Der Arbeitsmarkt in Norwegen läuft auf Hochtouren, und es sind nicht mehr nur temporäre Faktoren wie Energie- und Rohstoffpreise, die die Inflation antreiben. Auch weitere „permanente Inflationstreiber“ wie Lohnsteigerungen und Mieten steigen stark, und die Notenbanken reagieren darauf. Strom, Lebensmittel und andere Güter aus dem täglichen Bedarf sind teurer geworden und das verringert die Kaufkraft. Der Preisanstieg ist ein Zeichen dafür, dass Angebot und Nachfrage aus dem Gleichgewicht geraten sind. Wenn der Arbeitsmarkt so stark ist wie jetzt, kann dies zu einer Preis- und Lohnwachstumsspirale beitragen. Zinserhöhungen dürften in Norwegen dabei schneller greifen als in den USA, da sowohl Haushalte als auch Unternehmen in Norwegen in größerem Umfang Kredite mit variablen Zinssätzen haben.
Langfristige Zinsen niedriger als kurzfristige
Bisher ist es den westlichen Zentralbanken seit der Einführung von Zielen für eine stabile Inflation Mitte der 1990er Jahre gelungen ist, die großen Inflationsschwankungen zu vermeiden, die in den 1970er und 1980er Jahren vorherrschten. Aus unserer Sicht gibt es in Zentralbankkreisen eine klare Meinung, dass es langfristig wesentlich teurer ist, das Vertrauen zu verlieren und so streben die Zentralbanken eine niedrige und stabile Inflation an und nehmen eine Phase mit kurzfristig schwächerem Wachstum, vielleicht sogar eine Rezession in Kauf.
Eine Gemeinsamkeit zwischen Norwegen und den USA ist, dass die Marktteilnehmer davon ausgehen, dass der Zinsgipfel im kommenden Winter erreicht wird und der Leitzins dann etwas sinkt, was sich unter anderem in der Tatsache zeigt, dass die langfristigen Zinsen jetzt niedriger sind als die kurzfristigen Zinsen. Die Differenz zwischen zehnjährigen Zinssätzen und zweijährigen Zinssätzen ist gestiegen. Am 17. August 2022 lag die zweijährige Rendite in den USA bei 3,3 Prozent und die zehnjährige Rendite bei 2,85 Prozent. Die norwegische Entwicklung unterscheidet sich nicht wesentlich davon.
Die Fed veröffentlicht einen „Dot Plot“, der zeigt, was die Mitglieder des Ausschusses für den künftigen Leitzins halten. Er erreicht 2023 mit einem Median von 3,75 Prozent seinen Höhepunkt, bevor er ab 2024 fällt. Der Markt in den USA erwartet eine schnellere Zinssenkung als von der Zentralbank angegeben. Im Juni veröffentlichte die Norges Bank ihre vorherige Analyse, die eine Schätzung des Leitzinses von knapp über 3 Prozent im Jahr 2023 ergab.
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