Die Tage werden kürzer und kürzer, bald schwindet schon am Nachmittag das Licht. Viele Menschen bemerken in der Dämmerung und der Dunkelheit Probleme mit ihrem Sehvermögen: Sie fühlen sich leicht geblendet, sehen nicht scharf und sind verunsichert. Dr. Andrea Lietz-Partzsch, Pressesprecherin des Berufsverbands der Augenärzte Deutschlands (BVA) erläutert, woher diese Schwierigkeiten kommen.

Die Aussage „Ich sehe im Dunkeln so schlecht“ ist für den Augenarzt der Ausgangspunkt einer umfangreichen Ursachenforschung. Denn die Ursachen können vielfältig sein. Die Schwierigkeiten können die Folge einer Linsentrübung sein, die Augenärzte als Katarakt bezeichnen und die umgangssprachlich „Grauer Star“ heißt. Aber auch eine Entzündung im Auge, eine Iritis, macht das Auge blendempfindlich. Seltener ist eine Blendempfindlichkeit durch einen Albinismus oder eine degenerative Netzhauterkrankung verursacht.

Meist hilft eine optimale Korrektur der Fehlsichtigkeit

Häufig ist es schlicht eine nicht ausreichend korrigierte Fehlsichtigkeit, die die Probleme auslöst. Bei schlechten Lichtverhältnissen weitet sich die Pupille, um möglichst viel von dem verfügbaren Licht ins Auge zu lassen. Bei einer weiten Pupille wirken sich Sehfehler wie eine Kurzsichtigkeit oder ein Astigmatismus (Hornhautverkrümmung) aber stärker auf die Sehschärfe aus als es bei hellem Licht mit enger Pupille der Fall wäre. Deshalb ist es gerade bei schwachem Licht wichtig, auf die optimale Korrektur einer Fehlsichtigkeit zu achten.

Nachtblindheit ist in Deutschland selten

Von einer Nachtblindheit sprechen Augenärzte, wenn die Fähigkeit des Auges, sich an Dunkelheit anzupassen, eingeschränkt oder völlig ausgefallen ist. Im Auge gibt es zwei Arten von lichtempfindlichen Zellen. Bei guten Lichtverhältnissen vermitteln die Zapfen einen scharfen, farbigen Seheindruck. Schwindet das Licht, werden die Stäbchen aktiv. Sie ermöglichen keine Farbwahrnehmung, können aber auch auf schwache Kontraste reagieren, so dass die Orientierung möglich bleibt. Genetisch bedingte Netzhautdegenerationen können zu einem Verlust der Stäbchen führen und damit zu einer Nachtblindheit. So kann die Nachtblindheit den Beginn einer Retinopathia pigmentosa anzeigen. Eine andere mögliche Ursache ist ein Vitamin-A-Mangel. Fehlt das Vitamin, dann kann in den Stäbchen nicht genügend Rhodopsin (Sehpurpur) gebildet werden, das für die Lichtwahrnehmung notwendig ist. Vitamin A wird mit der Nahrung aufgenommen oder aus Beta-Carotin (Provitamin A) gebildet. Die Volksweisheit „Karotten sind für die Augen gut“ ist also durchaus richtig. In Deutschland kommt ein ernährungsbedingter Vitamin-A-Mangel kaum vor, allerdings öfter in den Ländern des globalen Südens.

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Dr. Andrea Lietz-Partzsch
Pressesprecherin
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