Am 17.05.2022 erhielt die Vogelpflegestation des Wildparks Eekholt spät abends einen verletzten Seeadler, der von der Wildtierhilfe Schellhorn e.V. an einem Windpark bei Hanerau-Hademarschen geborgen wurde. Offenbar war der Adler mit einem der Windräder kollidiert und hatte sich dabei eine Trümmerfraktur der Finger am linken Flügel zugezogen. „Es ist wie ein Wunder, dass die Handschwinge nicht von dem Rotorblatt abgehackt wurde“, sagte Dr. Elvira Frfr. v. Schenck (Wildtierärztin im Wildpark Eekholt). „Bisher hatte fast jeder Seeadler, der mit einer Windkraftanlage kollidierte, so schwere Amputationsverletzungen, dass er entweder sofort vor Ort verstarb oder von seinen Leiden erlöst werden musste.“ Dank der Arbeit der Projektgruppe Seeadlerschutz SH e.V. wissen wir, dass der Tod durch Windkraftanlagen zu den häufigsten Todesursachen der freilebenden Seeadler in Schleswig-Holstein zählt, gleich neben der Kollision mit der Bahn. In der Regel sind die Verletzungen so gravierend, dass die Vögel einen Teil ihrer Flügel oder anderer Körperteile verlieren und so flugunfähig werden. Wenn sie nicht rechtzeitig gefunden werden, sterben sie oft einen langen qualvollen Hungertod. Dieser Adler hat Riesenglück gehabt, dass nur die Finger zertrümmert wurden. Dank des schnellen Einsatzes der Finder und der guten Pflege in der Vogelpflegestation des Wildparks Eekholt, konnte der Knochenbruch gut ausheilen und 6 Wochen nach dem Unfall stellte der Adler in der großen Rundflugvoliere der Projektgruppe Seeadlerschutz im Wildpark Eekholt bereits wieder seine Flugkünste unter Beweis. In den letzten Wochen bereitete sich der Adler mit intensivem Flugtraining auf die Freilassung vor.

Am Donnerstag, den 07.07.2022 kann der Seeadler wieder ausgewildert werden. Der Auswilderungsort liegt in der Nähe des Wildparks Eekholt. Die Auswilderung ist für 11 Uhr angesetzt. Treffpunkt ist der Wirtschaftshof des Wildparks Eekholt, Eekholt 1, 24623 Großenaspe.

Wir möchten die Gelegenheit nutzen, die Menschen noch einmal auf die Problematik aufmerksam zu machen, der Seeadler und auch viele andere Vögel in zunehmendem Maße ausgesetzt sind. Bei freilebenden Seeadlern in Schleswig-Holstein ist eine der beiden Haupttodesursachen, der Tod durch Windkraftanlagen. An immer mehr Standorten werden Windräder aufgestellt, die eine gravierende Zerschneidung des Luftraums darstellen. Die bis zu 300 Stundenkilometer schnellen Rotorblätter werden von den Vögeln nicht wahrgenommen und so werden viele gefiederte Mitgeschöpfe regelrecht zerteilt. Oft sind es erwachsene Vögel, wie es auch bei unserem Adler der Fall ist. Werden diese Tiere durch die WKA getötet oder verletzt, stirbt meist auch der Nachwuchs im Nest.

Wir fordern: „Kein Klimaschutz vor Artenschutz“

In diesem Jahr wurden von der Projektgruppe Seeadlerschutz Schleswig-Holstein bereits drei tote oder verletzte Seeadler gefunden, die nachweislich mit den Rotorblättern von Windenergieanlagen kollidiert sind. Als Segelflieger sind die Seeadler durch den geplanten massiven Ausbau von Windenergieanlagen an Land zunehmend gefährdet. „Als Naturschützer müssen wir aufpassen, dass im Zuge der politischen Ambitionen beim Klimaschutz und begleitet von einseitigen Forderungen der Windkraftlobby, die Ziele im Artenschutz nicht gegen die Klimaschutzziele ausgespielt werden, so Günter Kalin, Vorsitzender der Projektgruppe Seeadlerschutz.

Eine Reduzierung des bisherigen Abstandskriteriums von 3.000 Meter rund um die Nester von Seeadler darf nicht, wie durch eine Bundesinitiative geplant, auf 500 Meter reduziert werden. Dadurch würde sich das Tötungsrisiko für Seeadler drastisch erhöhen, wie wissenschaftliche Untersuchungen und die Empfehlungen der Staatlichen Vogelschutzwarten Deutschland belegen.

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