Patienten mit Rektumkarzinomen profitieren im Biberacher Klinikum bereits seit 2019 von der sogenannten „TaTME“-Methode – einem hochspezialisierten Verfahren, welches nur in wenigen zertifizierten Darmzentren in Deutschland zum Einsatz kommt. Mit „TaMIS“ wurde nun eine weitere OP-Technik vor Ort etabliert, welche vor allem bei Darmkrebspatienten im Frühstadium Anwendung findet.

In Deutschland erkranken jährlich rund 60.000 Menschen neu an Darmkrebs, rund 25.000 sterben jedes Jahr daran. Damit sind bösartige Tumore des Dick- und Mastdarms die zweithäufigste Krebserkrankung bei beiden Geschlechtern. Die Heilungschancen hängen dabei entscheidend vom Krankheitsstadium ab, in dem die Erkrankung entdeckt wird. Daher spielt bei Darmkrebs, der sich in der Regel langsam und stufenweise entwickelt und häufig erst im fortgeschrittenen Stadium Symptome auslöst, die Früherkennung eine besonders wichtige Rolle. Dazu erklärt Chefarzt Dr. Thomas Schmidt, der die Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie am Biberacher Zentralkrankenhaus gemeinsam mit Privatdozent Dr. Andreas Schwarz im chefärztlichen Team leitet: „Darmkrebs entsteht in der Schleimhaut des Darms. Zunächst verdickt sich diese an einer Stelle, es kommt zu Zellhäufungen, die sich in den Darm wölben. Das können harmlose Polypen sein, aber auch problematische Schleimhautverdickungen, sogenannte Adenome.“ Risikofaktoren hierfür sind, neben einer familiären Vorbelastung, eine ungesunde Lebensweise mit wenig Bewegung, ballaststoffarmer Ernährung, Nikotin und Alkohol sowie ein erhöhtes Lebensalter. Als zuverlässigste Methode zur Darmkrebs-Früherkennung gilt die Darmspiegelung, die sogenannte Koloskopie. Diese wird ab 55 Jahren empfohlen, die Kosten hierfür werden von allen gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Ein Schnelltest auf nicht sichtbares Blut im Stuhl ist bereits ab dem 50. Lebensjahr kostenfrei möglich. Für Menschen mit einer familiären Vorbelastung gilt es, bereits ab dem 40. Lebensjahr – beziehungsweise 10 Jahre vor dem Alter, in dem das Familienmitglied erkrankt ist – mit der Darmkrebsvorsorge zu beginnen. „Auffälligkeiten im Darm können so frühzeitig erkannt werden, sodass es idealerweise erst gar nicht zur Tumorbildung kommt oder sich der Tumor noch in einem ganz frühen Stadium befindet. Kaum einer Krebsart kann im Rahmen der Früherkennung so leicht vorgebeugt werden wie dem Darmkrebs“, verdeutlicht Dr. Schmidt.

Adenome können dabei bei der Koloskopie nicht nur aufgespürt, sondern bei günstiger Lage auch direkt entfernt werden. Überschreiten diese jedoch eine gewisse Größe, sind sie zu weit in die Schleimhaut oder gar in die Muskelschicht der Darmwand eingewachsen, spricht man von einer Darmkrebserkrankung im Frühstadium. Während solche Befunde bislang trotz frühzeitiger Diagnostik in der Regel eine Teilentfernung des Darms erforderten, bietet das Biberacher Sana Klinikum mit der sogenannten „TaMIS“-Methode (transanal minimal invasive surgery) nun ein Operationsverfahren an, durch welches der Darm vollständig erhalten bleibt. Dabei wird – genau wie bei „TaTME“ – der Eingriff über zwei Zugänge durchgeführt. Während ein Chirurg in Schlüssellochtechnik vom Bauchraum aus operiert, führt ein zweiter Operateur den Eingriff endoskopisch durch den Anus durch. Durch die direkte Sicht auf den tumorösen Darm können die Mediziner noch genauer und damit nerven- und gewebeschonender arbeiten. Im Gegensatz zum „TaTME“-Verfahren, welches regelhaft bei tiefsitzenden Mastdarmtumoren zum Einsatz kommt, wird hierbei allerdings das betroffene Teilstück des Darms nicht entfernt. Das Adenom wird stattdessen gewebeschonend mittels Strom sowie durch Ultraschallenergie aus der Darmwand herausgelöst. „Frühkarzinome oder Vorstadien der Erkrankung müssen so nicht mehr radikal operiert werden. Das Risiko einer Lymphknotenmetastasierung ist lokal am Rektum bei Frühkarzinomen dabei relativ gering. Durch die pathologische Bewertung des entnommenen Gewebes kann im Anschluss aber zweifelsfrei bestimmt werden, ob eine weitere Behandlung notwendig ist“, erklärt Dr. Schmidt, der das neue Verfahren, ebenso wie 2019 bereits „TaTME“, im Biberacher Klinikum etabliert hat. Obwohl die Operation dabei nur 30 bis 60 Minuten dauert, ist für die Durchführung ein hoher Grad an Spezialisierung sowie ein breiter Erfahrungshintergrund der Operateure auf dem Gebiet der kolorektalen Chirurgie erforderlich; zudem ist sie mit einem enormen technischen und personellen Aufwand verbunden. Diese Art Eingriffe werden daher nur in wenigen zertifizierten Darmzentren durchgeführt. Für die Biberacher Patienten ein enormer Vorteil, schließlich entfallen damit auch mögliche Risiken der herkömmlichen Operationsmethoden, wie drohende Inkontinenz, Potenzstörungen oder die Notwendigkeit eines künstlichen Ausgangs. „Mit ein Grund, weshalb wir das Verfahren in Biberach etabliert haben. Denn, neben dem Behandlungserfolg als solchem, sprich, der vollständigen Entfernung von behandlungsbedürftigen Veränderungen, zählt für uns in besonderem Maße auch die Lebensqualität unserer Patienten nach einem solchen Eingriff. Wir sind daher sehr stolz darauf, dass wir diese minimalinvasive Technik nun vor Ort anbieten können.“

