Impfungen und Infektionen reduzieren das individuelle gesundheitliche Risiko
Mittlerweile dürften die meisten Menschen mit dem Coronavirus und seinen Varianten schon einmal in Kontakt gekommen sein: Entweder durch Infektion und/oder durch Impfung. Durch die wiederholte Stimulation des Immunsystems bei der Konfrontation mit veränderten Viren (Infektion) bzw. Virusantigenen (Impfung) reduziert sich das individuelle gesundheitliche Risiko. „Insbesondere multiple Infektionen verleihen dem Immunsystem eine verbesserte Abwehrkraft bei der Bekämpfung von Viren. Nach einer Infektion werden Antikörper gegen Coronaviren auch auf den Schleimhäuten, z. B. in der Nase (sog. Schleimhautantikörper, IgA-Antikörper) gebildet, während bei einer Impfung die Antigene des Virus ausschließlich ins Blut gelangen und dort eine Antikörperproduktion stimulieren. Eine Infektion mit Corona hat insofern auch Vorteile: Genesene bekommen einen zusätzlichen Immunschutz in der Nasenschleimhaut und erlangen eine viel breitere und aktualisierte Immunantwort gegen Coronaviren, da die Infektion ja durch die aktuell vorherrschende Variante verursacht wird und nach einer Infektion bei der Virenvermehrung im Körper Millionen von Viren entstehen und damit auch wiederum viele direkt mutierte Virusvarianten. Gegen all diese unterschiedlichen Antigene werden dann Antikörper gebildet und T-Lymphozyten geprägt, so dass künftig eine der Impfreaktion überlegene Immunantwort bereitsteht“, erklärt Dr. Voshaar. Auch von anderen Viren als SARS-CoV-2 ist bekannt, dass die stetige Interaktion unserer lernenden Immunsysteme mit den sich verändernden Viren im Laufe der Zeit ein normales Leben mit diesen Krankheitserregern ermöglicht.
Corona-Maßnahmen im Klinikalltag limitieren die Versorgung
Dennoch bleiben die bisherigen Corona-Maßnahmen im Klinikalltag bestehen. Insbesondere das tägliche Testen auf Corona verursacht unnötige und immense Personalausfälle sowie ein Isolationschaos bei der Bettenbelegung, kritisieren die Lungenärzte des Verbands Pneumologischer Kliniken (VPK). „Wer Corona positiv ist, aber keine Symptome hat, sollte mit FFP2-Maske und unter Beachtung der Hygieneregeln arbeiten dürfen. Wer krank ist, bleibt zu Hause“, ergänzt Dr. Voshaar. Sonst müssen wichtige Operationen, Eingriffe und Behandlungen verschoben werden. Es kommt zu Staus bei Verlegungen und Entlassungen in die Geriatrie, Rehakliniken, Pflegeeinrichtungen etc.
Coronaregeln eigenverantwortlich und situationsgerecht anwenden
Ärzte und andere Forscher ziehen daher eine Zwischenbilanz mit Empfehlungen an die Regierung, die sie in Form eines Positionspapiers auf www.sokrates-rationalisten-forum.de/… veröffentlicht haben: Solange keine Variante mit schwererem Krankheitsverlauf auftritt, stellt das Coronavirus aus medizinischer und epidemiologischer Betrachtung nach derzeitigem Sachstand keine Gefahr mehr für das Gesundheitssystem und die Bevölkerung dar. Beim gegenwärtigen Übergang von der Pandemie zur Endemie sind die Ansteckungsrisiken bzw. die Infektionszahlen nicht mehr die entscheidenden Kennziffern. Der Staat handelt daher nicht verantwortungslos, wenn er Corona-Infektionen mit nur geringem Risiko für schwerwiegende Verläufe zulässt und dabei nur die vulnerablen Gruppen schützt. „Man sollte vielmehr der Bevölkerung, die nach fast drei Jahren Pandemie ja eine gewisse Routine entwickelt hat, zutrauen, dass sie eigenverantwortlich mit dem Gefährdungspotential umzugehen weiß. Das bedeutet, die AHA+L-Coronaregeln weiterhin situationsgerecht anzuwenden, also Maske tragen bei geringem Abstand sowie in schlecht belüfteten oder engen Räumen – während dies draußen an der frischen Luft nicht erforderlich ist. Viele Bürger haben schnell erkannt, dass Infektionen mit den aktuellen Virusmutationen sehr viel milder verlaufen als mit dem Wildtyp und den ersten Varianten. Daher sollen künftig Vorsicht und Toleranz gegenüber unterschiedlichen Situationen das Handeln der Menschen bestimmen – und diese Haltung sollte durch den Staat gestärkt werden“, erläutert Dr. Voshaar.
