Eine Delegation, bestehend aus insgesamt zehn hochrangigen Vertreterinnen und Vertretern der Häfen Hamburg, Brunsbüttel und Lübeck absolvierte dieser Tage ein insgesamt dreitägiges Informationsprogramm in Klaipėda. Die Delegation wurde von Lutz Birke, Amtsleiter Hafen und Innovation der Behörde für Wirtschaft und Innovation der Freien und Hansestadt Hamburg, geleitet. Vor dem aktuellen Hintergrund der weltweit gestörten Logistik-Ketten, der Auswirkungen des Krieges in der Ukraine auf den See- und Landtransport sowie der besonderen Herausforderungen für die Port Authorities und die Wirtschaft bei der Energiewende und der Umsetzung grüner Hafenpolitik fand im Rahmen eines umfänglichen Programms ein intensiver Fachaustausch statt. „Der Besuch in Klaipėda bot tiefe Einblicke in die zukunftsträchtigen Themen, mit denen sich unsere Häfen beschäftigen. Dazu zählen die Energieversorgungssicherheit, beispielweise durch LNG, die Herausforderungen durch die weltweit gestörten Logistikketten und auch die Bereitstellung von Landstromanlagen für Container- und Kreuzfahrtschiffe“, so Lutz Birke, der hinzufügt: „Diese Themenfelder eigenen sich hervorragend voneinander zu lernen und auch gemeinsame Projekte zu initiieren.“

Beim Besuch der Klaipėda State Seaport Authority (KSSA) betonte deren Director General Algis Latakas die Bedeutung Deutschlands für den einzigen litauischen Seehafen. „Deutschland ist mit Abstand der wichtigste seeseitige Handelspartner des Hafens Klaipėda. Die guten Beziehungen zu deutschen Häfen sind eine verlässliche Basis für die Abwicklung von Importen und Exporten im Seeverkehr“, betont Algis Latakas. Den Hamburger Hafen verbinden sechs Container-Liniendienste mit Litauen, die alle den Hafen Klaipėda anlaufen. Aktuell verkehren die Reedereien Hapag-Lloyd, Samskip, Yang Ming und Unifeeder mit eigenen Schiffen sowie über Stellplatzkapazitäten auch CMA CGM, Cosco, Diamond Line, ONE und Sealand zwischen Hamburg und Litauen. Dabei kommen Containerschiffe mit Stellplatzkapazitäten zwischen 870 und 1.400 TEU zum Einsatz. Die Transitzeit zwischen Hamburg und Litauen beträgt in Abhängigkeit von Richtung und Anzahl weiterer Häfen auf der Rotation i.d.R. zwei bis vier Tage. Zusätzlich besteht eine direkte Ro-Ro Verbindung zwischen den Häfen Kiel und Klaipėda und der Hafen Lübeck ist mit einem kombinierten Ro-Ro Dienst über Trelleborg mit Klaipėda verbunden.

Großes Interesse fand bei den Teilnehmern der Delegation der Besuch des von Klaipėdos Nafta (KN) betriebenen FSRU-Terminals „Independence“ (Floating Storage and Regasification Unit). Da in den deutschen Häfen Importterminals zur LNG-Abfertigung gebaut werden, entwickelte sich beim Besuch der Anlage von KN ein reger Austausch zu Fragen der Projektimplementierung, den besonderen Herausforderungen an einen sicheren Betrieb und zu logistischen Prozessen rund um das Handling von LNG. Bereits 2014 konnte in Klaipėda das erste LNG (Liquefied Natural Gas) Terminal eröffnet werden. In Hamburg wird derweil bis 2024 die Versorgung aller Terminals mit Landstrom sichergestellt.

Zu den weiteren Programmpunkten zählte der Besuch von Litauens größter freien Wirtschaftszone Klaipėda Free Economic Zone. Dort sind auf einer Fläche von 412 Hektar bereits mehr als 45 Investoren und rund 100 Unternehmen in der Wirtschaftszone erfolgreich tätig und angesiedelt. Im Programm berücksichtigt waren auch die Besichtigung des Kreuzfahrtterminals und ein Informationsaustausch mit der Interessenvertretung der litauischen Hafenumschlagsbetriebe.

Hafen Hamburg Marketing Vorstand Axel Mattern und Marina Basso Michael, Regionaldirektorin Europa bei HHM, freuen sich über die Vertiefung der Kooperation zwischen den Häfen der Metropolregion Hamburg und Klaipėda. „Diese Zusammenarbeit fördert auf beiden Seiten die Stärkung des maritimen Sektors und nimmt auch aktuelle Probleme, wie den LKW-Fahrermangel, sowie die Diskussion über neue Märkte und den Ausbau der intermodalen Verkehre in den Fokus. Von großer Bedeutung sind auch die Themen Umweltschutz und die Nutzung erneuerbarer Energiequellen sowie der Aufbau von störungsfreien Transportketten zur Versorgung der Wirtschaft und Konsumenten im Binnenland“; sagt Axel Mattern.

Marina Basso Michael, ergänzt: „Hamburg und Klaipeda verbindet eine lange und tiefe Freundschaft, die zuerst vor allem durch Kooperation in diversen EU-geförderten Projekten aufgebaut wurde. Ich freue mich sehr, durch diesen Besuch weitere Partner zu gewinnen und unsere Zusammenarbeit zu stärken.“

Die Vertiefung der Kooperation zwischen den Universalhäfen wurde im Mai in Hamburg im Rahmen des Besuchs des litauischen Ministers für Transport und Kommunikation, Dr. Marius Skuodis, bei der Unterzeichnung eines Memorandum of Understanding (MOU) vereinbart. Ziel ist der Austausch von Markt- und Verkehrsinformationen unter den Kooperationspartnern und die Förderung von Transportkorridoren zwischen den Märkten mit gemeinsamen Marketingaktivitäten. Die größte baltische Republik ist besonders seit der russischen Invasion in der Ukraine verstärkt an der Schaffung neuer Märkte interessiert. Durch den Ausbau der Zusammenarbeit mit den Hafen- und Logistikstandorten Hamburg, Brunsbüttel, Kiel und Lübeck profitieren alle Kooperationspartner.

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