Nicht nur Verbraucher, auch Unternehmen leiden unter Lieferengpässen und hoher Inflation. Thomas Meier, Fondsmanager des MainFirst Global Dividend Stars, erklärt im Interview, warum ihre Dividendenausschüttungen in der jüngsten Krise dennoch nicht gefallen sind und warum er europäische Aktien trotz des Kriegs in der Ukraine den Vorrang vor US-amerikanischen Titeln gibt.

FondsSuperMarkt: Seit unserem letzten Interview im Herbst hat sich die Lage in der Welt und an den Finanzmärkten dramatisch verändert. Der damals einsetzende Anstieg der Inflation hat sich durch Corona-Lockdowns in China und durch die Energiekrise im Zuge des Ukraine-Kriegs auf ein konstant hohes Niveau verfestigt. Wie würden Sie aktuell die Ertragslage der Unternehmen, ihre Erlöse, Investitionen und Dividendenzahlungen charakterisieren?

Thomas Meier: Wir erleben derzeit eine Abfolge von vielen Krisen innerhalb kürzester Zeit. Wir sind volkswirtschaftlich vom Erholungspfad nach der Pandemie abgekommen. Die Energiekrise aufgrund des Ukraine-Kriegs und die hohen Teuerungsraten setzen Unternehmen wie auch Verbrauchern stark zu. Die Effekte sind global zu spüren. Unternehmen sehen ihre Gewinne bedroht. Die hohe Inflation führt zu einem erheblichen Kostenschub bei den Inputkosten, außerdem sind die Wertschöpfungsketten durch die Null-Corona-Politik in China weiterhin fragil und der Arbeitnehmermangel in westlichen Ländern enorm. Unternehmen, die nur über begrenzte Preismacht verfügen, werden einen Erlös- und Profitabilitätsverlust erleiden. Deshalb präferieren wir Unternehmen, die eine führende Nischenpositionierung haben und durch Ihre hohe Innovationskraft ihre Marktposition beibehalten oder ausbauen können. Insbesondere familiengeführte Unternehmen zeichnen sich in volatilen wirtschaftlichen Phasen durch ihre besondere Widerstandsfähigkeit aus. Sie behalten ihre Investitionsbudgets bei, um ihre hohe Innovationskraft zu schützen.

Dividenden haben durch die vergangenen Krisen ihre Beständigkeit bewiesen. Während der Pandemie wurden Dividendenzahlungen zum Teil ausgesetzt, aber in der Breite anschließend aufgeholt. Natürlich gilt es im stark inflationären Umfeld die Dividendenfallen zu umgehen und nach Unternehmen mit Preissetzungsmacht Ausschau zu halten. Zudem bieten Dividenden einen Schutz vor Inflation, da das Dividendenwachstum meist parallel zu den Teuerungsraten verläuft bzw. diese sogar übersteigen kann. Investoren können mittels Dividenden einen wichtigen Baustein für den Vermögenshalt leisten.

FondsSuperMarkt: Wie hoch ist aktuell die durchschnittliche Dividendenrendite im Fondsportfolio des MainFirst Global Dividend Stars?

Thomas Meier: Der MainFirst Global Dividend Stars hat seit Auflage eine durchschnittliche Dividendenrendite von 3,2 Prozent erwirtschaftet. Im laufenden Jahr haben wir eine Dividendenrendite von 3,3 Prozent, und wir sind zuversichtlich, dass wir weiterhin attraktive Dividendenausschüttungen generieren werden.

FondsSuperMarkt: Im Herbst hatten Sie eine Übergewichtung europäischer und zyklischer Titel im Portfolio berichtet. Wie hat sich die Portfolioaufstellung in der Inflationskrise verändert?

Thomas Meier: Hinsichtlich der Inflationskrise haben defensive Unternehmen mit starken Cash-Flow-Profilen eine deutliche Aufwertung erlebt. Innerhalb unserer Portfoliogewichtung sind allein vier defensiven Unternehmen in den zehn größten Positionen vertreten. Diese kommen aus dem Pharma- oder Lebensmittel- und Getränkesektor. Die restlichen Werte stellen weiterhin klein- und mittelgroßkapitalisierte Unternehmen dar. Die Portfolioausrichtung hat sich nicht geändert, wir behalten unseren Investmentstil konsistent bei. Wir nutzen die derzeitige Lage am Kapitalmarkt, um selektiv Unternehmen, die durch den undifferenzierten Abverkauf leiden, aufzustocken.

