Sepsis, auch Blutvergiftung genannt, ist ein lebensbedrohlicher Notfall, der oft unterschätzt wird. Jährlich sind jedoch 50 Millionen Patienten weltweit von einer Blutvergiftung betroffen. Die Sepsis weist je nach Schweregrad eine Sterberate von bis zu 60 Prozent auf und ist in Deutschland die dritthäufigste Todesursache nach Herz-Kreislauf- und Krebserkrankungen.

Um Fragen zur unterschätzten Gefahr zu beantworten, bot Prof. Dr. med. Samir Sakka, Chefarzt der Intensivmedizin im Kemperhof und Ev. Stift St. Martin, am Welt-Sepsistag eine Telefonsprechstunde an.

„Was sind typische Symptome?“, wollte ein Anrufer wissen. „Symptome wie Fieber mit Schüttelfrost, Herzrasen, Verwirrtheit, kalte Extremitäten und Kurzatmigkeit können der Krankheit im ersten Moment nicht genau zugeordnet werden, gehören aber dazu. Theoretisch kann jeder Patient mit einer Infektion eine Sepsis entwickeln, sodass die Ursache schwer festzustellen ist. Menschen mit chronischen Erkrankungen oder einem geschwächten Immunsystem sowie Ältere und Säuglinge sind besonders gefährdet“, berichtet der Chefarzt.

Wie entsteht eine Sepsis? „Im Normalfall gelingt es dem Immunsystem, eine Infektion lokal zu bekämpfen. Breiten sich die Erreger – meist Bakterien, aber auch Viren, Pilze oder Parasiten – über das Lymph- und Blutgefäßsystem im Körper aus, kommt es im Abwehrsystem zu einer übermäßigen Reaktion. Die Folge: Die Abwehrzellen greifen nicht nur die Erreger, sondern auch das eigene Gewebe und die Organe an“, erläutert Prof. Dr. med. Samir Sakka und betont: „Die effektivste Methode, einer Sepsis vorzubeugen, ist diese zu verhindern. Neben Hygienemaßnahmen und sorgfältigem Wundschutz können Impfungen gegen Pneumokokken, Meningokokken oder die Grippe helfen.“

Eine Garantie gibt es aber dennoch nicht. Umso wichtiger sei es, sich bei einem Verdacht auf eine Sepsis umgehend medizinische Notfallhilfe zu suchen. „Jede Stunde zählt, ist hier keine leere Phrase, sondern entscheidend im Kampf gegen bleibende Schäden oder den Tod“, so Sakka. Um einen schweren Verlauf zu verhindern, behandeln Ärzte den Infektionsherd in der Regel mit Antibiotika und versuchen – sofern angezeigt – ihn mit einem operativen Eingriff zu entfernen. Oft müssen die Patienten allerdings auch über künstliche Beatmung, mit kreislaufunterstützenden Medikamenten oder einer Dialyse auf einer Intensivstation behandelt werden.

75.000 Todesfälle pro Jahr in Deutschland: Die Initiative „Deutschland erkennt Sepsis“, die durch das Bundesministerium für Gesundheit gefördert wird, hat auch deswegen ein Aufklärvideo bereitgestellt – www.deutschland-erkennt-sepsis.de/filme-plakate-social-media.

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