- Der Index der Kleinstunternehmen und Solo-Selbstständigen verzeichnet zum dritten Mal in Folge einen Negativrekord (minus 25 Punkte), während die Situation der Gesamtwirtschaft unverändert bleibt.
- Jedes fünfte Kleinstunternehmen sieht die Existenz des Betriebes bedroht.
- Hauptgrund für die einbrechende Geschäftslage ist das Ausbleiben der Aufträge.
„Die aktuelle Situation ist für Solo-Selbstständige und Kleinstunternehmen deutlich schwieriger als für größere Unternehmen”, sagt Klaus Wohlrabe, Leiter der ifoUmfragen zu den Ergebnissen des Jimdo-ifo Geschäftsklimaindex vom Oktober.
Sowohl die aktuelle Lage als auch die Erwartungen in Hinblick auf die kommenden Monate haben sich bei den Kleinstunternehmen noch einmal deutlich verschlechtert.
Aus der Geschäftslage und den Geschäftserwartungen berechnet sich das Geschäftsklima – und das liegt mit minus 25 Punkten bei den Selbstständigen auf dem tiefsten Punkt seit der ersten Erhebung im August 2021. Zwischen September und Oktober ist der Index noch einmal um 4,1 Punkte gesunken. „Diese Entwicklung steht konträr zu der gesamtdeutschen Wirtschaft, wo der Index zwischen September und Oktober de facto konstant geblieben ist”, erklärt Klaus Wohlrabe.
Bei Geschäftslage und Existenzbedrohung ist die Schere am größten zwischen Gesamtwirtschaft und Selbstständigen
Bei der tatsächlichen wirtschaftlichen Lage zeigt sich der größte Unterschied zwischen Groß und Klein. Bei den Solo-Selbstständigen rutschte die Geschäftslage zwischen September und Oktober um ganze 5,6 Punkte nach unten und damit zum ersten Mal seit Monaten wieder ins Negative (minus 2,8 Punkte). Damit liegt sie 17,4 Punkte unterhalb der Geschäftslage der Gesamtwirtschaft. Es ist davon auszugehen, dass die Geschäftslage der Solo- und Kleinstunternehmen in den kommenden Monaten noch weiter ins Minus rutscht. Konkret bedeutet das, dass sie nicht genug Umsatz machen.
Diese Entwicklung hat für die Kleinen drastische Auswirkungen: 19,7 Prozent der Kleinstunternehmen sehen sich aktuell in ihrer Existenz bedroht, während es bei der Gesamtwirtschaft gerade einmal 7,5 Prozent sind.
Laut Matthias Henze, Mitgründer und CEO von Jimdo, deutet sich hier ein Muster an: „Die Solo-Selbstständigen und Kleinstunternehmen sind momentan wieder die größten Krisenverlierer – wie schon bei Corona. Das müssen wir jetzt schnell auffangen und genau hinschauen, was sie in der aktuellen Lage an Unterstützung wirklich brauchen.”
Hauptgrund für das schlechte Geschäftsklima: Zu wenig Neuaufträge
Die Solo-und Kleinstunternehmen leiden laut ifo-Institut vor allem unter dem zunehmend sinkenden Auftragsbestand. Es kommen über alle Sektoren hinweg zu wenig neue Aufträge rein.
Auch der VGSD (Verband der Gründer und Selbstständigen Deutschland) bestätigt die sinkende Auftragslage bei seinen Mitgliedern. „Neben steigenden Kosten und Unsicherheit leiden die Solo- und Kleinstunternehmer*innen vor allem unter der Kaufzurückhaltung ihrer Kunden”, sagt Dr. Andreas Lutz, Vorstandsvorsitzender des VGSD e.V.. Er hat konkrete Lösungsvorschläge, um die Selbstständigen in der aktuellen Situation zu entlasten: „Es ist wichtig, dass die Strom- und Gaspreisbremse schnell kommt, um für Beruhigung zu sorgen. Und für die besonders hart von der Covidkrise betroffenen Branchen sollte die Neustarthilfe verlängert werden. Ebenfalls ein wichtiges Signal wäre eine Gleichbehandlung der Selbstständigen in Hinblick auf die bis zu 3000 Euro, die Angestellte und Beamte steuer- und sozialversicherungsfrei erhalten können. Und mehr als ein Jahr nach der Bundestagswahl sollte nun auch entschlossen die Umsetzung des Koalitionsvertrags in Angriff genommen werden, zum Beispiel eine faire Berechnung der Krankenversicherungsbeiträge und eine wirksame Reform des Statusfeststellungsverfahrens."
Einer, der von der aktuellen Krise direkt betroffen ist, ist Kunsthandwerker Benjamin Stuht. Er merkt die drastisch sinkende Nachfrage: „Bis Juli und August lief es noch richtig gut. Im September ist der Umsatz dann um knapp 80 Prozent eingebrochen.
Wäre ich im Vollerwerb mit meiner Selbstständigkeit, hätte ich mir etwas anderes suchen müssen. Von den Weihnachtsmärkten erhoffe ich mir, dass die Leute trotzdem etwas kaufen, für mich sind diese super wichtig, sonst bricht mein Umsatz weiter ein. Von der Politik erwarte ich erstmal gar nichts, ich nehme die Sachen lieber selbst in die Hand.“
Über das ifo Institut
Die Forschung am ifo Institut verbindet akademische Exzellenz mit wirtschaftspolitischer Relevanz. Fünf Handlungsfelder sind die Grundlage für diesen Brückenschlag: Forschung, Politikberatung, Information und Service, Beteiligung an öffentlichen Debatten, Nachwuchsförderung. In all diesen Bereichen möchte das Institut exzellente Leistungen erbringen. Die fünf Handlungsfelder sind eng miteinander verzahnt: Forschung ist die Grundlage der Politikberatung. Und auf Basis neu gewonnener Erkenntnisse kann das ifo Institut sich an öffentlichen Debatten beteiligen.
Jimdo ist ein Anbieter von Online-Tools, die speziell auf die Bedürfnisse von Selbstständigen und kleinen Unternehmen abgestimmt sind. Das Ziel: Die Kraft und den Ideenreichtum der kleinen Unternehmen zu entfesseln und ihnen zu mehr Erfolg zu verhelfen. Mit dem Website-Baukasten von Jimdo wurden bis heute mehr als 32 Millionen Seiten und Onlineshops erstellt. Hauptsitz von Jimdo ist Hamburg, weltweit beschäftigt das Unternehmen über 300 Mitarbeiter*innen. CEO Matthias Henze ist Mitgründer und seit der ersten Stunde dabei. Er hat die Jimdo GmbH 2007 gemeinsam mit zwei Partnern gegründet. Statista und Capital kürten Jimdo 2022 zu einem der fünf innovativsten deutschen Internet-Unternehmen und vergaben volle Punktzahl.
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