Museumsdirektor Philipp Demandt über die Wiedereröffnung der Sammlung Kunst der Moderne: „Die Sammlung Kunst der Moderne zählt zu den großen Publikumslieblingen im Städel Museum. Sie gibt einen ausgezeichneten Überblick über die Entwicklung der europäischen Malerei- und Skulpturengeschichte im 19. und 20. Jahrhundert, ergänzt durch bedeutende Beiträge der Fotografie. Die Besucherinnen und Besucher können sich auf ein Wiedersehen mit Meisterwerken freuen und auf ein neues Kennenlernen herausragender Künstlerinnen und Künstler. Es gilt den kunsthistorischen Blick stetig zu öffnen, und das nicht nur in Überblicksausstellungen wie etwa zu Lotte Laserstein, Max Beckmann, Pierre-Auguste Renoir oder Ottilie W. Roederstein, sondern auch in der dauerhaften Präsentation unserer Sammlung.“
Die Sammlungspräsentation der Kunst der Moderne folgt im Kern der etablierten Ordnung und Raumabfolge – beginnend mit der deutschen Malerei des frühen 19. Jahrhunderts und der Nazarener über die deutsche und französische Kunst des Realismus bis hin zu Räumen mit Schlüsselwerken etwa des Impressionismus, Symbolismus, Surrealismus und Expressionismus. Schwerpunkte bilden die Werke von Max Beckmann und die Expressionisten-Sammlung von Carl Hagemann.
In die gesamte Sammlungspräsentation der Kunst der Moderne wurden weitere Werke von Künstlerinnen aus dem Bestand aufgenommen – darunter lange nicht ausgestellte Arbeiten wie etwa das Gemälde Sonne am Mittag / Wilhelmsbad (1915) von Eugenie Bandell. Hinzu kommen Helene von Beckeraths Spargelstillleben (1910/20) oder Milly Stegers Skulptur Auferstehender Jüngling (1920). Mit zwei Gemälden von Ottilie W. Roederstein, dem frühen Selbstbildnis mit weißem Hut (1904) und einem späten Selbstbildnis mit Schlüsseln (1936), wird eine der erfolgreichsten Künstlerinnen der Zeit um 1900 gewürdigt. Die umfassende Sonderausstellung zum Werk und Leben der Malerin, die das Städel Museum im Sommer 2022 präsentierte, haben mehr als 75.000 Besucher gesehen.
Darüber hinaus können in der Sammlungspräsentation weitere bedeutende Werke der Kunst des Surrealismus entdeckt werden. Der Künstlervereinigung Blauer Reiter wird erstmals ein eigener Raum gewidmet. In diesen Bereichen werden nun auch die Gemälde aus dem Vermächtnis der Frankfurter Mäzenin Ulrike Crespo gezeigt – Max Ernsts Grätenwald (1927), Wassily Kandinskys Kallmünz – Hellgrüne Berge (1903) und Alexej von Jawlenskys Stillleben mit Petroleumlampe (1907). Jean Bloé Niestlés Rehe in japanischer Landschaft (1918) aus dem Bestand des Städel Museums und die neue Dauerleihgabe Straße mit Kindern (1909) von Gabriele Münter ergänzen die Präsentation.
Neuerwerbungen wie beispielsweise Heinrich Hoerles Vordermann (1932) oder Maximilian Klewers Selbstporträt (1924) sowie weitere Dauerleihgaben, etwa Max Beckmanns Interieur mit Spielspiegel (1949) und Fernand Légers Grüner Topf (1926), sind ebenfalls zu sehen. Zudem wurde eine Vielzahl an Gemälden konservatorisch begutachtet und restauriert, etwa Adolphe Monticellis Ein Anstreicher an einer Hauswand (1875) oder Christian Rohlfs’ Rotgelber Kopf (1915). Ebenfalls wurden der Rahmen von Josef Binders Bildnis des Malers Philipp Veit (1838) restauriert und andere Werke neu gerahmt, darunter Wilhelm Trübners Bildnis einer Dame in violettem Kleid (1873).
Ein dauerhaftes Kabinett für die Fotografie wird Teil der Sammlungspräsentation der Kunst der Moderne. In den 1850er-Jahren begann der erste Sammlungsinspektor des Städel Museums, Johann David Passavant, mit dem Erwerb von Fotografien für die Lehrsammlung. Der lange aus dem Blickfeld geratene Bestand wurde 2011 und 2013 durch die Erwerbung der Sammlungen von Uta und Wilfried Wiegand sowie von Annette und Rudolf Kicken signifikant ausgebaut. Viele weitere Schenkungen und Ankäufe folgten. Mit über 5000 Fotografien aus den Anfängen des Mediums bis in die Gegenwart verfügt das Städel Museum über einen exzellenten Sammlungsbestand, dem dieses Kabinett mit wechselnden Ausstellungen gewidmet ist. Den Auftakt macht einer der führenden Vertreter der kunstfotografischen Bewegung, Heinrich Kühn (1866–1944).
Alle fertiggestellten Baumaßnahmen – auch im Sammlungsbereich Kunst der Moderne – sind Teil eines im Städel Museum entwickelten Energiemanagementplans, dessen Ziel es ist, energieeffizient zu planen und langfristige Lösungen für einen nachhaltigen, klimaschützenden Museums- und Ausstellungsbetrieb umzusetzen. Durch die konsequente Umrüstung auf LED-Beleuchtungstechnik in den Sammlungsräumen kann das Städel Museum seinen Stromverbrauch senken. Die Installation einer Geothermieanlage (2012) führt zu signifikanten Einsparungen im Gasverbrauch. Jüngst wurde der neue Städel Garten eröffnet (August 2022). Um einen ressourcenschonenden Umgang mit Trinkwasser zu gewährleisten, wurden u. a. zwei Zisternen zur Regenwassergewinnung für die Bewässerung der Grünflächen des Gartens installiert. Am Haupteingang des Museums wurde zudem ein barrierefreier Zugang mit Aufzuganlage eingerichtet, über den jetzt mobilitätseingeschränkte Besucher das Städel schnell und zentral erreichen können. Bereits abgeschlossene Bauvorhaben der letzten Jahre sind etwa die Restaurierung der historischen Mainuferfassade (2019), die Sanierung der Graphischen Sammlung (2020) und die Umgestaltung des Bereichs Alte Meister (2021). Seit Ende August wird eine Besucherterrasse auf dem Dach des Städel Museums gebaut (Fertigstellung im Sommer 2023).
Die Umgestaltung der Sammlung Kunst der Moderne sowie die baulichen Maßnahmen werden durch private Spenden finanziert.
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