Wespen haben eine wichtige Rolle im Ökosystem, denn sie halten Blattläuse oder Kohlweißling-Raupen in Schach und nützen so in Landwirtschaft und Gartenbau. Sie bestäuben auch einige Pflanzenarten, die darauf angewiesen sind. Als geflügelte Gesundheitspolizei beseitigen sie zudem Aas. Doch trotz ihres ökologischen Nutzens genießen sie bei vielen einen schlechten Ruf als Störenfriede beim gemütlichen Grillen im Garten. "Doch wer bei Wespen gleich ans Stechen denkt, liegt falsch", sagt Tarja Richter. "Nur etwa jede fünfte der weltweit rund 137.000 Wespenarten hat einen Wehrstachel. An den Esstisch auf der Terrasse kommen nur die Gemeine und die Deutsche Wespe, die beiden verbreitetsten Arten", so die Insektenexpertin weiter. Wer aber die Tiere nicht bedrängt oder nach ihnen schlägt, hat wenig zu befürchten.
Bis etwa Ende Juli benötigen die Wespen nur Eiweiß zur Aufzucht ihrer Larven. Vor allem im Spätsommer, wenn die Brut selbstständig ist, fliegen die Alttiere aus, um Futter für sich selbst zu sammeln und das Nest zu verteidigen. "Wespen, die eine Aufgabe im Stock haben, jagen Insekten oder gehen an das vorbereitete Grillfleisch. An den Kuchen kommen vor allem die ‚Rentnerwespen‘, die keine Aufgabe mehr haben und nur sich selbstversorgen", erklärt Tarja Richter.
Viele vermeintlich hilfreiche Tricks, um Wespen dauerhaft fernzuhalten, wie etwa auf den Tisch gelegte Kupfermünzen, sind allerdings nutzlos. "Fangfallen haben sogar einen negativen Einfluss, da noch mehr Tiere angelockt werden. Außerdem sind sie illegal, weil Wespen laut Bundesnaturschutzgesetz nicht ohne vernünftigen Grund gefangen oder verletzt werden dürfen", so Tarja Richter. "Besonders bei Gewitter oder zum Ende der Flugzeit steigt bei vielen Wespen die Aufdringlichkeit. Dann geht man ihnen am besten aus dem Weg."
Klappt das nicht, ist es wichtig Ruhe zu bewahren, wenn Wespen einem zu nahekommen. Hektische oder panische Bewegungen sollten in der Nähe der gelb-schwarz-gestreiften Hautflügler vermieden werden. Wespen reagieren bei der Nahrungssuche außerhalb ihres Nestbereichs nicht aggressiv. Sie wehren sich erst, wenn sie sich bedroht fühlen. "Die Wespe auf keinen Fall wegpusten, denn das Kohlendioxid in der Atemluft ist ein Alarmsignal für die Tiere und versetzt sie in Angriffsstimmung. Eine wirksame Methode im Umgang mit Wespen ist es, das Insekt mit zerstäubtem Wasser zu besprühen. Die Wespe denkt, es fängt an zu regnen und flüchtet zurück in ihr Nest", erklärt Richter. Die Sprühflasche sollte man unbedingt mehrmals auswaschen, da Rückstände von Reinigungsmitteln den Insekten ernsthaft schaden können.
Mit ein paar einfachen Verhaltensregeln lassen sich unliebsame Zwischenfälle oft vermeiden: Lebensmittel und Getränke im Freien sollten abgedeckt und alle Reste nach der Grillparty sofort wieder weggeräumt werden. "Wichtig ist es auch, Kinder mit Strohhalm trinken zu lassen und ihnen nach dem Essen das Gesicht und die Hände abzuwischen, um die Wespen nicht anzulocken", so die LBV-Insektenexpertin. Wespen können zudem von Gerüchen wie duftendem Parfüm, Cremes und Holzmöbelpolitur angezogen werden. Aber auch bunt geblümte Kleidung hat für sie ihren Reiz. Weiterhin sollte man immer den Mülleimer und Kompost abgedeckt halten. Fliegengitter oder eine Raumschleuse, wie zum Beispiel ein Vorhang nach der Eingangstür, sind nützlich, um Wespen aus Wohnung und Haus fernzuhalten.
Mehr Informationen und ein kostenloses Faltblatt auch unter www.lbv.de/wespen.
Insektensommer 2022
Beim Insektensommer, der Mitmachaktion von LBV und NABU, können noch bis zum 14. August auch Wespen gezählt und dem bayerischen Naturschutzverband gemeldet werden unter www.lbv.de/insektensommer. Weitere Insektenarten, die im August häufig vorkommen, sind Schwalbenschwanz, Kleiner Fuchs, Ackerhummel, Blaue Holzbiene, Siebenpunkt-Marienkäfer, Streifenwanze, Blaugrüne Mosaiklibelle und Grünes Heupferd. Wer diese Tiere noch nicht kennt, kann sie ganz einfach mit der auf der LBV-Webseite verfügbaren Zählhilfe kennenlernen. Die gesammelten Daten helfen den Artenschützer*innen einen Überblick über die Bestandsentwicklungen der Insekten zu gewinnen.
LBV-Naturtelefon: Kompetente Beratung zu Naturschutzthemen
Zu Fragen rund um Vögel und Vogelfütterung und allen weiteren Themen, die Wildtiere wie Igel, Fledermäuse, Insekten oder Eichhörnchen und Garten betreffen, bietet der bayerische Naturschutzverband ab sofort kostenlose Beratung am LBV-Naturtelefon an. Sie erreichen das LBV-Naturtelefon Montag bis Freitag von 9 bis 16 Uhr unter 09174/4775-5000.
1909 gegründet ist der LBV der älteste Naturschutzverband in Bayern und zählt aktuell über 110.000 Unterstützerinnen und Unterstützer. Der LBV setzt sich durch fachlich fundierte Natur- und Artenschutzprojekte sowie Umweltbildungsmaßnahmen für den Erhalt einer vielfältigen Natur und Vogelwelt im Freistaat ein. Mehr Infos: www.lbv.de/ueber-uns.
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