Die Frage, was wir eigentlich neu bauen – und was nicht – lenkt den Blick auf den Bestand. Müssen wir 400.000 Wohnungen neu bauen? Nein, im Gegenteil: Denn um dieses Ziel zu erreichen, müssen wir uns endlich auch intensiver dem Bestand und der in ihm gebundenen grauen Energie widmen: Sanierung, Revitalisierung und Umnutzung anderer Typologien. Die „Panzerhalle“ und das „Gleisbogenhaus“ auf einer Konversionsfläche bilden dabei sicherlich ungewöhnliche Ausnahmen. Aber gerade die gewöhnlichen Bürogebäude aus den Fünfziger und Sechzigerjahren sind relevant: Mit vorgestellter Fassade erweitert, integriert sich zum Beispiel der „Beznerturm“ ins Mühlenviertel. Und das sanierte und zu Mikroapartments umgebaute ehemalige Verlagshochhaus bleibt dem Quartier „Wohnen am Holzhofpark“ als vertraute Landmark erhalten. Was wir für Neubauten daraus lernen können? Nutzungsneutral planen, Flexibilität ermöglichen, um die Lebensdauer von Gebäuden zu erhöhen, wie auch im „Wildgarten mi(et)gestalten“ – ein Projekt, das zudem durch die Idee der Partizipation im geförderten Mietwohnungsbau überzeugt. Dass die finanziellen Anreize für Abbruch und Neubau höher sind als für Umnutzung und Sanierung, dass Flächennutzungspläne der Kommunen meist noch nicht mit den aus Umnutzung entstehenden gemischten Quartieren einhergehen, dies wird hoffentlich ebenfalls Bestandteil der „klimagerechten Neubauoffensive“ der Regierung.

Wille, Wunsch und Ideen sind auf der Seite der Planer und Entwickler da. Dies zeigt nicht nur unser diesjähriges Gewinnerprojekt „Massivholzhäuser Neuruppin“ in eindrücklicher Weise. Sämtliche relevanten Themen und insbesondere die intensive Auseinandersetzung mit dem Prinzip des Cradle-to-Cradle finden sich hier wieder.

Denn auch die Projektvielfalt unserer 50 „Wohnbauten des Jahres 2022“ zeigt dies eindrücklich – wenn auch manches Mal erst auf den zweiten Blick. Verstärkt durch die Interviews, in denen die Planer und Entscheider klare Forderungen an die Politik adressieren: Es ist an der Zeit, endlich deutlicher die gesetzlichen Weichen zu stellen und Entscheidungen zu treffen – für ein neues, ein anderes Bauen. Cornelia Hellstern

Fakten zum Wettbewerb:

Der Award Deutscher Wohnungsbau wurde 2019 zum ersten Mal ausgelobt. Dieses Jahr hat die Jury Preise in zwölf Kategorien ausgesprochen: Experimenteller Ansatz, Geförderter Wohnungsbau, Innovative Fassade, Ländlicher Raum, Mischnutzung, Nachhaltiges Energiekonzept, Nachverdichtung, Partizipative Planung, Premiumwohnen, Quartiersentwicklung, Revitalisierung und Wohnhochhaus.

Im Buch sind die besten 50 Projekte dokumentiert. Die Jury vergab einen ersten Preise, acht Anerkennungen und 41 Auszeichnungen. Fünf Produkte wurden zudem als die Lösungen des Jahres ausgezeichnet. Partner des Wettbewerbs sind das Architekturmagazin Baumeister, das österreichische Architekturmagazin architektur aktuell, das InformationsZentrum Beton, Drees & Sommer, das Bundesarchitekturkammer, der Verlag expazium mit ihrer Zeitschrift TEC21, der Immobilienverband Deutschland ivd sowie die Messe München mit der EXPO REAL.

Ausstellung

Alle Projekte und Lösungen des Jahres sind vom 11. bis 31. Oktober 2022 in einer Ausstellung im Haus der Architektur, Bayerische Architektenkammer, zu sehen.

