Kein Regen, dazu Wind und hohe Temperaturen: Eine gefährliche Kombination, die auch im Vogelsbergkreis die Gefahr von Flächen- und Waldbränden steigen lässt. Durch die andauernde Trockenheit mussten die Feuerwehren des Kreises in diesem Jahr bereits zu 46 Flächen- und Waldbränden ausrücken. Ein enormer Anstieg im Vergleich zu den Vorjahren.

„Eine beunruhigende Entwicklung“, finden der Vogelsberger Kreisbrandinspektor und Leiter des Amtes für Gefahrenabwehr, Dr. Sven Holland, und die Koordinatorin der Brandschutzerziehung, Heidi Schmidt. Im Interview klären sie über die Gefahren dieser Brände auf und darüber, wie man sie vermeiden kann.

Selbst kleine Brände können aktuell zu großen Flächenbränden mutieren. Wie kommt das?

Heidi Schmidt: „Der Boden ist einfach viel zu trocken, hinzu kommen die sehr hohen Temperaturen – dadurch können sich selbst kleinere Brände rasend schnell ausbreiten. Das birgt auch eine enorme Gefahr für die Einsatzkräfte.“

Wie sieht diese Gefahr konkret aus?

Dr. Sven Holland: „Der Einfluss von Wind auf das Brandverhalten ist eine besondere und niemals zu unterschätzende Gefahr. Die Einsatzkräfte müssen extrem vorsichtig sein, da sie sich gegebenenfalls schnell zurückziehen müssen, wenn der Wind dreht. Auch können sich die Flammen durch Wind sehr schnell ausbreiten, wodurch die Kräfte vom Feuer gefährdet werden könnten. Zudem kann jedes noch so kleine Glutnest durch auffrischenden Wind für den nächsten Brand sorgen.“

Was kann die Bevölkerung machen, um solche verheerenden Brände zu verhindern?

Dr. Holland: „Bitte unter keinen Umständen ein offenes Feuer im Wald oder in Waldnähe entfachen. Bei Waldspaziergängen sollte man besonders darauf achten, keine Flaschen wegzuwerfen, da selbst Glasscherben bei Sonneneinstrahlung durch den Brennglaseffekt ein Feuer entfachen können. Außerdem ist es ganz wichtig, das grundsätzlich geltende Rauchverbot einzuhalten und keinesfalls brennende Zigaretten aus Autos herauszuwerfen. Fahrzeuge sollten nur auf ausgewiesenen Parkplätzen geparkt und nicht über entzündlichem Untergrund abgestellt werden, da sich der Katalysator eines Kraftfahrzeugs stark erhitzt und dadurch einen Brand auslösen kann.“

Schmidt: „Auch zu Hause im heimischen Garten bitten wir aktuell um erhöhte Aufmerksamkeit. Aufgrund der Trockenheit sollte auf Lagerfeuer und das Verbrennen von Grünabfällen am besten verzichtet werden, ebenso auf das Abbrennen von Unkraut. Durch Funkenflug könnte eine ungewollte Brandübertragung erfolgen und sich rasend schnell ausbreiten.“

Immer wieder gibt es Meldungen von brennenden Feldern. Gibt es für Landwirte bestimmte Vorsichtsmaßnahmen, um Brände zu verhindern?

Schmidt: „Landwirte sollten am besten Löschmöglichkeiten mitführen, beispielsweise Feuerlöscher, um im Ernstfall einen entstehenden Brand direkt löschen zu können. Sollte dieser Löschversuch jedoch keine Wirkung zeigen, bitte nicht lange zögern und direkt die 112 wählen. Während der Arbeit auf dem Feld sollten die Geräte und Maschinen stets genau beobachtet werden, damit ein Defekt oder ein mögliches Überhitzen schnell bemerkt wird. Lieber einmal die Arbeit unterbrechen, die Maschine auf einen befestigten Untergrund stellen und diese dann genau kontrollieren. “

Wie sollte man sich verhalten, wenn man einen Brand bemerkt?

Dr. Holland: „Wir bitten darum, dass schon beim kleinsten Anzeichen eines Brandes oder starker Rauchentwicklung den Notruf 112 abzusetzen – am besten mit ganz konkreten Ortsangaben, damit die Einsatzkräfte schnellstmöglich vor Ort sein und so hoffentlich Schlimmeres verhindern können. Solange man sich selbst und andere dadurch nicht in Gefahr bringt, kann man auch versuchen, ein entstehendes Feuer selbst zu löschen.“

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