Relationen beachten!
Der gesamte US-Verbraucherindex sei zwar zurückgegangen, wenn auch weniger als erwartet, allerdings gebe die Beschleunigung des Kern-Verbraucherpreisindex (ohne Lebensmittel und Energie) Anlass zu weiteren Spekulationen. Es ‚drohe‘ nach Ansicht vieler Experten eine mögliche Zinserhöhung der Fed um weitere 75 Basispunkte noch in diesem Monat. „Über eine derartige Erhöhung wird allerdings bereits seit mehreren Wochen intensiv diskutiert“, erläutert Grüner. „Wenn Aktien aufgrund von emotionalen Krisenherden und nicht aufgrund einer wesentlich negativen Veränderung der eingehenden Informationen sinken, ist dies unserer Meinung nach ein deutliches Zeichen dafür, dass man als Anleger den berühmten kühlen Kopf bewahren sollte.“
Keine große Überraschung
Im Grunde würden die US-Inflationsdaten wenig neue oder überraschende Erkenntnisse liefern. Der Gesamtindex habe sich von 8,5 Prozent im Juli auf 8,3 Prozent verringert und sei damit hinter den Erwartungen von 8,1 Prozent zurückgeblieben. Unterstützt worden sei der leichte Rückgang von sinkenden Benzinpreisen, welche sich allerdings nicht im Kernverbraucherindex niederschlagen würden. Dieser habe sich dementsprechend von 5,9 Prozent auf 6,3 Prozent Zuwachs im Jahresvergleich beschleunigt. Die Veränderung gegenüber dem Vormonat stieg von 0,3 Prozent auf 0,6 Prozent an. „Das mag drastisch erscheinen, allerdings zeigte sich der Monatsvergleich bereits in der gesamten Phase hoher Inflation recht volatil“, so Grüner. „Aus unserer Sicht sollte man deshalb den gängigen Fehler vermeiden, ausgehend von den aktuellen Preisen auf künftige Preisentwicklungen zu schließen.“
Eingeschränkte Aussagekraft
Inflationsdaten seien sicherlich hilfreich, um Trends in verschiedenen Unterkategorien zu erkennen, aber diese Erkenntnisse seien in der Regel rückwärtsgerichtet. Wenn sich die Geldpolitik auf die Preise auswirke, geschehe dies in der Regel mit einer deutlichen Verzögerung – nach Untersuchung der Daten zwischen sechs und 18 Monaten. Daher sei das Argument, dass die Inflationsdaten vom August weitere Zinserhöhungen der Fed erforderlich machen, in vielerlei Hinsicht nicht stichhaltig. „Wir gehen davon aus, dass sich die gesamten diesjährigen Zinserhöhungen erst irgendwann im nächsten Frühjahr oder Sommer auf die Inflationswerte auswirken werden“, meint Grüner. „Unter diesem Gesichtspunkt können wir zumindest die Besorgnis über weitere große Zinsschritte der Fed verstehen.“ Wenn die Fed weiterhin in großem Stil auf die eingehenden Daten reagiere, anstatt einen maßvolleren, langfristigen Ansatz zu verfolgen, dann erhöhe sich die Wahrscheinlichkeit einer überzogenen Reaktion. Unter dem Strich bleibe allerdings festzuhalten: Die Schritte der Fed sind praktisch unvorhersehbar.
Fazit
„Die Inflation bleibt hartnäckig, für Anleger ist es deshalb empfehlenswert, ebenfalls hartnäckig zu bleiben“, resümiert Grüner. „Es sollte nicht versucht werden, die künftigen Schritte der Fed zu prognostizieren – viel eher sollten Schlüsse aus der aktuellen Marktstimmung gezogen werden.“ Sobald sich die Inflation abschwächt, könne sich die Stimmung merklich verbessern und der Blick auf die Realität werde zunehmend frei – und diese Realität sei zumindest besser, als es viele Marktteilnehmer in diesen turbulenten Tagen wahrnehmen.
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