1. Preis:

Massivholzhäuser Neuruppin
Auftraggeber: Baugruppe Ausbauhaus Neuruppin GbR (Gartenhaus)
Architekten: Praeger Richter Architekten, BDA

Anerkennungen gingen an:

Der Neue Derzbachhof, Forstenried, München
Auftraggeber: Euroboden GmbH
Architekten: raumstation Architekten GmbH

Lichtblick, Winterthur (CH)
Auftraggeber: Habitat 8000
Architekten: Rothen Architektur GmbH

Mehrfamilienhaus M44, Dornbirn (A)
Auftraggeber: raumvier projektentwicklung gmbh
Architekten: Baumschlager Hutter Partners

Stadthaus Donaustraße, Ingolstadt
Auftraggeber: Privat
Architekten: nbundm*

K59 – Dachaufbau in Kupfer, Stuttgart
Auftraggeber: Südwesttextil e. V.
Architekten: STUDIO CROSS SCALE

Haus Liselotte – Wohnungsbau für Pflegekräfte, Ostfildern-Ruit
Auftraggeber: Erich und Liselotte Gradmann-Stiftung
Architekten: Kauffmann Theilig & Partner, Freie Architekten PartGmbB

Wohnen an der Werderstraße, Nürnberg
Auftraggeber: SCHULTHEISS Wohnbau AG
Architekten: Hild und K

Beznerturm, Ravensburg
Auftraggeber: Bauherrengemeinschaft Beznerturm GbR
Architekten: bächlemeid architekten stadtplaner bda

Fotografiepreis

Ruedi Walti
Projekt: Weltpostpark in Bern
Architekten: SSA Architekten

Folgenden Objekten hat die Jury eine Auszeichnung zugesprochen:

Experimenteller Ansatz:

Campo Pallotti, Wiesbaden, Auftraggeber: Verein der Norddeutschen Pallottiner e.V., Architekten: MMZ GmbH Architekten und Ingenieure

Geförderter Wohnungsbau:

Mitarbeiterwohnen in Rust, Auftraggeber: Ann-Kathrin Mack, Franz Mack & Söhne KG, Architekten: AP+M Architekten GmbH

Innovative Fassade:

Weiherweg, Dachau, Auftraggeber: Bauwerk Gesellschaft für Baumanagement mbH, Architekten: lynx architecture

Mehrfamilienhaus Südstraße, Sevelen, Auftraggeber: BiltoImmo AG, Architekten: Kaundbe Architekten AG

Ländlicher Raum:

Tempel 74, Mellau (A), Auftraggeber: Baumeister Jürgen Haller GmbH, Architekten: Baumeister Jürgen Haller GmbH

Das EnergieQuartier an der Alexanderheide in Wiefelstede, Auftraggeber: Ammerländer WohnungsbauGesellschaft mbH, Architekten: Planungsgruppe Brakenhoff

BAUERNHOF 2.0, Neumarkt Woffenbach, Auftraggeber: Familie Damm, München, Architekten: Arcs Architekten

Mischnutzung:

Apartmenthaus Mainzer Landstraße, Frankfurt am Main, Auftraggeber: HGG Dritte Projektgesellschaft mbH & Co. KG: Stefan Forster GmbH

Quartiersbebauung HLC Ludwigsburg, Auftraggeber: Strenger Bauen und Wohnen GmbH, Architekten: Steimle Architekten BDA

Wohnprojekt Adolfstraße, Hannover, Auftraggeber: Projektgesellschaft Adolfstraße GmbH & Co. KG, Architekten: Stefan Forster GmbH Nachhaltiges Energiekonzept: Weltpostpark Bern, Auftraggeber: Swiss Prime Site Immobilien AG, Architekten: SSA Architekten AG

Nachverdichtung:

GustavsHof, Offenbach, Auftraggeber: Nassauische Heimstätte Wohnungs- und Entwicklungsgesellschaft mbH, Architekten: FFM-ARCHITEKTEN. Tovar + Tovar PartGmbB

Lameygarten, Mannheim, Auftraggeber: Spar- und Bauverein Mannheim 1895 eG, Architekten: Stefan Forster GmbH

