Regie: Stefanie Roschek
Ausstattung: Lisa Schmitt
Dramaturgie: Nicole Buhr
Mit: Cosima Fischlein (Nina); Rouven Klischies (Paul)

Weitere Vorstellungstermine: 10.11., 11.11., 21.11., 22.11., 8.12., 9.12., 15.12., 16.12. – jeweils um 11 Uhr; Familienvorstellung am 18.12. um 15 Uhr

Es gibt nichts Verrückteres als den Alltag von Kindern, sagt Schriftsteller Thilo Reffert. Er muss es wissen. Seine eigenen Kinder und zeitweilige Erfahrungen als Lehrer liefern ihm viel Stoff, um aus den Alltagserlebnissen von Heranwachsenden tolle Geschichten für Bücher, Hörspiele und für das Theater zu machen. Jetzt kommt sein zauberhaftes Stück »Nina und Paul« für Heranwachsende ab 10 Jahren auf die Bühne der BOXX  ̶  eine liebevolle Geschichte über Mädchen und Jungen, Freundschaft, erste Liebe, Vertrauen und das Herauswachsen aus den Kinderschuhen. Die Premiere ist am 5. November um 15 Uhr in der BOXX. Stefanie Roschek, seit zwei Jahren Regieassistentin am Theater Heilbronn, führt hier zum ersten Mal Regie. Lisa Schmitt, bis zum Sommer 2022 Kostümassistentin am Theater Heilbronn, ist für die Ausstattung verantwortlich. Cosima Fischlein und Rouven Klischies spielen zwei 12-jährige, die zum ersten Mal die Schmetterlinge des Verliebtseins im Bauch spüren.

Zum Inhalt
Es ist der letzte Tag vor den großen Ferien. Gleich gibt es Zeugnisse und Paul erfährt, dass Nina nach dem Sommer aufs Gymnasium wechseln wird. Er bleibt auf der Realschule, denn er kennt sich zwar bestens mit Raketen aus, aber dafür gibt’s keine guten Zensuren, weshalb seine Noten eher mittelprächtig ausfallen. Eigentlich hat Paul mit Nina bisher nur im Englischunterricht geredet, wenn sie das dialogische Sprechen üben sollten. Das heißt, Paul hat dann einen Satz gesagt und Nina hat den Rest der Zeit erzählt. Aber irgendwie merkt Paul, dass er heute unbedingt die Chance nutzen muss, mit Nina in Kontakt zu treten, denn sie nach dem Sommer nicht mehr wiederzusehen, das tut ihm weh. Auch Nina zögert, nach der Schule gleich nach Hause zu gehen. Wartet sie etwa auf Paul?
Was die beiden 12-Jährigen dann erleben, ist ein wunderschöner Nachmittag, den jeder der beiden aus seiner Perspektive beschreibt. Nina nimmt Paul mit zu sich nach Hause auf den Bauernhof, den ihre Eltern gemeinsam bewirtschaften, obwohl ihr Vater Theologie studiert hat. Der dreht auch gleich eine wilde Runde auf dem Traktor mit Paul, während Nina versucht, ihr Zimmer von allem Kinderkram wie Barbies und Winnie-the-Pooh- Plakaten zu befreien. Zum Glück hat sie eine coole große Schwester, die ihr hilft, und überhaupt eine tolle Familie. Und als Nina und Paul allen Mut zusammennehmen und auf das Windrad, das der Familie gehört, klettern, kommt es in über 100 Metern Höhe zu einem ganz besonderen Moment, den sie nie vergessen werden. Es ist der Beginn einer tiefen Freundschaft, vielleicht sogar einer Liebe.
Aber Fakt ist, wenn zwei das gleiche erleben, ist es noch lange nicht dasselbe. Wir hören die Geschichte dieses besonderen Tages aus den unterschiedlichen Blickwinkeln von Nina und von Paul und können ihnen in die Köpfe schauen. Es ist sehr amüsant, manchmal auch tragikomisch, wie verschieden ein und derselbe Moment auf den jeweils anderen wirkt, wie daraus Missverständnisse resultieren und wie beide versuchen, ihre Unsicherheiten und Ängste zu überspielen.

