Insgesamt haben sich mehr als 150 Kitas, Grund- und weiterführende Schulen aus dem Gebiet des Nachbarschaftsforums Südholstein/Hamburg geäußert. Dazu zählen die Hamburger Bezirke Altona und Eimsbüttel sowie die Kommunen Halstenbek, Rellingen, Pinneberg, Quickborn, Hasloh, Bönningstedt, Ellerbek, Schenefeld und Wedel. 118 der befragten 153 Einrichtungs- und Schulleitungen nannten das Elterntaxi als eines der fünf größten Probleme, die sie als Einrichtung im Bereich Mobilität stören. Weitere Problemfelder – allerdings in deutlich geringerem Ausmaß – sind demnach überhöhte Geschwindigkeit, fehlende oder unsichere Querungshilfen, fehlende Abstellanlagen für Fahrräder oder auch fehlende Hol- und Bringzonen.
Beim Thema Elterntaxi – also den Hol- und Bringverkehren der Eltern – geht die Befragung noch weiter in die Tiefe. Fast die Hälfte der teilnehmenden Einrichtungen gibt an, dass es dadurch zu ständigen oder regelmäßigen Gefährdungen von Kindern auf Geh- oder Radwegen kommt. Rund 40 Prozent beklagen zudem eine regelmäßige Beeinträchtigung des fließenden Verkehrs. Etwa 40 Prozent der Einrichtungen beobachten immer wieder, dass Eltern im absoluten Halteverbot oder in Feuerwehrzufahrten stehen. Ein Viertel der Befragten gibt an, dass Eltern oft die Radwege blockieren.
Abgefragt wurde außerdem, wie die Einrichtungen die ÖPNV-Infrastruktur in ihrem Umfeld bewerten. Die Nähe von Haltstellen bezeichnen mehr als 70 Prozent der Kitas als sehr gut oder gut. Bei den Schulen sind es sogar fast 90 Prozent. Die Zufriedenheit mit der Taktung des ÖPNV und dem Sitzplatzangebot jedoch fällt geringer aus. 40 Prozent der befragten Grundschulen halten das Sitzplatzangebot im ÖPNV nur für befriedigend oder ausreichend, 10 Prozent sogar für mangelhaft oder ungenügend.
Als zentrales Problemfeld zeigt sich die Rad-Infrastruktur im Umfeld von Schulen und Kitas. Nicht einmal die Hälfte der Einrichtungen bewertet die Nutzbarkeit der Radwege sowohl für Erwachsene als auch für Kinder als gut oder sehr gut. Mehr als 60 Prozent der befragten Grundschulleitungen empfinden die Radweg-Situation für Kinder als mangelhaft oder ungenügend.
Ein ähnlich negatives Bild ergibt sich bei der Frage, ob die Überquerungsstellen für Kinder sicher sind. Nur knapp mehr als 10 Prozent der Grundschulen bezeichnen die Situation an den Überwegen im Umfeld ihrer Schule als gut oder sehr gut. Bei den weiterführenden Schulen sind es nicht ganz 20 Prozent.
Die Befragung zeigt, dass die Kitas und Schulen zwar aktiv gegen die Problematik der Elterntaxis vorgehen – allerdings mit mäßigem Erfolg. Rund 75 Prozent der Einrichtungen geben an, mit Elternabenden und Elternbriefen gegen das Elterntaxi-Phänomen anzugehen. Die Erfolge fallen aber nur gering aus und sind von kurzer Dauer. Auch Kontrollen durch die Polizei wirken oft nicht nachhaltig. Die individuelle Ansprache von Eltern vor den Einrichtungen hat eine etwas höhere Erfolgsquote (30 Prozent). Der Bau von Parkplätzen führte bei einem Fünftel der Einrichtungen zu langfristigen Veränderungen.
Mit den Ergebnissen der Befragung liegt eine Beschreibung der Gesamtsituation vor. Auf dieser Basis ist das Projekt nun mit einem Workshop in eine neue Phase gestartet. Rund 100 Fachleute und Betroffene sind dazu in Hamburg zusammengekommen, um über die Erkenntnisse und mögliche Lösungsansätze zu diskutieren, darunter Vertreter*innen aus den Einrichtungen, aus Politik, Verwaltung, von der Polizei, vom hvv, dem ADFC und weiteren Institutionen, die sich mit Mobilität und Infrastruktur beschäftigen.
Das gemeinsame Ziel: die selbstständige und sichere Mobilität von Kindern und Jugendlichen zu fördern. In dem Projekt sollen die Ursachen für die bestehenden Probleme gezielt untersucht werden, um maßgeschneiderte Lösungsansätze für die Region zu entwickeln und exemplarisch umzusetzen. Das heißt: Nach einer Evaluation können die Maßnahmen dann in Kommunen mit vergleichbaren Problemen übernommen werden. Im Kern wird es dabei gehen um Maßnahmen in der Mobilitätsbildung, um Öffentlichkeitsarbeit, um straßenverkehrsrechtliche Anordnungen, die ÖPNV-Organisation sowie die Planung der Infrastruktur. All dies wird zum Abschluss in einem Praxisleitfaden zusammengefasst.
Der nächste Projektschritt ist aber zunächst eine Detailuntersuchung in den Projektkommunen. Bis zu zehn Kitas, 20 Grundschulen und zehn weiterführende Schulen werden sich ab Herbst an einer differenzierten Erhebung zum Mobilitätsverhalten und zu subjektiven Problemen beteiligen. Das gesamte Projekt zu Elterntaxis und schulischem Mobilitätsmanagement dauert noch bis ins Jahr 2023 hinein.
Das Projekt ist eines von insgesamt vier Reallaboren und Teil des im Januar vorgestellten Leitprojekts „Mobilitätsmanagement“ der Metropolregion Hamburg. Es wird zum größten Teil aus Mitteln der Metropolregion finanziert. Das Projekt zielt darauf ab, Verhaltensmuster bei der Verkehrsmittelwahl im Alltag zu hinterfragen und Einstellungen und Verhaltensweisen zu verändern. Im Kreis Pinneberg begleitet das Büro bueffee aus Wuppertal das Projekt über die gesamte Dauer als fachliche Unterstützung. Die drei weiteren Reallabore in Hamburg, Neumünster und in den Kreisen Stade, Harburg, Lüneburg und Cuxhaven arbeiten an Lösungen für Betriebe und Gewerbestandorte sowie ländliche Regionen.
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