Paul-Ehrlich-Straße 12–18, Frankfurt am Main, Auftraggeber: Versorgungskasse der Angestellten GEA Group AG VVaG, Architekten: Landes & Partner

Quartier am Moorbekpark, Norderstedt, Auftraggeber: Richard Ditting GmbH & Co. KG, Architekten: prasch buken partner architekten bda

Häuser am Park, Kronberg, Auftraggeber: Monica und Dr. Thomas Werhahn, Architekten: Wolfgang Ott Architekt BDA

Warburgstraße Hamburg, Auftraggeber: BPN Projektentwicklung GmbH & Co. KG, Architekten: BAID architektur gmbh

Altes Rathaus, Heerdt, Auftraggeber: Bahners & Schmitz GmbH, Architekten: klobusch architekten PartGmbB

Partizipative Planung:

Wildgarten mi(e)tgestalten, Wien (A), Auftraggeber: EGW Erste gemeinnützige Wohnungsgesellschaft mbH, Architekten: Caramel architekten zt-gmbh

Premiumwohnen:

Mehrfamilienhaus in Possenhofen, Auftraggeber: Hautmann Perspektiven „Die Kunst der schönen Orte“, Architekten: WSM ARCHITEKTEN

Harvestehuder Weg 38, Hamburg, Auftraggeber: Belvedere Vermögensverwaltung GmbH & Co.KG,
Architekten: BAID architektur gmbh

WILL N°16, München-Harlaching, Auftraggeber: 6B47 Germany GmbH, Architekten: Blocher Partners

Student Apartments Maxtormauer – Dialog zwischen Alt und Neu, Nürnberg, Auftraggeber: GIAS
Grundstücksgesellschaft mbH, Architekten: DÖMGES ARCHITEKTEN AG

MFH Räfiserhalde 1–3, Buchs (CH), Auftraggeber: Buxus Immobilien AG, Architekten: Kaundbe Architekten AG

Das Levels, Linz (A), Auftraggeber: Real Treuhand Projekt & Bauträger GmbH, Architekten: Kaufmann Haas & Partner ZT KG

Wohnanlage Zollgasse, Dornbirn (A), Auftraggeber: PERIGUT KG raumvier projektentwicklung gmbh,
Architekten: Baumschlager Hutter Partners

Quartiersentwicklung:

Baumkirchen Mitte WA 2, München, Auftraggeber: Joint Venture: Patrizia Projektentwicklung GmbH und CA
IMMO Deutschland GmbH, Architekten: Robert Meyer und Tobias Karlhuber Architekten

Panzerhalle – Wohnen am Ebenberg, Landau in der Pfalz, Auftraggeber: Bösherz Immobilien GmbH,
Architekten: Krüger Architektur

Green Levels, München-Harlaching, Auftraggeber: Isaria München Projektentwicklungs GmbH, Architekten:
dreisterneplus GmbH Architektur + Stadtplanung

Südmole – Die Schiffshäuser, Mainz, Auftraggeber: BPD Immobilienentwicklung GmbH, Architekten:
LANGHOF GmbH

Welfengarten, München-Haidhausen, Auftraggeber: Bayerische Hausbau GmbH & Co. KG, Architekten: Caruso St John Architects steidle architekten Gesellschaft von Architekten und Stadtplanern mbH

Wohnen am Holzhofpark, Darmstadt, Auftraggeber: Holzhofstraße Aufbaugesellschaft GmbH & Co. KG, Geschäftsführer: F. Albrecht Graf v. Pfeil, Architekten: planquadrat Elfers Geskes Krämer PartG mbB

Bodenweid, Meggen (CH), Auftraggeber: Privat, Architekten: Scheitlin Syfrig Architekten

Johanneshof 02, Regensburg, Auftraggeber: Dörnberg Viertel 3 GmbH & Co. KG., Architekten: be_planen Architektur GmbH

Wohnen in den Schillergärten, Kronberg, Auftraggeber: Wilma Wohnen Süd RM GmbH, Architekten: Wolfgang Ott Architekt BDA

Georgenhof 01, Regensburg, Auftraggeber: DBV Georgenhof GmbH & Co. KG, Architekten: be_planen Architektur GmbH

