Das in Brandenburg beheimatete DHV-Mitgliedsunternehmen Hüls-Ingenieure hat in enger Zusammenarbeit mit HS-Architekten Hirschmüller Schindele in Berlin einen ganz besonderen Erweiterungsanbau geschaffen: Die ausgeklügelte Holzkonstruktion besticht durch ein spektakuläres CLT-Faltdach und freie Sicht in den liebevoll bepflanzten Garten. „Ein Paradebeispiel für vorbildlich nachhaltiges (An-)Bauen mit Holz!“, wie DHV-Vizepräsident Ulf Cordes findet.

Das selbstgenutzte Haus energetisch zu sanieren und bei dieser Gelegenheit auch gleich räumlich zu erweitern, steht auf der Wunschliste vieler Eigentümer obenan. Zusätzlicher Wohnraum lässt sich am einfachsten per Keller- oder Dachgeschossausbau gewinnen. Bautechnisch schon wesentlich aufwändiger, kommt bisweilen auch eine Dachaufstockung in Betracht. Alternativ und für holzaffine Planungs- und Architekturbüros mindestens genauso reizvoll, schafft ein lichtdurchfluteter Anbau das gewünschte Mehr an Platz. Was bei einer solchen Baumaßnahme alles zu beachten ist, weiß DHV-Mitglied Ansgar Hüls aus dem Effeff. Der Chef des Planungsbüros Hüls-Ingenieure sagt:

 „Vorausschauende Planung ist im Holzbau qualitätsentscheidend.“

Das Gelingen eines anspruchsvollen Holz(an)baus hängt für ihn ganz wesentlich von einer detailgenauen und zugleich vorausschauenden Rohbauplanung ab, die alles Erdenkliche berücksichtigt. Darin unterscheiden sich Holz- und Mauerwerksbau fundamental. „Umplanungen während der Bauphase, wie wir sie vom Mauerwerksbau her kennen, sind im modernen, von hochgradiger Vorfertigung geprägten Holzbau keine Option. Deshalb muss man, wenn man mit Holz bauen will, von Anfang an zu Ende denken. Insbesondere die Planung ist eine echte Herausforderung für alle, die sich in ihrem Studium oder ihrer Ausbildung ausschließlich mit mineralischen Baustoffen beschäftigt haben.“ weiß Ansgar Hüls. Diese Lücke hat er früh erkannt und sein 1991 gegründetes Ingenieurbüro entsprechend ausgerichtet: „Unser Team ist auf TragwerksPlanung für Holzbauvorhaben spezialisiert. Wir beraten recht häufig Architektinnen und Architekten, die gerne mit Holz bauen wollen, von ihrer Ausbildung und bisherigen Berufserfahrung her aber oftmals nicht so richtig wissen, worauf sie beim Einsatz von Naturwerkstoffen achten müssen. Mit unserem breitgefächerten Fachwissen und Erfahrungsschatz helfen wir dann gerne weiter!“, sagt der Chef des Planungsbüros Hüls-Ingenieure, das seit 1996 in Blankenfelde-Mahlow ansässig ist.  

Hüls kennt sich aus

Kurios: Ansgar Hüls ist ursprünglich gelernter Maurer. Zum Holz fand er durch seinen Großvater, der leidenschaftlicher Zimmermann war und ihm die Faszination des Umgangs mit dem Naturbaustoff vermitteln konnte. Über die Ausrichtung seines Ingenieurbüros sagt er: „Wir haben einen hohen ökologischen Anspruch: Gebäude, deren Tragwerk wir planen sollen, müssen zu einem wesentlichen Teil aus Holz bestehen. Die Verwendung auch anderer Werkstoffe schließen wir nicht kategorisch aus, unsere Erwartungen an ein zeitgemäßes Bauvorhaben erfordern jedoch erheblich mehr als eine Holzfassade, die einen ansonsten mineralischen Baukörper lediglich kaschiert. Der Holzanteil muss deutlich überwiegen! Schließlich haben wir es schon bei der Rohbauplanung in der Hand, ob ein Bauvorhaben Material- und Energieverschwendung oder Umwelt- und Ressourcenschonung bedeutet.“

Vielfach ausgezeichnet

Um die 35 Gebäude aller Dimensionen plant Hüls mit seinem achtköpfigen Team im Laufe eines Jahres. Das DHV-Mitgliedsunternehmen genießt weit über den Verband hinaus einen erstklassigen Ruf für vorausschauende „TragwerksPlanung“. Das ‘P‘ in TragwerksPlanung schreibt Hüls grundsätzlich groß, da das Hauptaugenmerk seines Büros auf der Planung liegt. Als Grundlage der nachfolgenden Werksplanung vermögen die statischen Bemessungen aus Blankenfelde selbst bei anspruchsvollsten Holzbauvorhaben zu überzeugen. Ein besonders anschauliches Beispiel dafür steht seit 2018 in Leipzig-Lindenau: Für das als „Bügeleisen“ bekannt gewordene Mehrgeschossgebäude aus Massivholz wurde den Baubeteiligten neben dem Architekturpreis der Stadt Leipzig u. a. auch der Deutsche Holzbaupreis verliehen.  

