigung Mittelständischer Bauunternehmen e.V. (BVMB) insbesondere die öffentlichen Auftraggeber aufgefordert. Laut dem stellvertretenden Präsidenten der BVMB, Rechtsanwalt Jürgen Faupel, steht die Bauwirtschaft aktuell vor den größten Herausforderungen der vergangenen 10 Jahre angesichts der Auswirkungen des Ukraine-Krieges auf Bauprojekte. Um die Bauwirtschaft nicht nachhaltig in Gefahr zu bringen, müssen hier endlich faire Lösungen gefunden werden. Sorgen bereiten dem Verband insbesondere die ab 2024 rückläufigen Investitionen im Bereich Bundesfernstraßenbau: „Hier müssen nicht nur der Bund und die Länder, sondern auch die Kommunen sich ihrer großen Verantwortung für eine intakte Infrastruktur und eine funktionierende Bauwirtschaft bewusst werden“, betont Faupel.

„Weniger zu investieren, ist das völlig falsche Signal“

„Weniger zu investieren, obwohl die Baupreise enorm gestiegen sind, halten wir für das völlig falsche Signal“, kritisiert Daniel Jonas, Abteilungsleiter der BVMB für den Bereich Straßen-, Tief- und Ingenieurbau. Die Dramatik dieser Planung werde umso deutlicher, wenn man die „dringend erforderlichen Bauaufgaben, beispielsweise im Brückenbau“, betrachte. Der Bund habe selbst erkannt, dass unzählige Brücken im Bereich der Autobahnen und Bundesstraßen längst ihren Zenit überschritten haben und dringend saniert oder erneuert werden müssen. „Trotzdem plant man eine Reduzierung der Investitionen in den nächsten Jahren. Das passt hinten und vorne nicht zusammen“, resümiert Jürgen Faupel. Noch sei die Auftragslage der Unternehmen gut bis befriedigend. „Aber die dunkeln Wolken verdichten sich stark“, verweist er auf die rückläufigen Ordereingänge.

In seiner aktuellen Sitzung hat sich der BVMB-Arbeitskreis Straße/Brücke mit weiteren drängenden Themen befasst, die den Straßenbauern auf den Nägeln brennen. Hierzu zählt beispielsweise die erforderliche Einhaltung des neuen Arbeitsplatzgrenzwertes im Asphaltstraßenbau ab dem Jahr 2025. Zudem soll Building Information Modeling (BIM) ab 2025 den Regelprozess im Bereich der Bundesfernstraßen darstellen. Dazu Daniel Jonas: „Die Unternehmen bauen Kapazitäten zur Umsetzung von BIM auf, jetzt liegt der Ball bei den Auftraggebern verstärkt Projekte zu pilotieren und insbesondere die öffentliche Verwaltung entsprechend zu digitalisieren.“ Gerade im Bereich der Digitalisierung sei die öffentliche Verwaltung aber noch „bei weitem hinter dem Plan“.

Die BVMB sieht es zudem als wichtige Entwicklung an, dass künftig verstärkt Nachhaltigkeit als Bewertungskriterium in Bauverträgen einbezogen werden soll. Einzelne Bundesländer haben hierzu bereits erste Vorgaben erarbeitet. Ein Vorschlag aus Bayern wurde im Rahmen der Sitzung diskutiert.

Die Tagungen des BVMB-Arbeitskreises Straße/Brücke finden im jährlichen Turnus im Frühjahr und im Herbst statt.

Über Bundesvereinigung Mittelständischer Bauunternehmen e.V. (BVMB)

Die BVMB ist ein bundesweit tätiger, tarifpolitisch ungebundener Wirtschaftsverband, der die Wirtschafts-, Markt- und Wettbewerbsinteressen seiner mittelständischen Mitgliedsunternehmen auf politischer Ebene sowie gegenüber Auftraggebern aus allen Baubereichen vertritt. Bereits seit 1964 setzt sich die Bundesvereinigung Mittelständischer Bauunternehmen e.V. (BVMB) für die Interessen der mittelständischen Bauwirtschaft ein. Unsere Mitgliedsunternehmen erwirtschaften mit ihren insgesamt mehr als 250.000 Mitarbeitern ein Umsatzvolumen von rund 30 Mrd. Euro pro Jahr. Aufgrund der Strukturen unserer Mitgliedsunternehmen – von kleineren und größeren – bis hin zu sehr großen Straßen-, Brücken-, Hoch-, Erd-, Gleisbau- oder Bahnsicherungsunternehmen sowie deren Lieferanten, deckt die BVMB einen Großteil des Spektrums der deutschen Bauwirtschaft ab.

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