Riegerhöfe, Taufkirchen, Auftraggeber: Eurytos Immobilien GmbH & Co. KG, Architekten: REINHART + PARTNER Architekten und Stadtplaner mbB

Revitalisierung:

Hageloft, Osnabrück, Auftraggeber: Hageloft GmbH (MUUUH! Group & Grimm Holding GmbH), Architekten: KRESINGS

Gleisbogenhaus, Landau, Auftraggeber: Gärten am Cornichon Projektentwicklung GmbH & Co. KG, Architekten: Planungsgemeinschaft: Lamott.Lamott Architekten PartGmbB + THORSTEN HOLCH ARCHITEKT DWB

Sonnemannstraße, Frankfurt am Main, Auftraggeber: Jöckel Projektentwicklungs GmbH, Architekten: Stefan Forster GmbH

Wohnhochhaus:

mirror, Graz (A), Auftraggeber: ÖSW Wohnbauträger GmbH, Architekten: PENTAPLAN ZT GmbH

Folgende Produkte wurden als die Lösungen des Jahres ausgezeichnet:

Erster Preis:

WINDOWMENT®, Unternehmen: Beck+Heun GmbH

Auszeichnungen:

Außenwand & Fassade:

HECK MW A1, Unternehmen: HECK Wall Systems GmbH

Decke, Wand, Boden:

Cradle to Cradle zertifizierte Troldtekt® Designlösungen, Unternehmen: Troldtekt GmbH

Gebäudetechnik:

TECEsystem Sanitär- und Installationswände, Unternehmen: TECE GmbH

Sanitär:

TECEprofil WC-Modul mit integrierter Hygienespülung, Unternehmen: TECE GmbH

Die Autoren

Cornelia Hellstern studierte Innenarchitektur an der Fachhochschule Trier. Sie ist Mitglied im Fachbeirat des Baukunstarchivs NRW und Dozentin für Gestaltung und Entwurf an der HS Karlsruhe/ Fakultät für Architektur und Bauwesen. Nach langer Station als Redakteurin und Projektleiterin beim Verlagshaus DETAIL gründete die Autorin 2016 ihr Büro für die Vermittlung von Architektur und Baukultur.

Simon Dietzfelbinger ist Partner und Head of Residential Properties bei Drees & Sommer SE. Als führendes europäisches Beratungs-, Planungs- und Projektmanagementunternehmen begleitet Drees & Sommer private und öffentliche Bauherren sowie Investoren seit 50 Jahren in allen Fragen rund um Immobilien und Infrastruktur – analog und digital.

Die Jury

• Prof. Markus Binder, Architekt, CAPE – climate_architecture_physics_energy (Sieger 2021)
• Simon Dietzfelbinger, Head of Residential Properties bei Drees & Sommer
• Andrea Gebhard, Präsidentin Bundesarchitektenkammer
• Annegret Haider, Architektin, einszueins architektur (Siegerin 2021)
• Cornelia Hellstern, Architekturkommunikation, Kuratorin und Dozentin
• Reiner Nagel, Vorstandsvorsitzender Bundesstiftung Baukultur
• Ulrich Nolting, Geschäftsführer InformationsZentrum Beton
• Dr. Fabian Peters, Chefredakteur des Architekturmagazins „Baumeister“
• Josef Schmid, Mitglied des Ausschusses für Wohnen, Bau und Verkehr im Landtag

Cornelia Hellstern und Simon Dietzfelbinger
Ausgezeichneter Wohnungsbau – Wohnbauten des Jahres 2022
2022. 360 Seiten, 400 farbige Abbildungen und Pläne
23 x 30 cm, gebunden
€ [D] 98,- / €[A] 100,80; sFr. 132,00
ISBN: 978-3-7667-2586-8

Weitere Infos unter: wohnbauten-des-jahres.com

 

Ausstellung
Alle Projekte und Lösungen des Jahres sind vom 11. bis 31. Oktober 2022 in einer Ausstellung im Haus der
Architektur, Bayerische Architektenkammer, zu sehen.

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