„Fashion’s New World – so lautet der Titel dieser Ausgabe: In der Modebranche ändern sich gerade nicht nur ein paar Silhouetten oder Saumlängen, sondern grundlegende Ansichten und Ausrichtungen. Denn natürlich wird auch die Mode beeinflusst von den Themen unserer Zeit wie Technik, Nachhaltigkeit, Diversität. Deswegen widmen wir unsere Septemberausgabe den aktuell bedeutendsten Bewegungen, frischen Ideen und innovativen Menschen. Eine von Ihnen ist unser Titelstar Jella Haase. 2022 erstmals mit dem Deutschen Filmpreis ausgezeichnet, hat sie sich durch vielfältigste Rollen nach ganz oben gespielt und ist aktuell auf Netflix in ihrer neuen Serie „Kleo“ zu sehen“, so Kerstin Weng, Head of Editorial Content VOGUE Germany.
Auszüge aus dem Gespräch mit Jella Haase
Mit 29 Jahren hat Jella Haase in mehr als 40 Kino-, Fernseh- und Kurzfilmen mitgespielt. Der Durchbruch gelang ihr 2013 mit „Fack ju Göhte“. Seitdem hat die Berlinerin bewiesen, wie wandlungsfähig sie ist: Sie spielte zwei Jahre an der Berliner Volksbühne, brillierte 2020 als Sexarbeiterin in „Berlin Alexanderplatz“ und wurde für ihre Darstellung der jungen Katharina Thalbach in der Filmbiografie „Lieber Thomas“ Ende Juni als beste Nebendarstellerin mit dem Deutschen Filmpreis ausgezeichnet. Jetzt schlägt Jella Haase mit ihrer ersten Serienhauptrolle ein neues Kapitel auf. In der Netflix-Produktion „Kleo“ spielt sie eine ehemalige Stasi-Killerin, die aus ihr unerklärlichen Gründen ins Gefängnis kommt und nach dem Ende der DDR auf einen blutrünstigen Rachefeldzug geht.
Die Serie ist gewagt, provokant und bricht mit den Sehgewohnheiten, für Jella Haase macht gerade das den Reiz aus:
„Es war ein großer Spaß, Kleo zu spielen und ihr etwas Animalisches zu geben und meine gesamte Eitelkeit über Bord zu werfen. Wenn Kleo kämpft, dann kämpft sie wie ein Biest, schmerzverzerrt und angestrengt. Ich habe das Gefühl, dass jede:r Schauspieler:in so aufrichtig und mit so einer großen Spielfreude an die Sache herangegangen ist, dass wir in keiner Minute das Narrativ verraten. Obwohl wir überzeichnen, sind die Figuren auch nahbar und verständlich.“
„Mir war ganz wichtig, dass wir, obwohl wir mit Klischees spielen, keine Klischees bedienen und dass es nicht zu so einer Schwarz-Weiß-Darstellung kommt und der Westen als das potenziell Gute und der Osten als das Böse dargestellt werden.“
Jella Haase schlüpft vor der Kamera und auf der Bühne in unterschiedlichste Rollen. Privat fällt ihr dieser Wechsel eher schwer:
„Ich wäre gerne öfter die Schauspielerin, die sich einfach einer Rolle bedienen kann, wenn sie keinen Bock auf eine Situation hat. Aber im echten Leben kann ich das gar nicht gut, ich kann ganz schlecht lügen. Man sieht es mir auch auf 100 Meter Entfernung an, wenn mir etwas unangenehm ist oder ich mich nicht wohlfühle. Am Set kann ich die ganze Farbpalette an Emotionen spielen, außerhalb fällt mir das schwer.“
Um bei sich zu bleiben und den Druck abzuschütteln, geht Jella Haase regelmäßig Fastenwandern:
„Man geht viel schweigend vor sich hin, dabei schält man sozusagen seine Seelenschale, man zieht sie Schicht für Schicht ab. Am Anfang denke ich mir immer noch: ‚Das hier sind meine Probleme, die will ich behandeln‘, und dann, nach einiger Zeit, merke ich, dass es eigentlich um etwas ganz anderes geht, tief in mir drin. Es ist wirklich beachtlich, wie wenig wir eigentlich brauchen: 30 Prozent unseres Energiehaushalts verwenden wir nur fürs Verdauen, wir leben permanent im Überfluss. Zum Fastenwandern sollte man außerdem noch Handy fasten, das ist die perfekte Kombi.“
Serienfigur Kleo schlüpft durch Kleidung in verschiedene Rollen. Die Septemberausgabe heißt Fashion’s New World – auch für Jella Haase ist Mode Mittel des persönlichen Ausdrucks:
„Bei mir ist das sehr tagesformabhängig: Wenn ich aufwache und schon weiß, wie ich aussehen und was ich tragen will, ist der Tag in der Regel gut. Dann gibt es Tage, an denen ich keine Ahnung habe und mich zehn-, manchmal 20-mal umziehe, weil die Kleidung nicht transportiert, wie ich mich fühlen will. Ich wünsche mir oft ein inneres Gefühl durch einen äußerlichen Umstand und denke: Wenn ich so und so aussehe, stellt sich das und das Gefühl ein. Manchmal geht der Plan auf, oft aber auch nicht.“
Jella Haase möchte Figuren spielen, die Tiefgang haben. Sie scheut sich nicht, das aktiv einzufordern: „Ich glaube, man muss sich trauen, unbequem zu sein und Sachen einzufordern, sich nicht zufriedengeben mit den einfachen Antworten oder diesem ‚Ja, so war es halt schon immer‘. Mit einem einfachen ‚Warum?‘ kommen Leute in Erklärungsnot oder müssen Position beziehen.“
Die zwei Jahre im Ensemble der Berliner Volksbühne haben Jella Haase geprägt:
„Durch die Erfahrung an der Volksbühne hat in meinem Leben eine Entschleunigung stattgefunden. Dadurch, dass ich einfach mal zwei Jahre an einem Ort sein und mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren konnte und es geschafft habe, eine Kontinuität zu schaffen. Ich habe erst währenddessen gemerkt, dass diese Sehnsucht in mir war, nicht immer so entwurzelt zu sein. Beim Dreh findet man sich für kurze Zeit zusammen, und es ist alles wahnsinnig intensiv und schön. Aber danach schwärmen alle in unterschiedliche Himmelsrichtungen aus. Daran muss man sich gewöhnen."
Die Septemberausgabe von VOGUE Germany ist ab 30. August 2022 im Handel und online. Das Interview mit Coverstar Jella Haase lesen Sie bereits jetzt hier.
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