FondsSuperMarkt: Wie hat sich Ihre Barbell (Hantel)-Strategie aus konservativen und offensiveren, wachstumsstärkeren Aktien in der jüngsten Krise bewährt? Welche Unternehmen sind bislang am besten durch die Krise gekommen?

Thomas Meier: Die Barbell-Strategie hat uns geholfen, die volatilen Phasen am Kapitalmarkt abzufedern. Insbesondere der Abverkauf der klein- und mittelgroßkapitalisierten Unternehmen konnte zum Teil durch die konservativen Unternehmen aufgefangen werden. Die Wertentwicklung des Fonds, verglichen mit dem breiten Markt, spiegelt die erfolgreiche Umsetzung der Barbell-Strategie wider. Innerhalb des defensiven Teils im Portfolio haben sich Pharmawerte sowie Getränke- und Lebensmittelproduzenten hervorgetan.

FondsSuperMarkt: Hatten oder haben Sie Unternehmen im Portfolio, die auf der Beschaffungs- oder Absatzseite von dem Ukraine-Krieg oder den gegen Russland verhängten Sanktionen betroffen sind?

Thomas Meier: Wir hatten bei keinem unserer Unternehmen signifikante Effekte, die direkt aus den Sanktionen gegen Russland resultierten.

FondsSuperMarkt: Warum bevorzugen Sie weiterhin europäische vor US-amerikanischen Aktien?

Thomas Meier: Die Gewinnschätzungen haben in Europa durch die Abhängigkeit von russischer Energie bereits eine Korrektur erfahren. Der Kapitalmarkt preist bereits für Europa eine milde Rezession ein. In den USA sind die Gewinnschätzungen unseres Erachtens nach noch nicht ausreichend korrigiert. Zudem hat der Fed-Vorsitzende Jerome Powell beteuert, dass die Inflationsbekämpfung im Vordergrund steht. Ein „Soft Landing“ der US-Wirtschaft wird unter den Rahmenbedingungen immer schwieriger. Des Weiteren wurden die klein- und mittelgroßkapitalisierten Unternehmen in Europa überproportional abgestraft, auch gegenüber den US-Werten. Wir haben in unserem Fonds das Tierbedarfsunternehmen Musti Group. Das Unternehmen ist ausschließlich in Skandinavien aktiv und hat dank Eigenmarken und seiner hohen Marktanteile keine negativen Folgen aus dem Ukraine-Krieg erlitten. Die Aktie wurde dennoch stark abgestraft. Der derzeitige Börsenwert spiegelt unserer Meinung nach jedoch nicht den Unternehmenswert wider. Fundamental betrachtet ist die operative Entwicklung weiterhin planmäßig.

FondsSuperMarkt: Zyklische Nicht-Basiskonsumgüter und Industrietitel sind laut dem Fonds-Factsheet von Ende Juli, verglichen mit der angegebenen Benchmark, übergewichtet. Angesichts der weltweiten konjunkturellen Eintrübung überrascht dieser Befund. Was sind die Hintergründe?

Thomas Meier: Wir beobachten, dass die erste Reihe von Profiteuren, wie Rohstoff- und Energiekonzerne, bereits an Wert zugelegt hat. Wir erachten die zweite Reihe von Unternehmen interessanter, welche nur bedingt durch die Energiekrise oder hohen Inflationsraten betroffen sind. Wir nutzen die derzeitige Schwäche bei diesen Werten, um mittel- bis langfristig an attraktiven Geschäftsmodellen zu partizipieren. Zudem diversifiziert der Fonds auf Sektor- und Subsektorenebene. Die Deutsche Post ist als Industrieunternehmen klassifiziert, aber profitiert derzeit als Logistikunternehmen vom weiterhin robusten E-Commerce-Trend.

FondsSuperMarkt: In unserem letzten Interview stellten Sie fest, dass einige Unternehmen aus dem Portfolio in Schwellenländern tätig sind. Auch dort ist, nicht zuletzt durch die Stärke des US-Dollars, hohe Energie- und Rohstoffpreise, die Inflation gestiegen. Haben Sie entsprechende Auswirkungen im Fonds gespürt?

