Über die Galerie Scheffel GmbH

In der Galerie Scheffel gewährt eine Einzelausstellung Einblick in das außergewöhnliche Schaffen des international geschätzten Bildhauers Alfred Haberpointner. Zu sehen sind vorwiegend jüngst entstandene Arbeiten aus seinen langjährigen Werkreihen: eine Vielfalt abstrahierter Kopfskulpturen ebenso wie verschiedenartige Beispiele seiner charakteristischen „Gewichtungen“, „Haken“ und Wandobjekte.

Alfred Haberpointner lotet in seinen bevorzugt aus Holz oder Metall gearbeiteten Skulpturen die Wechselbeziehung von Körper und Raum aus. Seine Arbeiten sind stets Ergebnis langer Werkprozesse und konsequenter Reflexion. In fortlaufenden Serien bearbeitet er einfache Grundformen in zahllosen Varianten und erkundet Themen wie Proportion, Gewicht, Material und Oberfläche. Dabei nimmt die rudimentäre Form des menschlichen Kopfes eine zentrale Rolle ein.

„Der Kopf ist eine mögliche Form, um stellvertretend das Thema Mensch anzusprechen. […] Meine Form ist abstrakt, kein Porträt, dass auf eine Person hinweist, sondern eine symbolische Form“, führt Haberpointner aus. Den für seine Kopfarbeiten zugeschnittenen Holzformen sägt er Längs- und Querschnitte, serielle Öffnungen oder kreuz und quer verlaufende Linien ein, er hackt ihnen mit der Axt filigrane Linienmuster auf die Haut, bemalt, beizt oder verkohlt ihre Oberflächen. Haberpointner reduziert das Material seiner Ausgangsformen, bis sie „in der Oberfläche so durchgestaltet und aufgefächert sind, dass sie sich mit dem Raum verzahnen“. Auch seine durchlässigen Kopfformen aus miteinander verschweißten Stahlkrampen oder die aus Stahlscheiben zu einem transparenten Liniengefüge zusammengesetzten Köpfe thematisieren ihre Verschränkung mit dem Raum.

Haberpointners unverkennbare Werke treffen keine inhaltlichen Aussagen, erzählen keine Geschichten. Sie eröffnen Assoziationsfelder, bleiben jedoch stets deutungsoffen. So auch die variantenreichen Bronzen oder Holzarbeiten der Serie „Gewichtung“: Ein unregelmäßiger kugeliger Körper hält sich jeweils auf drei dünnen Beinchen im Gleichgewicht und strahlt trotz seiner voluminösen Form – je nach Gewichtung, Material und Farbgebung – eine gewisse Leichtigkeit aus. Anschaulich geht es hier um Proportion und Gewicht, um Masse und Volumen, um Lastenverteilung und Tragkraft.

Die Auseinandersetzung mit diesen Themen ist auch Ausgangspunkt für Haberpointners geschwungene, fast barock bauchige „Haken“ in unterschiedlichen Materialien. Gewicht, Tragen und Getragenwerden sind im Bild des Lasthakens sinnfällig. Gleichzeitig enthält auch diese Form als Zeichen weitere Bedeutungsebenen: Sie verweist auf Haken mit anderer Funktion in den unterschiedlichsten Kontexten (man denke etwa an Angel-, Enter- oder Fanghaken) ebenso wie auf die vielfältigen Verwendungen des Begriffs im übertragenen Sinn.

Mit seinen plastischen Wandarbeiten hingegen erzeugt Alfred Haberpointner imaginäre Räume. Ausgangsmaterial sind jeweils eine oder mehrere Fichtenholzplatten, in die der Künstler – hoch  konzentriert und ausdauernd – mit einer Axt in kontinuierlichem Hackrhythmus gezielte Schnitte oder Schläge setzt. Die linienhafte Riffelung der so herausgearbeiteten Oberflächenstruktur scheint – mal in konzentrischen Kreisen, mal strahlenförmig – in den Raum auszugreifen oder ihn zu absorbieren. Die dichtere Textur und eine dunklere oder hellere Farbgebung im Zentrum der Werke intensivieren ihre dynamische Raumwirkung und ihre Suggestionskraft.

Alfred Haberpointner, 1966 in Ebenau bei Salzburg geboren, absolvierte nach Abschluss der Fachschule für Bildhauerei in Hallein ein Studium (1985-1991) an der Linzer Hochschule für Gestaltung (heute: Kunstuniversität Linz) und konnte bereits 1992 seine erste Einzelausstellung ausrichten. Seitdem hat er für sein originäres Werk zahlreiche Stipendien und Preise erhalten und seine Arbeiten international vielfach ausgestellt – in Städten wie Paris, Prag, Wien oder Zürich, Dubai oder Miami. Seine Werke gehören zu den Beständen bedeutender Privatsammlungen und öffentlicher Museen, etwa denjenigen des Museums der Moderne Salzburg in Österreich, des niederländischen Museums Beelden aan Zee oder des Museums Würth in Deutschland. Haberpointer hat wiederholt an der Skulpturenbiennale Blickachsen teilgenommen und seine drei Meter hohe Außenraumskulptur „Kopf im Kopf“ ist dauerhaft auf dem Campus Westend der Frankfurter Goethe-Universität installiert.

Die aktuelle Einzelausstellung „Alfred Haberpointner“ in der Galerie Scheffel ist bis zum 29. Oktober 2022 zu sehen. Geöffnet ist sie dienstags bis freitags von 14 bis 19 Uhr und samstags von 11 bis 15 Uhr (Ferdinandstraße 19, 61348 Bad Homburg v.d.Höhe, www.galerie-scheffel.de).

Ausstellung „Alfred Haberpointner“
Ort: Galerie Scheffel, Ferdinandstraße 19, 61348 Bad Homburg v.d.Höhe
Dauer der Ausstellung: 9. September – 29. Oktober 2022
Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag, 14-19 Uhr / Samstag, 11-15 Uhr
www.galerie-scheffel.de

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