Unternehmen, die Nachhaltigkeit als festen Bestandteil der Betriebsstrategie einplanen, haben über kurz oder lang einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil und können Krisen besser bewältigen. Praktiker aus dem Handwerk bestätigten diese Kernaussage bei einem Infoabend am Montag bei der Stuttgarter Handwerkskammer.

Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut und Kammerpräsident Rainer Reichhold betonten gleichermaßen, dass beispielsweise mit Klimaschutz, ökologischer Verantwortung, ökonomischer Stabilität, Wissensweitergabe, Aus- und Weiterbildung oder sozialem Miteinander viel gewonnen sei. „Ob in der Kosteneinsparung durch einen verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen oder als attraktiver Arbeitgeber durch Schaffung nachhaltiger Angebote für die Mitarbeitenden – wir haben im Handwerk so viele Beispiele, dass sich Nachhaltigkeit lohnt.“

Eine Schlüsselrolle bei der nachhaltigen Transformation sieht Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut eindeutig auch bei den Handwerksunternehmen. „Unser Handwerk steht vor massiven Herausforderungen – Digitalisierung, Klimaschutz und Fachkräftesicherung sind nur einige davon. Hinzu kommen die exorbitanten Kostensteigerungen im Zuge der Rohstoff- und Energiepreiskrise. Nicht wenige Handwerksbetriebe befinden sich in einer überaus schwierigen Lage“, sagte die Ministerin in Stuttgart. Als Wirtschafts- und Arbeitsministerin setze sie sich in der aktuellen Situation deshalb mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln für eine schnelle und vor allem unbürokratische Unterstützung des gesamten Mittelstandes ein. Ihre Devise angesichts der wirtschaftlich stark angespannten Situation laute: „Nachhaltig handeln durch Unternehmens- und Beschäftigungssicherung.“

Für Rainer Reichhold, Präsident der Stuttgarter Handwerkskammer, ist nachhaltiges Handeln kein Trend, sondern „ein über Jahrhunderte gewachsener und bestimmender Bestandteil der Identität und Werte“. Das deutsche Handwerk lebe Nachhaltigkeit jeden Tag. Allerdings würden das bislang nur wenige Betriebe für ihr Marketing einsetzen. In dem Zusammenhang wichtig sei, dass die Unternehmer eine Vorreiterrolle einnehmen und ihre Produkte selbst nutzen. „Eine leistungsfähige PV-Anlage auf meinem Betriebsdach ist eine Selbstverständlichkeit und gleichzeitig wichtiger Marketingaspekt.“ Sehr erfreut zeigte sich Reichhold, dass die Nachhaltigkeitsberatung zwischenzeitlich ins Portfolio der Zukunftsinitiative Handwerk 2025 aufgenommen wurde. So gäbe es für viele Facetten des Themas Nachhaltigkeit individuelle Beratungen, Workshops, Vorträge und Austauschgruppen.

Dass auch kleinere Handwerksbetriebe effektive Maßnahmen umsetzen können, zeigte Diana Scheuerle aus Herrenberg auf. „Man muss es nur wollen“, erklärte die Geschäftsführeriн der gleichnamigen Malerwerkstätte, „man darf aber nicht alles zu schnell wollen“ warb sie für ein sukzessives Vorgehen auf dem Weg in die Nachhaltigkeit. Ihr Tipp: „Finden Sie die Balance zwischen Aufwand und Ertrag der Maßnahmen.“

Welche Facetten das Thema Nachhaltigkeit in einem Schreinereibetrieb aufwirft, erläuterte Wolfgang Rosskopf, Geschäftsführer bei der Alfred Kiess GmbH Innenausbau aus Stuttgart. „Unser Fuhrpark wird emissionsfrei, wir produzieren Ökostrom per PV-Anlage, haben alle Beleuchtungskörper im Betrieb auf LED umgestellt, nutzen Wasserlacke und betreiben Verschnittoptimierung beim Material.“ Beim regionalen Einkauf wolle er noch mehr tun. „Das Holz muss eigentlich nicht aus Finnland kommen, wenn regional eingekauft werden kann.“

Weitere Informationen online unter https://handwerk2025.de/nachhaltigkeit 

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