Thomas Meier: Viele der aufgeführten Punkte haben eine globale Auswirkung. Unsere Unternehmen sind global aufgestellt und besitzen eine breite Basis an Standorten. Der starke US-Dollar hat bei unseren Unternehmen Auswirkungen auf die Beschaffungspreise, da die meisten Rohstoffe in US-Dollar notieren. Im Kontrast hierzu stützt der günstige Euro den Export bzw. die Wettbewerbsfähigkeit. Unsere Unternehmen haben trotz der konjunkturellen Abkühlung in den Schwellenländern, insbesondere in China, keine erheblichen negativen Auswirkungen verzeichnet. Vielmehr stellen die unterbrochenen Lieferketten ein Problem dar.

FondsSuperMarkt: Wie sieht es derzeit bei den fundamentalen Bewertungen im Fondsportfolio aus? Sind Aktien nach dem Kursrückgang der letzten Monate günstig?

Thomas Meier: Europäische Aktien handeln derzeit auf einem ähnlichen Niveau wie zu Hochzeiten der Pandemie. Dies ermöglicht attraktive Chancen. Zudem gilt es, die mittel- bis langfristige Perspektive zu bewahren. Ob sich die Rezession bereits im laufenden Jahr oder erst im nächsten vollends entfaltet, ist schwer zu beurteilen, aber wir sind zuversichtlich, was die Gewinnentwicklung ab Ende 2023 betrifft. US-Aktien verzeichnen historisch gesehen keinen hohen Bewertungsabschlag, daher sind wir hier noch etwas vorsichtig. Zudem diskontiert der Aktienmarkt zukünftige Informationen, d.h. die Aktienkurse drehen meist mehrere Monate vor der Gewinnentwicklung.

FondsSuperMarkt: Wie fällt Ihr Marktausblick für den Rest dieses Jahres und für 2023 aus? Wo sehen Sie die größten Chancen und Risiken?

Thomas Meier: Die Inflationsbekämpfung stellt die oberste Priorität der Notenbanken dar. Die beharrlich hohen Teuerungsraten der letzten Monate lassen nur eine starke Anhebung der Leitzinsen zu. Die konjunkturelle Abkühlung ist unausweichlich und in Europa bereits eingepreist. Wir erwarten auch über die nächsten Quartale Inflationstendenzen von mindestens 3 bis 4 Prozent. Ein Auslöser hierfür sind neben der Energiekrise auch die unzuverlässigen Wertschöpfungsketten, die aufgrund von geopolitischen Machtblöcken entstehen. Dennoch bieten diese volatilen Phasen attraktive Einstiegszeitpunkte, wie wir zu Pandemiebeginn 2020 gesehen haben. Unternehmen mit Preissetzungsmacht werden aus der Krise stärker hervorkommen. Zudem bieten Aktien bzw. Dividendentitel einen effektiven Schutz vor der Inflation.

Fondsdetails: MainFirst Global Dividend Stars B

ISIN LU1238901323
WKN A14VLS
Fondskategorie Globale dividendenstarke Aktien
Ausgabeaufschlag 5% (FondsSuperMarkt-Rabatt 100%)
Ertragsverwendung Ausschüttend
Managementvergütung p.a. 1,50 %
Performancegebühr 15% des vierteljährlichen Nettowertzuwachses, der die Wertentwicklung des MSCI World High Dividend Yield Net übersteigt (High Watermark)
Laufende Kosten 1,98 %
Auflegung 10.07.2015
Fondsvolumen 45,4 Mio. EUR (31.08.2022)
Performance seit Auflage +47,70 % | +5,61 % p.a. (31.08.2022)
Risiko- und Ertragsprofil (SRRI) 6 von 7

Über MainFirst

MAINFIRST ist eine unabhängige europäische Multi-Investment Boutique mit einem aktiven Managementansatz. Das Unternehmen verwaltet hauseigene Publikums- sowie Spezialfonds in den Anlageklassen Aktien, Anleihen und Multi-Asset. Die Portfoliomanagementteams agieren unabhängig in der Umsetzung ihrer Investmentideen und verfolgen hierbei konsequent ihre jeweiligen Anlagestrategien und -philosophien. Dieser Ansatz, verbunden mit einer authentischen Unternehmenskultur, bildet die optimale Grundlage zur Alpha-Generierung und Schaffung von langfristigem Mehrwert für unsere Anleger. In allen MainFirst-Fonds werden Nachhaltigkeitsaspekte ausdrücklich berücksichtigt und sind vollumfänglich in den Entscheidungsprozess bei der aktiven Titelselektion integriert. Das Unternehmen verbindet die Expertise und Flexibilität fokussierter Investmentteams mit den Stärken und klar definierten Prozessen einer breit aufgestellten, internationalen Plattform.

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