Empfehlungen für die Regierung im kommenden Herbst und Winter
Vor dem Hintergrund dieser Erfahrungen und Erkenntnisse und solange sich keine Coronavirus- Variante mit schwerem Krankheitsverlauf entwickelt, schlagen die Lungenärzte des VPK folgende Empfehlungen für den kommenden Herbst und Winter vor:
- Nur die Anzahl ausschließlich schwerer Viruserkrankungen (mit Angabe des Virustyps) ist wirklich von Bedeutung und sollte daher auch die künftige Kennzahl zur Beurteilung der Corona-Situation sein. Die Anzahl der Menschen mit Omikron-Infektionen in den Kliniken ist hingegen nicht mehr relevant.
- Im Herbst 2022 werden wir keine Maßnahmen wie Lockdowns, Schulschließungen, ständiges Testen oder Maskenpflicht benötigen. Eine Krankschreibung sollte nur bei den wirklich Erkrankten erfolgen. Eine Quarantäne ist im Hinblick auf den milden Verlauf der meisten Infektionen nicht mehr erforderlich.
- Der Staat hat insofern aktuell keinen Regulierungsbedarf mehr, der über die klassischen Formen der Gesundheitsvorsorge hinausgeht. Er soll dafür sorgen, dass getestete, wirkungsvolle und nach den bewährten Regeln zugelassene Impfstoffe in ausreichender Menge zur Verfügung stehen. Falls erneut potenziell lebensbedrohliche Coronavirusvarianten kursieren, sind die bisherigen Impfstoffe mit diesen neuen Varianten abzugleichen – vergleichbar mit der jährlichen Anpassung der Influenza-Impfstoffe.
- Der Staat soll die Bürger klar und offen auf Grundlage einer evidenz-basierten Wissenschaft und nicht auf Basis von Hochrechnungen epidemiologischer Beobachtungsstudien informieren. Staatliche Kommunikation sollte frei von Angstmache, faktenbezogen und konsequent an der Wissenschaft orientiert sein. Der Leitgedanke des mündigen Bürgers sollte im Mittelpunkt stehen.
- Die wissenschaftliche Aufarbeitung der vergangenen Jahre ist unerlässlich. Wir benötigen dringend eine Rückkehr zu den klassischen und bewährten Standards der Immunologie und der klinischen Prüfung von Impfstoffen. Ohne begleitende systematische Kohorten- Untersuchungen und Grundlagenforschung bleiben viel politische Vorgaben ohne Grundlage und Überzeugungskraft.
- Das Vertrauen in die Impfstoffe wird durch die aktuelle Diskussion über Impfnebenwirkungen gestört, woran auch die ungenügende Verpflichtung der Firmen auf aussagefähige Studien nicht ganz schuldlos sein dürfte. Besser wäre es, zum bewährten verpflichtenden Nachweis zurückzukehren, dass gravierende Nebenwirkungen nicht oder nur in geringem Umfang und in vertretbarer Intensität auftreten.
- Zu den Pandemieschäden gehören auch Kollateralschäden (verzögerte oder fehlende Krankenhausbehandlung, Verschlimmerung psychiatrischer Vorerkrankungen, Entwicklungsstörungen bei Kindern usw.), deren Bedeutung im Sinne eines Gesamtschadens bzw. der Verantwortungsethik künftig viel mehr berücksichtigt werden müsste.
Herbst und Winter mit berechtigtem Optimismus entgegensehen
Fazit der Lungenärzte des VPK: Wir können diesem Herbst und Winter mit berechtigtem Optimismus entgegensehen, da wir mit den aktuellen Virusvarianten von weniger schweren Krankheitsverläufen ausgehen und uns gleichzeitig auf die Schutzeffekte durch Impfungen und vor allem das großartige Lernvermögen und Gedächtnis unseres Immunsystems verlassen können. „Unsere Erfahrung in Deutschland entspricht dabei der in vielen anderen europäischen Staaten, die zumeist ganz auf Maskenpflicht und Coronatests verzichten, weil sie inzwischen (im Gegensatz zu Deutschland) eine gute Datenerfassung haben. Dort liegt der Antikörpernachweis gegen das Coronavirus infolge Durchseuchung bzw. aufgrund der Impfungen bei über 99 %“, bekräftigt Dr. Voshaar.
Als Ansprechpartner für ein evtl. Interview steht Ihnen Dr. med. Thomas Voshaar, Vorstandsvorsitzender des Verbands Pneumologischer Kliniken (VPK) und Chefarzt des Lungenzentrums am Krankenhaus Bethanien in Moers, gerne zur Verfügung. Sie erreichen ihn unter der Telefonnummer: 02841 200-2411.
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