Preisgekrönt
Thilo Refferts Geschichte stimmt fröhlich und nachdenklich zugleich. Sie erschien 2010 zunächst als Kinderbuch, wurde dann vom Autor, der eigentlich vom Theater kommt, als Hörspiel produziert  und schließlich als Bühnenstück bearbeitet. »Nina und Paul« wurde sowohl als Theaterstück als auch als Hörspiel mit wichtigen Preisen ausgezeichnet.
In der Laudatio zur Verleihung des Mühlheimer KinderStückePreis 2013 hieß es: »Reffert zeigt, was Theater leisten kann, indem er mit wenigen Mitteln ganze Welten hervorbringt.« Er besitzt die seltene Fähigkeit, die großen Geschichten im Alltag von Kindern zu entdecken. Zu »Nina und Paul«  wurde er von einem Aufenthalt auf einem Bauernhof mit seiner Familie inspiriert.

Lustiger Perspektivwechsel
Stefanie Roschek findet das Stück bezaubernd. Der besondere Reiz liege im ständigen Perspektivwechsel auf das Geschehen: Mal wird der gleiche Moment aus Ninas Sicht geschildert, mal aus Pauls. Außerdem kann man erleben, dass zwischen dem, was gesagt und getan, und dem, was gedacht wird, auch noch ein Unterschied besteht. Die Regisseurin möchte mit ihrer Inszenierung der Intention des Autors folgen und mit wenigen Mitteln, die die Phantasie der jungen Zuschauer ansprechen, die ganze Welt von Nina und Paul erschaffen. Sie liebt an diesem Text außerdem, dass Kinder als starke, eigenständig denkende Persönlichkeiten gezeigt werden, die sich ihres eigenen Verstandes bedienen.

Stefanie Roschek (Regie) absolvierte nach dem Abitur eine Ausbildung zur Mediengestalterin Bild und Ton. Von 2014 bis 2016 arbeitete sie als Content Managerin bei der Online-Redaktion von rbb Fernsehen und realisierte parallel diverse Kurzfilme. Es folgten bis 2020 Regieassistenzen u. a. bei der ZDF-Reihe »Ella Schön« sowie bei den Burgfestspielen Bad Vilbel und am Landestheater Niederbayern, wo sie u. a. mit den Regisseuren Christian H. Voss, Wolfgang Maria Bauer und Veronika Wolff zusammenarbeitete. Seit der Spielzeit 2020/2021 ist Stefanie Roschek Regieassistentin im Jungen Theater Heilbronn. »Nina und Paul« von Thilo Reffert ist ihre erste Regiearbeit am Theater Heilbronn.

Lisa Schmitt (Ausstattung) wurde 1991 in Brilon (Nordrhein-Westfalen) geboren. Nach einem Fachabitur für Gestaltung und Design absolvierte sie eine Ausbildung zur Modenäherin und Modeschneiderin bei Falke Fashion in Schmallenberg. Neben ihrer Arbeit in der Musterabteilung bei Falke Fashion nahm sie ein Fernstudium als Farb- und Stilberaterin auf. Nach mehreren Auslandsaufenthalten in Neuseeland, den Niederlanden, Dänemark und Österreich, wo sie u. a. bei einer biologischen Gerberei arbeitete, war sie 2021 Ausstattungshospitantin am Staatstheater Kassel. In der Spielzeit 2021/2022 absolviert sie ein Volontariat als Kostümassistentin am Theater Heilbronn. Die Ausstattung von Thilo Refferts »Nina und Paul« ist Lisa Schmitts erste Arbeit am Theater Heilbronn.