Spendenvolumen in Deutschland ist 2019 auf mehr als zehn Milliarden Euro gestiegen – Die einkommensstärksten zehn Prozent der Haushalte trugen 37 Prozent zum Spendenaufkommen bei – Relativ zum verfügbaren Einkommen spendeten einkommensstarke Haushalte aber deutlich weniger als einkommensschwache Haushalte 

Arme Haushalte sind relativ zum verfügbaren Einkommen spendabler als reiche: Zwar spendeten die zehn Prozent der einkommensstärksten Haushalte absolut gesehen deutlich mehr und trugen ein gutes Drittel zum Spendenaufkommen bei. Anteilig am verfügbaren Einkommen aber gaben die einkommensschwächsten Spenderhaushalten mit knapp zwei Prozent des verfügbaren Einkommens doppelt so viel wie die einkommensstärksten. Insgesamt ist das Spendenvolumen in Deutschland von 9,7 im Jahr 2017 auf 10,3 Milliarden Euro im Jahr 2019 gestiegen. In den beiden Pandemiejahren 2020 und 2021 legte das Volumen noch mal deutlich zu. Zu diesen Ergebnissen kommt eine aktuelle Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) und des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI), für die die Befragungsdaten des Sozio-ökonomischen Panels (SOEP) für das Berichtsjahr 2019 sowie der DZI Spenden-Index für die Jahre 2020 und 2021 herangezogen wurden.

„Erstmals haben wir in die Befragung auch die Hochvermögenden einbezogen. Der Anstieg beim Spendenvolumen 2019 ist vor allem ihnen zu verdanken. Ohne sie ist das Spendenvolumen auf 9,3 Milliarden Euro gefallen“, berichtet Studienautor und SOEP-Experte Jürgen Schupp. In der Pandemie hat die Spendentätigkeit allerdings wieder zugenommen. „Wenn wir die Zahlen des SOEP fortschreiben mit unserem Spenden-Index, der das Spendenvolumen der 30 größten Spendenorganisationen mit DZI Spenden-Siegel umfasst, wird im Jahr 2021 ein Betrag von 12,9 Milliarden Euro erreicht“, berichtet DZI-Experte Karsten Schulz-Sandhof. „Und die große Solidarität der Bevölkerung in Deutschland zeigt sich mit dem rekordverdächtigen Spendenaufkommen für die Ukraine auch in diesem Jahr wieder.“

Spendenwahrscheinlichkeit steigt mit höherer Bildung, höherem Alter und höherem Einkommen

Untersucht haben die Forscher vom DIW Berlin und dem DZI auch, welche Merkmale die Spendenwahrscheinlichkeit beeinflussen. Deutlich zeigte sich, dass Frauen mit einer höheren Wahrscheinlichkeit spenden als Männer. Die Spendenwahrscheinlichkeit stieg zudem mit höherer Bildung und zunehmendem Alter. Ostdeutsche spendeten deutlich seltener als Westdeutsche, was nach Ansicht der Studienautoren insbesondere auf die seltenere Kirchenzugehörigkeit zurückzuführen ist.

„Die steuerliche Ungleichbehandlung der Spendenden gehört abgeschafft“ Jürgen Schupp

In der Untersuchung hat sich vor allem gezeigt, dass die Höhe des Einkommens ausschlaggebend dafür ist, ob und wie viel jemand spendet. Im Schnitt gab etwa jeder zweite Haushalt in Deutschland im Jahr 2019 durchschnittlich 450 Euro für gute Zwecke. Im untersten Einkommensdezil lag die Spendenquote der Haushalte bei 30 Prozent und der durchschnittlich gespendete Betrag bei 150 Euro. Quote und Höhe stiegen nahezu kontinuierlich über die Dezile. Im obersten Zehntel spendeten mehr als 80 Prozent der Haushalte im Durchschnitt 1265 Euro pro Jahr.

Relativ zum Einkommen aber war das unterste Einkommensdezil mit 1,9 Prozent doppelt so spendabel wie das oberste Dezil mit 0,9 Prozent, sofern die Haushalte sich zu einer Spende entschlossen. „Dies ist bemerkenswert, da gerade in den beiden unteren Einkommensdezilen nur wenig Rücklagen vorhanden sind. Zu befürchten ist aber, dass angesichts der aktuell hohen Inflation künftig Spenden aus diesen Einkommensdezilen reduziert oder ganz ausbleiben werden“, gibt Schupp zu bedenken. „Umso wichtiger ist es daher, das Steuergesetz gerechter zu gestalten.“ Die Abzugsfähigkeit von Spenden unterliegt bisher dem individuellen Einkommensteuersatz. Wer den Spitzensteuersatz zahlt und 100 Euro spendet, erhält 42 Euro über die Steuer zurück. Wer ein geringes Einkommen hat, wird bei 15 Prozent Grenzsteuersatz nur mit 15 Euro begünstigt. „Diese Ungleichbehandlung gehört abgeschafft“, fordert Schupp.

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