„TragwerksPlanung geht nach unserem Verständnis über reine Statik weit hinaus. Wir denken ganzheitlich und wollen ein Bauvorhaben stets komplett mit all seinen Funktionen erfassen. Das bedeutet, dass wir zum Beispiel ein Stützenauflager von vornherein so berechnen, dass es den gegensätzlichen bauphysikalischen Anforderungen des erhöhten Schallschutzes und der maximalen statischen Belastbarkeit gleichsam genügt. Während ein besserer Schallschutz eher ein weiches Auflager bedingt, erfordert die Ausbildung maximaler statischer Belastbarkeit eine kraftschlüssige Konstruktion. Starre Verbindungen haben jedoch den Nachteil, dass sie leicht zu Schallbrücken werden können… Wir haben die Erfahrung und das Wissen, beide scheinbar gegensätzlichen Ziele konstruktiv auf einen Nenner zu bringen.“, führt Ansgar Hüls aus, der im Arbeitskreis Technik des Deutschen Holzfertigbau-Verbandes als stellvertretender Obmann fungiert und in dieser Position die Fortentwicklung des Holzbaus in Deutschland nachhaltig beeinflusst.

Von Holzbau-Architekten anerkannt

Wie gut Hüls-Ingenieure das vorausschauende Planen und Berechnen immer wieder gelingt, bestätigen holzbaukundige Architekten. So zum Beispiel das Berliner Büro HS-Architekten Hirschmüller Schindele, das sich schon seit über 20 Jahren eingehend mit Holzbauten befasst. „Wir verfügen über umfassende Holzbau-Erfahrungen und wissen, wie wichtig die vorausschauende Planung von Detailausführungen ist. Zu unserer großen Freude registrieren wir seit geraumer Zeit bei Bauinteressenten eine wachsende Aufgeschlossenheit, wenn nicht gar Begeisterung, mit Holz zu bauen. Seit gut drei Jahren arbeiten wir daher mit Hüls-Ingenieure vertrauensvoll zusammen. Wir tauschen uns aus, wann immer es um einen Holzbau geht.“, berichtet Tom Kohr, M. Sc. Architektur und Projektleiter des beispielhaften Erweiterungsanbaus in Berlin.

Diskrete Tragwerkskonstruktion

Die räumliche Erweiterung des Wohnhauses wurde als eigenständiger Holzanbau erdacht, der in das Bestandsmauerwerk des Klinkerbaus nicht eingebunden ist. Die Konstruktion musste von Anfang an sorgfältigst geplant werden, so dass an der Schnittstelle – trotz unterschiedlicher bauphysikalischer Eigenschaften der vorhandenen versus neu verbauten Werkstoffe – Luftundichtigkeiten, Schallbrücken und Feuchtigkeitseintritt auf Dauer sicher auszuschließen sind. Ansgar Hüls erläutert: „Der Anbau ist als Faltdachkonstruktion mit CLT-Dachfaltwerk ausgeführt. Die Konstruktion wurde mit einer eingespannten Wand und lediglich 3 Stützen trotz des vieleckigen Grundrisses erbaut. Es gibt keine sichtbaren Unterzüge im Raum. Das Dach hängt an oberseitig verlaufenden Überzügen. So ist eine sehr gemütliche Wohnküchenerweiterung in das Grün des Gartens entstanden.“

Überzeugendes Architektur-Modell

Architekt M. Sc. Tom Kohr, der bei HS-Architekten Hirschmüller Schindele über den Erweiterungsanbau hinaus auch für die Entkernung des Bestandsgebäudes und die Erneuerung der TGA verantwortlich zeichnet, berichtet, wie der umfassende Auftrag zustande kam: Grund und Boden der Bauherrschaft befindet sich seit gut hundert Jahren in Privatbesitz. Der bildschöne Klinkerbau, der aus den 1920er-Jahren stammt und auch der gegenwärtig dritten Generation der Eigentümerfamilie als Zuhause dienen soll, wurde im Laufe der Zeit des Öfteren renoviert; dies geschah jedoch stets punktuell. Daher wollte man die anstehenden Modernisierungsarbeiten nunmehr ganzheitlich angehen. Über die Erneuerung der TGA und die energetische Ertüchtigung des Baukörpers hinaus wünschte man sich vor allem mehr Platz im Haus. HS-Architekten schlugen daher einen architektonisch ansprechenden Holzanbau mit Faltdachkonstruktion vor, der mit wenigen – im Wandaufbau verborgenen – Stahlstützen auskommt. Dadurch strömt viel Licht ins Haus, und die Bewohner genießen freie Sicht in ihren Garten. „Die frei gefaltete Konturführung des Daches nimmt einerseits die historischen Dachformen der Umgebung auf und passt diese andererseits an den konkreten Ort an. Auf diese Weise entsteht nach Norden zum Nachbarn ein schützender Rücken und nach Süden zum Garten eine vollständige Öffnung.“, hebt Tom Kohr hervor. Wie man sich das Ganze vorzustellen hat, verdeutlichte er den Eigentümern anhand eines 3-D-Modells, das er in traditioneller Architektenmanier von Hand angefertigt hatte. Die Bauherrschaft war davon spontan begeistert und erteilte den Auftrag zur Verwirklichung. Dass sich HS-Architekten bei der Umsetzung von Anfang an auf das planerische Können des DHV-Mitgliedsunternehmens Hüls-Ingenieure verlassen konnten, zeigt das fertige Bauwerk in Vollendung. Weitere Infos über zeitgemäßes Bauen mit Holz finden sich im Internet auf www.d-h-v.de, www.Huels-Ingenieure.de und www.hsarchitekten.com.

Achim Dathe, Baufachjournalist abp, Stuttgart

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