Komplett zerlegen, erneuern und wieder zusammenbauen – so könnte man die anstehende Sanierung der nördlichen U6 in einem Satz zusammenfassen. Unter Vollsperrung werden die Berliner Verkehrsbetriebe ab dem 7. November 2022 die gesamte Strecke zwischen den U-Bahnhöfen Kurt-Schumacher-Platz und Alt-Tegel praktisch neu bauen. Dazu gehören rund 2300 Meter Dammstrecke, 6500 Meter Gleise, acht Weichen, acht Brückenbauwerke und eine Vielzahl von Stromversorgungs-, Kommunikations- und Zugsicherungsanlagen. Darüber hinaus wird auch die U-Bahnbrücke über der Seidelstraße abgerissen und neugebaut.

65 Jahre ist der oberirdische Streckenabschnitt zwischen Kurt-Schumacher-Platz und Alt-Tegel mittlerweile im Dienst. Jeden Tag finden auf der U6 insgesamt mehr als 300 Zugfahrten statt.

Uwe Kutscher, BVG „Bauchef“ der U-Bahn: „Der nördliche Abschnitt der U6 hat nicht nur viele Jahre auf dem Buckel, sondern ist zudem auch täglich der Witterung ausgesetzt. Das geht zusätzlich an die Substanz. Damit unsere Fahrgäste auch in den nächsten Jahrzehnten zuverlässig, sicher und schnell nach Tegel kommen, müssen wir die gesamte Strecke nun von Grund auf erneuern.“

Bereits seit einigen Tagen laufen die vorbereitenden Maßnahmen entlang der Strecke. Am 7. November startet dann die eigentliche Sanierung. Ab Februar 2023 werden die Bahnhöfe Alt-Tegel, Scharnweberstraße, Borsigwerke und Holzhauser Straße grunderneuert – die beiden letztgenannten zusätzlich barrierefrei ausgebaut. Im März 2023 wird die Brücke in der Seidelstraße abgerissen und wieder aufgebaut. Voraussichtlich im Frühjahr 2025 soll die Strecke ihren Betrieb wieder aufnehmen.

Raus mit dem Schotter

In den kommenden zweieinhalb Jahren werden dort aber erst einmal rund 12.000 Tonnen Gleisschotter entnommen, recycelt und wieder eingebaut, 8.500 Betonschwellen ausgebaut und ersetzt sowie 69 Haupt-, Vor- und Notsignale demontiert, aufgearbeitet und wieder montiert. Zur Stabilisierung des Bahndamms der nördlichen U6 werden zirka 1100 Bohrpfähle hergestellt. 500 Tonnen Konstruktionsstahl benötigt die BVG, um den Ersatzneubau der Brücke in der Seidelstraße entstehen zu lassen. Die Kosten für die gesamte Sanierung belaufen sich auf rund 90 Millionen Euro.

Die Linie U6 wurde im Jahr 1923 als erste Großprofillinie eröffnet, damals als Linie C. Heute verbindet sie die Ortsteile Tegel und Mariendorf mit dem Stadtzentrum. Sie war auch die erste unterirdische Nord-Süd-Verbindung in Berlin. 1958 wurde der Abschnitt zwischen Kurt-Schumacher-Platz und Tegel als Teil der ersten Neubaulinie nach dem Krieg in Betrieb genommen.

Während der Zeit der Baumaßnahmen werden barrierefreie Busse in dichtem Takt zwischen den Bahnhöfen Kurt-Schumacher-Platz und Alt-Tegel unterwegs sein. Damit diese gut durchkommen, werden zwischen Eichborndamm und An der Mühle in beiden Richtungen Bussonderfahrstreifen eingerichtet. Für den motorisierten Individualverkehr wird es dadurch an dieser Stelle zu Einschränkungen kommen.

Als Alternative zum klassischen Ersatzverkehr richtet die BVG an den U-Bahnhöfen Alt-Tegel, Borsigwerke, Holzhauser Straße, Scharnweberstraße, Kurt-Schumacher-Platz (alle U6), Rathaus Reinickendorf (U8) und an den S-Bahnhöfen Karl-Bonhoeffer-Klinik, Eichborndamm und Tegel (S25) zusätzlich Jelbi-Punkte ein, an denen Roller und Räder gemietet werden können.

Aktuelle Informationen zum Baufortschritt gibt es jederzeit auf dem Blog der BVG unter https://nachgefragt.bvg.de/u6-streckensanierung/

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