Von der neuen OP-Methode profitiert hat auch Günter Skatulla, der Ende September im Biberacher Klinikum operiert wurde. Bereits vor einem Jahr wurde bei ihm ein großer Polyp entdeckt und in einem anderen Klinikum operativ behandelt. Aufgrund der Größe musste die Abtragung damals in zwei Eingriffen erfolgen. „Der Polyp war allerdings zusätzlich sehr tief in die Darmwand eingewachsen, wodurch die Abtragung nicht vollständig erfolgt ist und nach einem Jahr schon wieder eine Krebsvorstufe zu erkennen war. Die neue Technik, im Rahmen derer auch tiefsitzende Veränderung schonend und vollständig entfernt werden können, ist hierfür prädestiniert“, so Dr. Schmidt. Das schonende Verfahren ermöglicht dabei auch eine besonders schnelle Regeneration: „Am 4. Oktober konnte ich bereits wieder in den Urlaub fahren“, zeigt sich Skatulla hochzufrieden mit dem Genesungsverlauf. „Ich bin dankbar, dass hier im Biberacher Klinikum so eine fortschrittliche Methode angeboten wird, die mich vor allen Dingen in Sachen Lebensqualität überzeugt hat. Es ist halt schon ein Unterschied, ob Teile des Darms im Rahmen der Operation entfernt werden müssen oder nicht“, so der 67-jährige Ummendorfer. „Ich möchte mich daher beim gesamten Team der Station A3, allen voran bei Herrn Dr. Schmidt, für die erfolgreiche Behandlung sowie die tolle Betreuung bedanken.“

Weiterführende Informationen zum Leistungsspektrum sind online unter www.sana.de/biberach erhältlich.

Über die Sana Kliniken AG

Die Sana Kliniken Landkreis Biberach GmbH hat im September 2021 ein neues, hochmodernes Zentralklinikum mit 370 Betten auf dem Gesundheitscampus am Biberacher Hauderboschen in Be-trieb genommen und steht für eine wohnortnahe, qualifizierte medizinische Behandlung in zertifizier-ten Zentren und Abteilungen. Gleichzeitig profitieren die Patienten von kurzen Wegen, modernster Medizintechnik sowie umfangreichen diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten. Als Aka-demisches Lehrkrankenhaus der Universität Ulm ist das Biberacher Klinikum zudem eng mit Lehre und Forschung verbunden. Die spezialisierte altersmedizinische Behandlung wird mit einer akut-stationären internistischen Hauptabteilung einschließlich Akutgeriatrie sowie der Klinik für Geriatri-sche Rehabilitation im Zentrum für Älterenmedizin am Standort Laupheim sichergestellt. Das Sana MVZ Landkreis Biberach bietet zudem ein breites ambulantes Leistungsspektrum. Als Teil der Sana Kliniken AG, dem größten unabhängigen Gesundheitsdienstleister im deutschsprachigen Raum, gehören die Einrichtungen im Landkreis zu einem leistungsstarken Verbund.

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